Edition
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De Virginitate B. Mariae
16.
Imperitissime hominum, ista non legeras, et toto Scripturarum pelago derelicto, ad injuriam Virginis tuam rabiem contulisti, in exemplum ejus quem fabulae ferunt, cum vulgo esset ignotus, et nihil boni posset facinoris excogitare, quo nobilis fieret, Dianae incendisse templum; et nullo prodente sacrilegium, fertur ipse in medium processisse, clamitans sese incendium subjecisse: sciscitantibus Ephesi principibus, quam ob causam hoc facere voluisset, respondisse: Ut quia bene non poteram, male omnibus innotescerem. Et hoc quidem Graeca narrat historia. Tu vero templum Dominici corporis succendisti, tu contaminasti sanctuarium Spiritus Sancti, ex quo vis quadrigam fratrum, et sororum processisse congeriem. Denique cum Judaeis voce sociata, dicis: Nonne hic est fabri filius? Nonne mater ejus dicitur Maria, et fratres ejus Jacobus, et Joses, et Simon, et Judas, et sorores omnes apud nos sunt (Matth. XIII, 55, et Marc. VI, 3)? Omnes, nisi de turba, non dicitur. Quis, te oro, ante hanc blasphemiam noverat, quis dupondii supputabat? Consecutus es quod volebas, nobilis es factus in scelere. Ego ipse qui contra te scribo, cum in eadem tecum Urbe consistam albus, ut aiunt, aterve sis, nescio. Praetermitto vitia sermonis, quibus omnis liber tuus scatet. Taceo ridiculum exordium. O tempora! o mores! Non quaero eloquentiam; quam ipse non habens, in fratre Craterio requisisti. Non, inquam, flagito linguae nitorem, animae quaero puritatem. Apud Christianos enim soloecismus est magnus et vitium, turpe quid vel narrare, vel facere. Ad calcem venio, et te cornuta interrogatione concludo, sicque tecum agam, quasi superius nihil egerim: Eodem modo dictos esse fratres Domini, quo Joseph dictus est pater, Ego, inquit, et pater tuus, dolentes quaerebamus te (Luc. I, 48). Mater haec loquitur, non Judaei. Et ipse Evangelista referens: Et erant pater et mater illius admirantes super his quae dicebantur de eo (Ibid., 33), et his similia, quae jam enumeravimus, in quibus parentes vocantur. Ac ne forte de exemplariorum varietate causeris, quia tibi stultissime persuasisti Graecos codices esse falsatos, ad Joannis Evangelium venio, in quo planissime scribitur: Invenit Philippus Nathanael, et ait illi: Quem scripsit Moyses in Lege, et Prophetae, invenimus Jesum filium Joseph a Nazareth (Joan. I, 45). Certe hoc in tuo codice continetur. Responde mihi, quomodo Jesus sit filius Joseph, quem constat de Spiritu sancto esse procreatum? Vere Joseph pater fuit? Quamvis sis hebes, dicere non audebis? An putabatur? Eodem modo aestimentur et fratres, quo aestimatus est et pater.
Traduction
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Über die beständige Jungfrauschaft Mariens. Gegen Helvidius. (BKV)
16.
O du dümmster aller Menschen, das hattest du nicht gelesen und dann unter Außerachtlassung der gesamten Schrift deine ganze Wut konzentriert auf die Schmähung einer Jungfrau. Du hast jenem sonst unbekannten Mann nachgeahmt1 , von dem die Sage berichtet, er habe den Tempel der Diana in Brand gesteckt, da er nichts Gutes ausdenken konnte, was ihm zur Berühmtheit verholfen hätte. Weil niemand sein Verbrechen verriet, sei er selbst öffentlich aufgetreten, um sich laut der Brandstiftung anzuklagen. Auf die Frage der Behörden in Ephesus, warum er dies getan habe, soll er zur Antwort gegeben haben: „Um wenigstens durch ein Verbrechen berühmt zu werden, nachdem ich es auf gutem Wege nicht vermochte“. So berichtet die griechische Geschichte. Du aber hast den Tempel des Herrenleibes in Brand gesteckt, du hast S. 284das Heiligtum des Heiligen Geistes besudelt, aus welchem nach deiner Annahme ein Doppelpaar von Brüdern und eine Reihe von Schwestern hervorgegangen, sein soll. Ja, du stimmst ein in den Ausruf der Juden: „Ist dieser nicht des Zimmermanns Sohn? Heißt nicht seine Mutter Maria, und sind seine Brüder Jakobus, Joses, Simon und Judas sowie alle seine Schwestern nicht bei uns?“2 . Alle bezeichnet nur eine Menge. Wer, bitte ich dich, hat dich denn vor dieser Gotteslästerung gekannt? Wer hat dich nur einen Pfennig wert erachtet? Du hast erreicht, was du erstrebt hast; durch eine Freveltat hast du Berühmtheit erlangt. Ich selbst, der ich gegen dich schreibe und in derselben. Stadt mit dir wohne, weiß nicht, ob du weiß oder schwarz bist, wie man zu sagen pflegt. Die Sprachfehler, von denen deine ganze Schrift wimmelt, will ich übergehen. Ich will kein Wort verlieren über den lächerlichen Anfang: „O Zeiten, o Sitten!“ Ich frage nichts nach Beredsamkeit, die du, obwohl sie dir selbst abgeht, beim Bruder Craterius vermißt hast. Ich fordere keine glänzende Sprache, aber Reinheit der Seele. Bei den Christen gilt es für einen groben Verstoß gegen die gute Lebensart und für ein Laster, etwas Schimpfliches zu erzählen oder zu tun. Ich komme zum Schlusse und schließe dich in ein Dilemma ein. Hierbei werde ich so mit dir verfahren, als ob ich im vorhergehenden nichts gesagt hätte. In demselben Sinne ist die Rede von den Brüdern des Herrn, in welchem Joseph Vater genannt worden ist. „Ich“, heißt es, „und Dein Vater haben Dich mit Schmerzen gesucht“3 . Die Mutter spricht so, nicht etwa die Juden. Auch der Evangelist selbst berichtet: „Und es wunderten sich sein Vater und seine Mutter über die Dinge, welche von ihm gesagt wurden“4 . Ähnliche Stellen, in denen die Eltern erwähnt werden, gibt es noch mehr, und ich habe sie bereits aufgezählt. Damit du dich aber nicht auf die Verschiedenheit der Handschriften berufest, nachdem S. 285du dir ganz törichterweise eingeredet hast, die griechischen Kodizes seien gefälscht, weise ich auf das Johannesevangelium hin, worin es ganz deutlich heißt: „Es fand Philippus den Nathanael und sprach zu ihm: Wir haben Jesus, den Sohn Josephs, aus Nazareth gefunden, über welchen Moses im Gesetze und die Propheten geschrieben haben“5 . Diese Worte finden sich sicher in deiner Handschrift. Antworte mir, wie Jesus, von dem feststeht, daß er vom Heiligen Geiste gezeugt worden ist, Josephs Sohn sein kann. Ist Joseph wirklich der Vater gewesen? Wenn du auch noch so beschränkt bist, wirst du dies nicht zu behaupten wagen. Oder wurde er bloß dafür gehalten? In derselben Weise, in welcher der Titel Vater aufgefaßt worden istr möge man auch die Bezeichnung Brüder bewerten.