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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Jérôme de Stridon (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
I. Buch

22.

Sicherlich will Gott, daß die Bischöfe oder Ältesten so seien, wie das Gefäß der Auserwählung S. 372 lehrt. Untadelhaft, mit welchem Ausdruck der Apostel beginnt, ist entweder keiner oder nur selten einer. Findet sich denn jemand, der nicht an einem schönen Körper ein Muttermal oder einen kleinen Mangel hat? Wenn nämlich der Apostel selbst von Petrus sagt, daß er nicht geraden Fußes hineingetreten sei in die Wahrheit des Evangeliums1 und insofern tadelnswert war, als Barnabas zu der gleichen Täuschung verführt wurde2, wer wird sich dann darüber entrüsten, daß ihm abgesprochen wird, wessen selbst der erste unter den Aposteln ermangelte. Ferner wirst du schwerlich einen finden, der neben den übrigen Tugenden Mann eines Weibes, nüchtern, ehrbar, würdevoll, gastfreundlich und zum Unterricht geeignet sein wird. [Dies bedeutet nämlich, wie du wahrnehmen wirst, διδακτικόν [didaktikon], nicht gelehrig, wie lateinische Einfalt übersetzt.] Auch einen Trunk- und Händelsüchtigen und einen, der nach schnödem Gewinn trachtet, verwirft der Apostel, statt dessen verlangt er einen milden, jedem Streite abholden Mann, der ohne Geiz ist und sein Hauswesen aufs beste regiert, und der, was am schwierigsten ist, Söhne hat, die Gehorsam mit aller Ehrbarkeit vereinigen, mögen es nun Söhne dem Fleische nach oder Söhne im Glauben sein. „Mit aller Ehrbarkeit“ steht da. Es genügt nicht, daß er für seine Person in Ehrbarkeit wandle, sondern die Keuschheit seiner Söhne, seiner Hausgenossen und seiner Dienerschaft soll, ihn schmückend, sich dazu gesellen, da David sagt: „Wer auf makellosem Wege einhergeht, wird in meinem Dienste stehen“3. Betrachten wir auch die scharfe Betonung der Ehrbarkeit in den Worten: „der Söhne hat, unterwürfig in aller Ehrbarkeit“. Nicht nur in Werken, auch in Wort und Gebärde sollen sie sich von der Unlauterkeit fernhalten, damit es ihnen nicht gehe wie Heli, der sicherlich seine Söhne schalt, als er sprach: „Tut es nicht, meine Söhne; tut es nicht! Keine gute Kunde vernehme ich über euch“4. Er schalt und S. 373 trotzdem traf ihn die Strafe. Nicht schelten, sondern verstoßen hätte er sie sollen. Was wird ein Bischof tun, der Freude hat am Bösen, der nicht wagt, es abzustellen, der sein eigenes Gewissen fürchten muß und so tut, als entginge ihm das, worüber das gesamte Volk laut schreit? Es folgt der Ausdruck ἀνέγκλητος [anengklētos]. Keiner darf glauben, Grund zur Anschuldigung zu haben. Auch jene, die draußen stehen, müssen eine gute Meinung von ihm besitzen. Seine Gegner dürfen ihn nicht mit Schmähungen verfolgen. Und wenn ihnen auch seine Lehre mißfällt, dann soll ihnen doch sein Lebenswandel gefallen. Ich meine, diese und vor allem die nächste Forderung, daß er imstande sei, den Gegnern zu widerstehen und die verkehrten Lehren zu unterdrücken und zu überwinden, finden nicht leicht ihre Erfüllung. Der Apostel verlangt, daß kein Neubekehrter zum Bischof geweiht werde, was doch in unseren Zeiten, wie wir sehen, für überaus billig gehalten wird5. Wenn die Taufe sofort gerecht machte und einen mit jeglicher Gerechtigkeit erfüllte, dann wiese der Apostel sicherlich keinen Neubekehrten zurück. Die Taufe tilgt zwar die anderen Sünden, verleiht aber keine neuen Tugenden6; sie entläßt aus dem Kerker und verleiht dem Entlassenen, wofern er sich anstrengt, den Siegespreis. Es gibt keinen oder nur selten einen, der alle Tugenden besitzt, die ein Bischof besitzen soll. Trotzdem wird man aber einem Bischof, dem eine oder zwei Nummern der Tugendliste fehlen, nicht die Bezeichnung „gerecht“ vorenthalten dürfen. Er wird nicht beurteilt nach dem, was ihm fehlt, sondern er wird gekrönt werden für das, was er besitzt. Alles zu besitzen, nichts zu entbehren, das steht nur in der Macht dessen, der keine Sünde getan hat, in dessen Munde kein Trug gefunden wurde, der nicht wieder schalt, da er gescholten ward7, der zuversichtlich im Bewußtsein seines Tugendbesitzes sprach: „Siehe, es kam der Fürst dieser S. 374 Welt, aber an mir hat er nichts gefunden8. „Als er in Gottes Gestalt war, hielt er es für keinen Raub, Gott gleich zu sein. Aber er hat sich erniedrigt und Knechtsgestalt angenommen und ist gehorsam geworden bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuze. Deshalb hat ihm auch Gott einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, auf daß im Namen Jesu das Knie beuge, was im Himmel, auf Erden und in der Hölle ist“9. Wenn du also schon an der Person eines Bischofs die Wahrnehmung machen mußt, daß eine geringe Anzahl von Geboten in ihrer Gesamtheit niemals oder nur selten erfüllt wird, was fängst du dann mit jedem anderen Menschen an, der alle Gebote halten soll?


  1. Gal. 2, 14. ↩

  2. Gal. 2, 13. ↩

  3. Ps. 100, 6 [Hebr. Ps. 101, 6]. ↩

  4. 1 Kön. 2, 24 [= 1 Samuel]. ↩

  5. Ambrosius war ein solcher Neophytus. ↩

  6. Hieronymus denkt hier nicht an die eingegossenen, sondern an die erworbenen moralischen Tugenden. ↩

  7. 1 Pet. 2, 22 f. ↩

  8. Joh. 14, 30. ↩

  9. Phil. 2, 6―10. ↩

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Dialog gegen die Pelagianer (BKV)

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