6. Er dringt nun wieder wegen des Bekenntnisses der antiochenischen Glaubensformel auf Jenen ein.
Die Glaubensformel also, o Häretiker, deren Text wir oben angeführt haben, gehört zwar allen Kirchen an, weil alle einen Glauben haben, besonders aber der antiochenischen Stadt und Kirche, also Jener, in welcher du geboren, unterrichtet und wiedergeboren bist. Ihr Glaubensbekenntniß führte dich zur Quelle des Lebens, zur Wiedergeburt des Heiles, zur Gnade der Eucharistie, zur Vereinigung mit dem Herrn. Und wozu noch? O Klage, all zu schwer und traurig! Ja es führte dich auch zum Amte des Dienstes, zur Höhe des Vorstehers, zur Würde des Priesterthums. Glaubst du nun, unseliger Wahnsinn, daß Dieß leicht oder gering sei? Siehst du nicht, was du gethan, in welchen Abgrund du dich gestürzt hast? Mit dem Verluste des Bekenntnisses hast du Alles, was du warst, verloren; denn die Sakramente deines Priesterthums und deines Heiles beruhten auf der Wahrheit des Symbols. Glaubtest du nur jenes zu läugnen? Ich sage dir, du hast dich selbst geläugnet. Aber du glaubst vielleicht nicht, daß du dich selbst verneinst? So laß uns den Text des Bekenntnisses nachsehen, und du sollst nicht beschuldigt werden, wenn du Dasselbe lehrst wie früher; wenn aber etwas ganz Anderes und Entgegengesetztes, so brauchst du nicht zu erwarten, daß du von mir widerlegt werdest, da du dich selbst verurtheilt hast. Denn wenn du nun etwas Anderes behauptest, als was im Symbole steht und du früher selbst gesagt hast, was bleibt dann noch übrig, als deinen Tadel keinem Andern ausser dir anzurechnen, da du siehst, daß das Urtheil Aller gegen dich dasselbe sei wie dein eigenes? „Ich glaube, sagt das Symbol, an einen Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer aller sichtbaren und unsichtbaren Geschöpfe. Und an den Herrn Jesus Christus seinen S. 557 eingebornen Sohn, den Erstgebornen vor aller Kreatur, der aus ihm gezeugt wurde vor aller Zeit und nicht erschaffen“. Gleich zuerst mußt du nun hierauf antworten, ob du Dieß von Jesus Christus, dem Sohne Gottes, bekennst oder verneinst? Wenn du es bekennst, so ist Alles in Ordnung; wenn aber nicht, wie kannst du denn jetzt läugnen, was du früher selbst bekannt hast? Wähle also jetzt, was du lieber willst; denn Eines von diesen Zweien muß geschehen, daß dich entweder eben dieses dein Bekenntniß, wenn es fortdauert, allein befreit, oder wenn du verneinst, es dich zuerst verurtheilt. „Ich glaube, hast du nemlich in der Bekenntnißformel gesagt, an unsern Herrn Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, und den Erstgeborenen vor aller Kreatur.“ Wenn der Herr Jesus Christus der Eingeborene und Erstgeborene vor aller Creatur ist, so ist er ja nach deinem eigenen Bekenntnisse unzweifelhaft Gott. Denn kein anderer Eingeborener ist der Erstgeborene vor aller Creatur, als allein der eingeborene Sohn Gottes. Er ist wie vor den Geschöpfen geboren, so auch der Schöpfer aller, Gott. Und wie kannst du behaupten, daß Derjenige als bloßer Mensch aus der Jungfrau geboren worden sei, von welchem du bekannt hast, daß er Gott vor aller Zeit gewesen sei? Dann sagt das Symbolum: „Der aus dem Vater geboren wurde vor aller Zeit und nicht erschaffen.“ Das hat es durch dich gesagt, das du durch jenes, daß Jesus Christus vor aller Zeit aus Gott dem Vater geboren und nicht erschaffen worden sei. Sagt es vielleicht Etwas von den Phantasien, in welchen du jetzt rasest? Hast du selbst Etwas davon gesagt? Wo ist da die „Statue“, wo dein — so sage ich — „Instrument“? Denn es sei ferne, daß Dieß einem Andern zugeschrieben werde als dir. Wo ist Etwas davon, daß der Herr Jesus Christus, wie in deiner Behauptung, nach Art einer Statue anzubeten sei, nicht als Gott, sondern als Bild Gottes? Daß er, den du aus dem Herrn der Majestät zu einem Instrumente machst, nicht seinetwegen zu ehren sei, wie du lästerst, sondern wegen Desjenigen, der in ihm gleichsam weht und tönt? Du hast S. 558 im Symbole gesagt, daß der Herr Jesus Christus aus Gott dem Vater vor aller Zeit geboren worden sei und nicht erschaffen, was doch wahrhaftig nur dem eingebornen Sohne Gottes zukommt, daß nemlich seine Geburt keine Schöpfung sei, und er nur geboren, nicht aber erschaffen genannt werde. Ist es ja doch gegen das innere Wesen und die Ehre, daß der Schöpfer von Allem für ein Geschöpf gehalten werde, und so der Urheber alles Anfangenden selbst angefangen hätte, wie von ihm Alles den Anfang nahm. Deßhalb heißt er also geboren, nicht erschaffen, weil er eine ihm eigene Entstehung hat, nicht die gemeinsame Schöpfung. Da er nun Gott ist, aus Gott geboren, so muß die Gottheit des Erzeugten Alles haben, was immer die Größe des Erzeugers hat.