Edition
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De spectaculis
17
1 similiter impudicitiam omnem amoliri iubemur. hoc igitur modo etiam a theatro separamur, quod est privatum consistorium impudicitiae, ubi nihil probatur quam quod alibi non probatur. 2 ita summa gratia eius de spurcitia plurimum concinnata est, quam Atellanus gesticulatur, quam mimus etiam per muliebres repraesentat, sensum sexus et pudoris exterminans, ut facilius domi quam scaenae erubescant, quam denique pantomimus a pueritia patitur ex corpore, ut artifex esse possit. 3 ipsa etiam prostibula, publicae libidinis hostiae, in scaena proferuntur, plus miserae in praesentia feminarum, quibus solis latebant, perque omnis aetatis, omnis dignitatis ora transducuntur; locus, stipes, elogium, etiam quibus opus non est, praedicatur, etiam (taceo de reliquis) quae in tenebris et in speluncis suis delitescere decebat, ne diem contaminarent. 4 erubescat senatus, erubescant ordines omnes! ipsae illae pudoris sui interemptrices de gestibus suis ad lucem et populum expavescentes semel anno erubescunt.
5 quodsi nobis omnis impudicitia exsecranda est, cur liceat audire quod loqui non licet, cum etiam scurrilitatem et omne vanum verbum indicatum a deo sciamus? cur aeque liceat videre quae facere flagitium est? cur quae ore prolata communicant hominem, ea per aures et oculos admissa non videantur hominem communicare, cum spiritui appareant aures et oculi nec possit mundus praestari cuius apparitores inquinantur? 6 habes igitur et theatri interdictionem de interdictione impudicitiae. si et doctrinam saecularis litteraturae ut stultitiae apud deum deputatam aspernamur, satis praescribitur nobis et de illis speciebus spectaculorum, quae saeculari litteratura lusoriam vel agonisticam scaenam dispungunt. 7 quodsi sunt tragoediae et comoediae scelerum et libidinum auctrices cruentae et lascivae, impiae et prodigae, nullius rei aut atrocis aut vilis commemoratio melior est: quod in facto reicitur, etiam in dicto non est recipiendum.
Übersetzung
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Über die Schauspiele (BKV)
17. Der unsittliche Charakter vieler Schauspiele.
Wird uns nicht ebenso befohlen, jegliche Schamlosigkeit fernzuhalten? Auch hierin liegt für uns ein Verbot des Theaters, welches die Heimat und der Tummelplatz der Schamlosigkeit ist, wo nichts Beifall findet, als was sonst nirgends welchen findet. Daher setzt sich sein größter Zauber meistens aus Unflätereien zusammen, welche der Atellanenspieler durch Gestikulationen ausdrückt, welche der mimische Schauspieler sogar in Weiberkleidern wirklich darstellt und womit er das schamhaftere Geschlecht vertreibt, so dass es eher zu Hause als im Theater errötet1, welche endlich auch der Ballettänzer von Jugend auf an seinem Körper erduldet, um ein rechter Künstler sein zu können. Sogar die öffentlichen Dirnen werden als Futter für die Ausgelassenheit des Publikums auf der Bühne produziert, beklagenswerter in Gegenwart der Frauen, denen allein sie unbekannt waren, werden sie dem Anblick von Personen jedes Alters und jeder Stellung vorgeführt und ihre Standörter, ihre Preise und ihre guten Eigenschaften auch denen, vor welchen es nicht geschehen sollte, angepriesen2. Ich schweige von den übrigen Dingen, welche anstandshalber in ihrer Dunkelheit und den Lasterhöhlen verborgen bleiben sollten, damit nicht das Sonnenlicht dadurch besudelt würde. Es sollte sich schämen der Senat, es sollten sich schämen alle Stände. Selbst jene Personen3, die Mörderinnen ihrer eigenen Schamhaftigkeit, verraten doch in ihren Gesten Furcht vor dem Tageslichte und dem Volke; sie schämen sich wenigstens einmal im Jahre. Wenn wir nun jede Schamlosigkeit verabscheuen sollen, wie könnte es uns erlaubt sein, anzuhören, was zu sagen unerlaubt ist, da sogar S. 124jeder schlechte Spaß und jedes vergebliche Wort, wie wir wissen, vom Herrn gerichtet wird? Wie sollte, was aus dem Munde ausgehend den Menschen verunreinigt, durch Augen und Ohren eingehend ihn nicht verunreinigen, da die Ohren und Augen ja Diener des Geistes sind, und der, dessen Diener beschmutzt sind, niemandem sauber erscheinen kann? Da hast du ein Verbot des Theaters auf Grund des Verbotes der Unkeuschheit. Wenn wir nun auch die Gelehrsamkeit der Literatur der Heidenwelt als eine Torheit vor Gott verachten4, so ist uns in betreff jener Arten von Spielen genug gesagt, welche in der profanen Literatur in die komische und tragische Gattung eingeteilt werden. Wenn die Tragödien sowohl als die Komödien den Trieb zum Verbrechen und zur Wollust steigern und grausamen, ausgelassenen, ruchlosen und lockern Charakters sind, so ist die mündliche Besprechung grässlicher wie niedriger Handlungen um nichts besser. Was als Tat verwerflich ist, ist auch in Worten nicht zu dulden.