Edition
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De spectaculis
19
1 exspectabimus nunc ut et amphitheatri repudium de scripturis petamus? si saevitiam, si impietatem, si feritatem permissam nobis contendere possumus, eamus in amphitheatrum. si tales sumus quales dicimur, delectemur sanguine humano. 2 Р»bonum est, cum puniuntur nocentes.в•— quis hoc nisi nocens negabit? et tamen innocentes de supplicio alterius laetari non oportet, cum magis competat innocenti dolere, quod homo, par eius, tam nocens factus est, ut tam crudeliter impendatur. 3 quis autem mihi sponsor est, nocentes semper vel ad bestias vel ad quodcumque supplicium decerni, ut non innocentiae quoque inferatur aut ultione iudicantis aut infirmitate defensionis aut instantia quaestionis? quam melius ergo est nescire cum mali puniuntur, ne sciam et cum boni pereunt, si tamen bonum sapiunt. 4 certe quidem gladiatores innocentes in ludum veneunt, ut publicae voluptatis hostiae fiant. etiam qui damnantur in ludum, quale est ut de leviore delicto in homicidas emendatione proficiant?
5 sed haec ethnicis respondi. ceterum absit ut de istius spectaculi aversione diutius discat Christianus. quamquam nemo haec omnia plenius exprimere potest nisi qui adhuc spectat. malo non implere quam meminisse.
Übersetzung
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Über die Schauspiele (BKV)
19. Verwerflichkeit der Spiele im Amphitheater.
Erwarten wir nun eine Verwerfung auch des Amphitheaters seitens der Hl. Schrift? Wer sich zu der Behauptung verstehen kann, Grausamkeit, Ruchlosigkeit, tierische Wildheit sei etwas Erlaubtes für uns, der gehe ins Theater! Wenn wir wirklich solche Leute wären, wie man von uns sagt1, so würden wir an Vergießung von Menschenblut unsere Freude haben, — „Es ist aber etwas Gutes, da es Verbrecher sind, die ihre Strafe finden." — Das wird allerdings nur leugnen, wer selbst ein Verbrecher ist, und dennoch kann sich ein Unschuldiger unmöglich über die Hinrichtung eines Nebenmenschen freuen. Es würde dem Unbescholtenen besser anstehen, betrübt zu sein, weil ein Mitmensch, seinesgleichen, ein solcher Verbrecher geworden ist, dass er auf so grausame Weise verwendet wird. Wer ist mir denn aber dafür Bürge, dass es immer nur Schuldige sind, die zu den wilden Tieren oder zu Todesstrafen irgendwelcher Art bestimmt werden, und dass dies nicht auch der Unschuld widerfährt, aus Rachsucht des Richters, durch Schwäche der Verteidigung oder wegen Heftigkeit der Folter? Es ist viel besser also, nicht darum zu wissen, wenn Schuldige bestraft werden, um nicht dabei zu sein, wenn auch Gute zugrunde gehen; wüsste man überhaupt nur, was gut ist! Sicher ist wenigstens, dass Unschuldige als Gladiatoren zu den Spielen gemietet werden, um dem Amüsement des Publikums zum Opfer zu dienen. Was die betrifft, die zu den Spielen verurteilt werden, so ist es ganz unqualifizierbar, dass man sie anlässlich S. 126ihrer Bestrafung wegen eines geringern Vergehens nun gar noch zum Morde treibt. Das wäre unsere Antwort für die Heiden, Im übrigen aber verhüte Gott, dass ein Christ in betreff der Verabscheuungswürdigkeit der Schauspiele noch weiterer Belehrung bedürfe! Indessen, es vermag niemand alle diese Gründe vollständiger zum Ausdruck zu bringen, als wer noch den Zuschauer abgibt. Ich will aber lieber nicht ganz vollständig sein, als weiter an dergleichen Dinge denken.
Die Heiden fableten, daß die Christen Kinder schlachten und verzehren; die sog. Thyesteischen Mahlzeiten. Vgl. Apol. c.2. ↩