Edition
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De Virginitate B. Mariae
8.
Ad summam, illud requiro, quare se abstinuerit Joseph usque ad partus diem. Respondebit utique, quia Angelum audierit dicentem: Quod enim in ea natum est, de Spiritu sancto est (Matth. I, 20). Ad quod nos inferimus, et certe audierat, Joseph, fili David, ne timeas accipere Mariam uxorem tuam (Ibid., 20). Prohibitum ei fuerat, ne relinqueret, ne adulteram existimaret uxorem. Numquid et a congressu conjugis separatus fuerat, cum utique ne separaretur magis fuisset admonitus? Et audebat, inquit, vir justus, Dei in utero audiens filium, de uxoris coitu cogitare? Pulchre. Qui ergo somnio tantum credidit, ut uxorem non auderet attingere: is postquam pastorum voce cognoverat, Angelum Domini venisse de coelis, et dixisse ad eos: Nolite timere; ecce evangelizo vobis gaudium magnum, quod erit omni populo, quia natus est vobis hodie Salvator, qui est Christus Dominus in civitate David (Luc. II, 10, et seq.); et cum eo laudes militiae concinuisse coelestis: Gloria in excelsis Deo, et super terram pax hominibus bonae voluntatis: qui Simeonem justum inter amplexus parvuli viderat praedicantem, Nunc dimittis servum tuum, Domine, secundum verbum tuum in pace: quia viderunt oculi mei salutare tuum (Ibid., 27): qui Annam prophetissam, Magos, stellam, Herodem, Angelos viderat; qui, inquam, miracula tanta cognoverat, Dei templum, Spiritus sancti sedem, Domini sui matrem audebat attingere? Et certe Maria conservabat omnia verba haec, conferens in corde suo (Ibid., 51). Ac ne impudenter [Al. imprudenter] neges, ista ignorasse Joseph: Et erant, inquit Lucas, pater illius, et mater admirantes super his, quae dicebantur de eo. Licet tu mira impudentia haec in Graecis codicibus falsata contendas, quae non solum omnes pene Graeciae Tractatores in suis voluminibus reliquerunt; sed nonnulli quoque e Latinis, ita ut in Graecis habetur, assumpserint. Nec necesse est nunc de exemplariorum varietate tractare, cum omne et veteris et novae Scripturae instrumentum in Latinum sermonem exinde translatum sit, et multo purior manare credenda sit fontis unda, quam rivi.
Traduction
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Über die beständige Jungfrauschaft Mariens. Gegen Helvidius. (BKV)
8.
Zum Schlusse untersuche ich die Frage, warum Joseph sich bis zum Tage der Geburt enthalten hat. Natürlich wird Helvidius antworten: "Weil er das Wort des Engels gehört hat: Was aus ihr geboren wird, ist vom Heiligen Geiste"1 . Dagegen wende ich ein: "Er hat sicherlich auch das Wort vernommen: Joseph, S. 269Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Gattin, zu dir zu nehmen"2 . Es war ihm verboten worden, sie zu entlassen und wie eine ehebrecherische Gattin zu behandeln. Oder ist er etwa gar zu der Zeit gehindert worden, mit der Gattin zusammenzukommen, als er die Mahnung erhielt, sich nicht von ihr zu trennen? Hätte wohl, höre ich Helvidius antworten, ein gerechter Mann an eheliche Beiwohnung denken können, nachdem er erfahren halte, daß sie den Sohn Gottes in ihrem Schoße trug? Nun gut! Wer also einem Traumgesichte soviel Glauben schenkt, daß er es nicht wagt, seine Gattin zu berühren, sollte der sich erkühnt haben, dem Tempel Gottes, der Wohnung des Heiligen Geistes, der Mutter seines Herrn sich zu nahen, nachdem er aus dem Munde der Hirten gehört hatte, der Engel des Herrn sei vom Himmel gekommen und habe zu ihnen gesprochen: "Fürchtet euch nicht; seht, ich verkündige euch eine große Freude, die allem Volke zuteil werden wird; denn heute ist euch in der Stadt Davids der Erlöser geboren, welcher ist Christus, der Herr"3 , nachdem er erfahren hatte, daß vereint mit diesem Engel die himmlischen Heerscharen den Lobgesang anstimmten: "Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Friede den Menschen, die eines guten Willens sind"?4 Das hätte Joseph tun sollen, vor dessen Augen der gerechte Simeon das Kind auf den Armen hielt und feierlich anhub: "Nun entlassest Du Deinen Knecht, o Herr, nach Deinem Worte in Frieden; denn meine Augen haben Dein Heil gesehen"5 , Joseph, der die Prophetin Anna, die Weisen, den Stern, Herodes und die Engel geschaut hatte6 , Joseph, der Zeuge gewesen war so vieler wunderbarer Vorgänge? Und sicherlich bewahrte Maria alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen7 . Es wäre eine Frechheit zu behaupten, Joseph habe von diesen Begebenheiten nichts gewußt, da doch Lukas sagt: "Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über die Dinge, die von ihm ausgesagt S. 270wurden8 . Natürlich wirst du bei deiner einzigartigen Unverschämtheit einwenden, hier liege in den griechischen Handschriften eine Fälschung vor, welche nicht nur alle griechischen Autoren in ihren Büchern stehen gelassen, sondern auch einige Lateiner aus dem Griechischen übernommen haben. Doch hat es jetzt keinen Zweck, über die Verschiedenheit der Textausgaben zu streiten, da unterdessen das ganze Alte und Neue Testament ins Lateinische übertragen worden ist, und man muß annehmen, daß das Wasser der Quelle reiner fließt als das des Flusses.