Edition
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De spectaculis
22
1 quid mirum? inaequata ista hominum miscentium et commutantium statum boni et mali per inconstantiam sensus et iudicii varietatem. 2 etenim ipsi auctores et administratores spectaculorum quadrigarios scaenicos xysticos arenarios illos amatissimos, quibus viri animas, feminae autem illis etiam corpora sua substernunt, propter quos se in ea committunt quae reprehendunt, ex eadem arte, qua magnifaciunt, deponunt et deminuunt, immo manifeste damnant ignominia et capitis minutione, arcentes curia rostris senatu equite ceterisque honoribus omnibus simul et ornamentis quibusdam. 3 quanta perversitas! amant quos multant, depretiant quos probant, artem magnificant, artificem notant. 4 quale iudicium est, ut ob ea quis offuscetur, per quae promeretur? immo quanta confessio est malae rei! cuius auctores, cum acceptissimi sint, sine nota non sunt.
Übersetzung
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Über die Schauspiele (BKV)
22. Die Schauspieler sind in der bürgerlichen Gesellschaft verachtet.
Was Wunder? Ungleichmässig ist das Verhalten der Leute1, welche infolge von Unbeständigkeit des Sinnes und schwankendem Urteil Gute und Böse verwechseln und vertauschen, in Folgendem: Die Personen, die als Veranstalter und Darsteller der Schauspiele dienen, die so heißgeliebten Wagenlenker, Bühnenhelden, Boxer und Klopffechter, welchen die Mannsleute ihre Seelen, die Weiber auch noch sogar ihre Leiber preisgeben, denen zu Liebe sie Dinge an ihren Leibern begehen, die sie sonst tadeln — die schätzt man gering, und setzt sie herab wegen derselben Kunst, weshalb man sie hochhält. Ja, man verdammt sie sogar zur Infamie und zum Nichtbesitz der bürgerlichen Rechte, und schließt sie von der Ratsversammlung, der Rednertribüne, dem Senat, dem Ritterstand, von sämtlichen Ehrenstellen und gewissen Auszeichnungen aus. Welche Verkehrtheit! Man liebt die Leute und beeinträchtigt sie; man entehrt sie und zollt ihnen Beifall; den Künstler brandmarkt man, seine Kunstfertigkeit hält man hoch. Welch wunderliches Urteil: jemand kommt in Verruf durch das, worin sein Verdienst besteht! Oder richtiger, was liegt nicht für ein Zugeständnis der Verwerflichkeit dieser Dinge darin, dass deren Veranstalter, obwohl höchst beliebt, doch in Verruf sind.
Quid mirum? inaequata ista; Edit. Vindob. ↩