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Works John Cassian (360-435) Sieben Bücher über die Menschwerdung Christi (BKV)
Siebentes Buch

4. Gott habe wie in den übrigen Dingen so auch bei seinem zeitlichen Anfange seine Allmacht gezeigt.

S. 590 So gesteh’ nun Ebendasselbe gerade von der Geburt unsers Herrn, wie von allen Dingen! Glaube, daß Gott geboren worden sei, wie er wollte, da du nicht läugnest, daß er konnte, was er wollte; du müßtest denn meinen, daß die Kraft, welche ihm für alles Andere zu Gebote stand, gerade für ihn selbst gefehlt habe, und daß zu seiner Geburt die Allmacht nicht vorhanden gewesen sei, die doch von ihm ausgehend Alles durchdrang. Du hältst mir bei der Entstehung des Herrn entgegen: „Niemand gebiert Einen, der vor ihm war“ und du sagst bei jener Geburt, in welcher der allmächtige Gott geboren worden ist: „Gleichwesentlich mit der Gebärenden muß das Geborene sein,“ als ob du mit irgend einem Menschen nach menschlichen Gesetzen zu thun hättest, dem du Alles, was bei ihm unmöglich ist, vorhalten, und den du mit seiner irdischen Schwäche in die Enge bringen könntest. Du behauptest, daß die Verhältnisse bei der Geburt für Alle gemeinsam seien, und das gleiche Gesetz für die Zeugung gelte; für das ganze menschliche Geschlecht sei es unmöglich, daß Einem glücke, was Gott für die Gesammtheit nicht vorkommen lasse. Du verstehst nicht, von wem du Dieß behauptest, und siehst nicht, von wem du redest, da es ja wahrhaftig der Urheber aller Verhältnisse und das Gesetz aller Naturen ist, von welchem auch kommt, was immer der Mensch kann und was er nicht kann; denn er hat festgestellt das Maß einer jeden Sache, und wie weit die Fähigkeit gehen oder die Schwäche nicht gehen sollte. Mit welcher Thorheit also hältst du die menschliche Unmöglichkeit Demjenigen entgegen, welchem die Macht selbst gebührt. Wenn du die Person des Herrn nach menschlichen Schwachheiten beurtheilen und die Allmacht Gottes nach irdischem Maße messen willst, so wirst du gewiß Nichts finden, was in seinem körperlichen Leiden für Gott passend schiene. Denn wenn es für wahrscheinlich S. 591 gelten kann, daß Maria Gott, der vor ihr war, nicht gebären konnte, wie soll es denn wahrscheinlich sein, daß Gott von den Menschen gekreuzigt worden? Und doch hat ebenderselbe Gott, welcher gekreuzigt wurde, vorausgesagt:1 „Kreuzigt denn der Mensch seinen Gott, weil ihr mich kreuzigt?“ Wenn also der Herr nicht aus der Jungfrau geboren sein soll, weil sonst der Geborene früher gewesen wäre als die Gebärerin, wie kann man dann glauben, daß Gott Blut gehabt habe? Und doch wird den Vorstehern der Ephesier gesagt:2 „Lenket die Kirche Gottes, welche er mit seinem Blute erworben hat.“ Endlich wie soll man glauben, daß der Urheber des Lebens desselben beraubt worden sei? Und doch sagt Petrus:3 „Ihr habt den Urheber des Lebens getödtet.“ Niemand, der auf Erden weilt, kann im Himmel sein, aber wie sagt dann der Herr selbst:4 „Der Sohn des Menschen, der im Himmel ist?“ Wenn du ferner deßhalb nicht glaubst, daß Gott aus der Jungfrau geboren sei, weil die Geburt gleichwesentlich mit der Gebärenden sein müsse, wie kannst du dann glauben, daß ungleiche Dinge aus ungleichen Naturen entstanden seien? Bei dir also hat weder der Wind plötzlich die Wachteln herbeigeführt, noch ist das Manna gefallen, noch Wein aus dem Wasser hervorgegangen, und es wurden nicht viele tausend Menschen mit wenig Speise ernährt, noch auch kam dem Blinden das Licht aus dem Kothe. Wenn nun Das alles gewiß unglaublich und widervernünftig scheint, wofern wir nicht glauben, daß es von Gott geschehen sei: warum läugnest du dann bei seiner Geburt, was du bei seinen Werken bekennst? Oder konnte er vielleicht seiner Geburt und Ankunft Das nicht leisten, was er für die Hilfe und den Nutzen der Menschen nicht verweigerte?


  1. Malach. 3, 8. Siehe S. 475 Anm. ↩

  2. Apostelg. 20, 28. ↩

  3. Apostelg. 3, 15. ↩

  4. Joh. 3, 13. ↩

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