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Werke Johannes Cassianus (360-435) De incarnatione Domini contra Nestorium Sieben Bücher über die Menschwerdung Christi (BKV)
Siebentes Buch

2. Er löst nun den Einwand, der aus den Worten genommen ist: Niemand gebiert Einen, der vor ihm war.

Bevor ich aber nun über jene Dinge zu reden beginne, die ich noch nicht in den obigen Büchern schon berührt S. 586 habe, halte ich es für angemessen, einen Versuch zur Einlösung Dessen zu machen, was ich schon früher versprochen habe; damit ich, nach vollständiger Erfüllung des Versprechens, ungestörter über das noch Unberührte zu reden beginnen kann, weil ich in Betreff des Versprochenen Befriedigung gewährt habe. Es sagt also zur Zerstörung des Glaubens an die hl. Geburt zischend die in der Kirche Gottes neue Schlange: „Niemand gebiert Einen, der vor ihm war.“ Zuerst nun glaube ich, daß du nicht nur nicht wissest, was du sagst, sondern auch nicht, wovon du redest. Denn wenn du wüßtest oder Einsicht hättest, wovon du redest, so würdest du doch die Geburt des eingeborenen Gottes nicht nach dem Maße menschlicher Klügelei bemessen und würdest nicht versuchen, Demjenigen, der ausserhalb aller menschlichen Ursprungsweise geboren wurde, durch menschliche Begrifflein Abbruch zu thun, oder du würdest nicht der göttlichen Allmacht irdische Unmöglichkeiten entgegen stellen, wenn du je erkannt hättest, daß bei Gott Nichts unmöglich ist. Niemand also, sagst du, gebiert Einen, der vor ihm war. Sag mir doch, von welchen Verhältnissen du redest und welcher Lebewesen Natur du zu bestimmen gedenkst? Willst du für Menschen oder Bestien, für Vögel oder Vierfüßler ein Gesetz aufstellen? Denn diese und andere derartige sind es, von welchen Solches gesagt werden kann. Denn keines von Diesen vermag zu erzeugen, was vorher war, weil, was einmal schon entstanden ist, nicht darauf zurückgehen kann, neuerdings erzeugt zu werden. Darum kann auch Niemand Einen gebären, der vor ihm war, weil Niemand einen früher Gewesenen erzeugen kann; und zum Gebären kommt es ja nur durch die Möglichkeit der Zeugung. Du willst also, daß man bei der Geburt des allmächtigen Gottes Ebendasselbe in Anschlag bringe wie bei dem Entstehen irdischen Lebens, und hältst Demjenigen die Natur des menschlichen Zustandes entgegen, welcher selbst der Urheber der Natur ist. Du siehst also, daß, wie ich oben sagte, du nicht weißt, wovon oder von wem du redest, da du die Geschöpfe mit dem Schöpfer vergleichst und zur S. 587 Beurtheilung der göttlichen Allmacht jene Dinge als Beispiel anwendest, welche überhaupt nicht wären, wenn sie nicht gerade Das, was sie sind, durch Gott wären. Gott kam also, wie er wollte und wann er wollte und aus welcher er wollte. Ihm konnte weder Zeit noch Person noch Menschenbrauch oder anderer Dinge Beispiel Schranken setzen; denn es konnte das Gesetz der Geschöpfe Dem nicht entgegen sein, welcher selbst der Schöpfer Aller ist. Auch war es ihm leicht, zu können, was er wollte, weil die Macht dem Willen vereint war. Willst du vielleicht in Etwa wissen, wie groß die Allmacht Gottes sei? Ich glaube, daß der Herr auch an seinen Geschöpfen thun konnte, was er, wie du glaubst, an sich selbst nicht konnte. Denn alle lebenden Wesen, welche gebären, was nach ihnen ist, können, wenn es nur Gott befiehlt, auch gebären, was lang vor ihnen war. Denn auch die Speisen und Getränke können, wenn Dieß der Wille Gottes ist, für gewisse Empfängnisse und Zeugungen umgeändert werden; ja selbst die Gewässer, welche doch schon vom Anfange der Dinge an fließen, da sie von allen lebenden Wesen benützt werden, können auf Befehl Gottes in Mutterleibern verkörpert und gezeugt werden. Denn wer kann dem hl. Wirken ein Maß setzen oder die göttliche Vorsehung einschränken? Oder wer wird, wie geschrieben steht,ihm sagen: „Was hast du gethan?“ Wenn du läugnest, daß Gott Alles kann, dann magst du läugnen, daß ein Früherer aus Maria geboren werden konnte, da Gott geboren wurde. Wenn aber für Gott Nichts unmöglich ist, warum hältst du ihm gerade bei seiner Ankunft eine Unmöglichkeit vor, da du doch erkennst, daß ihm in allen Dingen Nichts unmöglich ist?

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Sieben Bücher über die Menschwerdung Christi (BKV)

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