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Works Jerome (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III

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Dialog gegen die Pelagianer (BKV)

9.

A. Du mußt unterscheiden zwischen einer Fertigkeit und dem, was über alle Fertigkeit hinausgeht. Medizin und Handwerk sowie die übrigen Künste zählen sehr viele Vertreter; immer ohne Sünde zu sein dagegen ist dem göttlichen Wesen allein vorbehalten. Führe mir doch solche als Beispiel an, die immer ohne Sünde gewesen sind, oder wenn dir das nicht möglich ist, dann gib zu, daß deine Behauptung auf schwachen Füßen steht und laß die hochtrabenden Phrasen, der du mit den Begriffen „sein“ und „sein können“ andere zum besten hältst! Denn wer wird dir zugeben, daß ein Mensch tun kann, was nie ein Mensch vermocht hat? Du bist nicht einmal in der Dialektik bewandert. Denn wenn ein Mensch etwas kann, dann wird das Nichtkönnen aufgehoben; wenn er aber nicht kann, dann wird dem Können der Boden entzogen. Beweise mir, daß jemand das fertig gebracht hat, was du als S. 348 möglich aufstellst! Ist es aber keinem geglückt, dann wirst du gegen deinen Willen darauf festgelegt, daß tatsächlich keiner das vollführen kann, was du öffentlich als möglich vorträgst. Zwischen Diodorus und Chrysippus1, den gewandtesten Dialektikern, besteht über das Mögliche folgende Streitfrage. Nach Diodorus soll nur das geschehen können, was entweder schon geschehen ist oder in Zukunft wirklich geschehen wird. Und was in Zukunft geschehen wird, das müsse notwendig geschehen. Alles das, was nicht in der Zukunft eintreten wird, das könne auch gar nicht geschehen. Chrysippus aber behauptet, auch was nicht geschehen wird, könne geschehen, z. B. könne diese Perle zerbrochen werden, auch wenn es tatsächlich niemals dazu kommen werde. Diejenigen also, welche behaupten, der Mensch könne ohne Sünde sein, wenn er wolle, werden nicht imstande sein, diese Behauptung als wahr zu erweisen, wenn sie nicht zeigen, daß in Zukunft ein solcher Fall eintreten wird. Da aber alles Zukünftige ungewiß ist, besonders wofern es sich um etwas handelt, was noch niemals verwirklicht worden ist, so ist es klar, daß sie etwas als zukünftig hinstellen, was nicht geschehen wird. Auch der Prediger bestätigt diese Ansicht mit den Worten: „Alles, was noch geschehen wird, ist schon geschehen zu einer früheren Zeit“2.


  1. Der Cilicier Chrysippus (um 280—207 v. Chr.) war der sog. zweite Begründer der stoischen Schule. Unter Diodorus ist wohl der Anhänger der megarischen Schule, Diodoros Kronos, zu vermuten, der am ptolemäischen Königshofe lebte. ↩

  2. Eccle. 1, 10 [= Ecclesiastes/Prediger]. ↩

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Dialogos contra Pelagianos Admonitio

9.

Quod futurum numquam est, an possibile sit. — A. Aliud sunt artes, aliud id quod per artes est. Medicina et fabrica, et artes caeterae inveniuntur in plurimis: sine peccato autem esse perpetuo, divinae solius est potestatis. Itaque aut da exemplum qui absque peccato fuerint in perpetuum: aut si dare non potes, confitere imbecillitatem tuam, et noli ponere in coelum os tuum, ut per esse, et esse posse, stultorum illudas auribus. Quis enim tibi concedet, posse hominem facere quod nullus umquam hominum potuerit? Ne tu dialecticis imbutus quidem es? Si enim potest homo, non posse tollitur. Si autem non potest, posse subvertitur. Aut concede mihi aliquem potuisse, quod fieri posse contendis: aut si nullus hoc potuit, invitus teneberis, nullum posse, quod possibile jactitas. Inter Diodorum et Chrysippum valentissimos dialecticos περὶ δυνάτου sta contentio est. Diodorus id solum posse fieri dicit, quod aut sit verum, aut verum futurum sit. Et quidquid futurum sit, id fieri necesse esse. Quidquid autem non sit futurum, id fieri non posse. Chrysippus vero et quae non sunt futura, posse fieri dicit: ut frangi hoc margaritum, etiam si id numquam futurum sit. Qui ergo aiunt hominem posse esse absque peccato si velit, non poterunt hoc verum probare, nisi futurum docuerint. Cum autem futura incerta sint omnia, et maxime ea quae numquam facta sunt, perspicuum est eos id futurum dicere, quod non sit futurum; Ecclesiaste hanc confirmante sententiam: Omne quod futurum est, jam factum est in priori saeculo.

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