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Gegen Vigilantius (BKV)
9.
Über die öftere Feier der Vigilien und über die nächtlichen Zusammenkünfte in den Basiliken der Märtyrer habe ich mich in einem anderen Briefe, den ich vor etwa zwei Jahren an den heiligen Priester Riparius geschrieben habe1 , kurz ausgesprochen. Wenn du sie deshalb für verwerflich erachtest, weil wir uns sonst den Anschein geben, als hätten wir öfters Ostern, hielten aber keine feierliche Vigil nach Ablauf eines Jahres ab2 , dann darf man wohl auch am Sonntage Christo kein Opfer darbringen, damit wir nicht öfters die Erinnerung an die Auferstehung des Herrn begehen und schließlich statt eines Osterfestes mehrere haben? Sünde und Schuld junger Leute und gemeiner Frauen, wie sie allerdings öfters in der Nacht vorkommen, darf den gottesfürchtigen Menschen nicht angerechnet werden, da ja auch, wie allgemein bekannt ist, in der Ostervigil derartige Dinge sehr häufig sich ereignen, ohne daß die Schuld einiger weniger, die auch ohne Vigilfeier in ihrem oder in fremden Häusern sündigen können, der Gottesverehrung Eintracht tut. Der Verrat des Judas hat die Treue der übrigen Apostel nicht erschüttert. So werden auch unsere Vigilien nicht berührt durch die schlechten Vigilien anderer Personen. Es sollen vielmehr jene gezwungen werden, in Keuschheit zu wachen, welche in der Fleischeslust schlafen. Was gut ist, wenn es einmal getan wird, kann deshalb noch nicht schlecht werden, weil es öfter getan wird. Oder wenn es eine Schuld zu meiden gilt, dann ist die Sache nicht darum schuldbar, weil sie öfters, sondern weil sie überhaupt geschieht. Laßt uns also auch an den Ostertagen keine Vigilien feiern, damit die schon lange gehegten Gelüste der Ehebrecher keine Verwirklichung S. 316finden, damit sich der Gattin keine Gelegenheit zur Sünde biete, damit sie ins Ehegemach eingeschlossen werden könne! Glühender ist die Begierde nach dem, was nur selten zu erreichen ist.
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Against Vigilantius
9.
Respecting vigils and the frequent keeping of night-watches in the basilicas of the martyrs, I have given a brief reply in another letter 1 which, about two years ago, I wrote to the reverend presbyter Riparius. You argue that they ought to be abjured, lest we seem to be often keeping Easter, and appear not to observe the customary yearly vigils. If so, then sacrifices should not be offered to Christ on the Lord’s day lest we frequently keep the Easter of our Lord’s Resurrection, and introduce the custom of having many Easters instead of one. We must not, however, impute to pious men the faults and errors of youths and worthless women such as are often detected at night. It is true that, even at the Easter vigils, something of the kind usually comes to light; but the faults of a few form no argument against religion in general, and such persons, without keeping vigil, can go wrong either in their own houses or in those of other people. The treachery of Judas did not annul the loyalty of the Apostles. And if others keep vigil badly, our vigils are not thereby to be stopped; nay, rather let those who sleep to gratify their lust be compelled to watch that they may preserve their chastity. For if a thing once done be good, it cannot be bad if often done; and if there is some fault to be avoided, the blame lies not in its being done often, but in its being done at all. And so we should not watch at Easter-tide for fear that adulterers may satisfy their long pent-up desires, or that the wife may find an opportunity for sinning without having the key turned against her by her husband. The occasions which seldom recur are those which are most eagerly longed for.
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Letter CIX. ↩