1.
S. 21Für viele ist es noch nicht ausgemacht, wer sich vor allen anderen in der Wüste niedergelassen und ein Mönchsleben geführt hat. Einige, die in allzu frühe Zeiten zurückgreifen, wollen mit Elias und Johannes beginnen. Freilich scheint Elias mehr als ein Mönch gewesen zu sein, und Johannes war ein Prophet schon vor seiner Geburt. Nach anderen — und sie vertreten die landläufige Meinung — hat Antonius als erster diesen Lebensstand ergriffen, was aber nur zum Teil seine Richtigkeit hat. Er ist nämlich nicht selbst der erste von allen gewesen, wohl aber sind die anderen durch ihn zu ihrem Eifer angeregt worden. Amathas und Macarius1, zwei Schüler des Antonius2 , von welchen der erstere den Leichnam des Meisters begraben hat, behaupten noch heute, daß, wenn auch nicht der Name, so doch die Sache sich zurückführe auf einen gewissen Paulus aus Theben. Auch wir folgen dieser Angabe. Einige vertreten nun bezüglich seiner Persönlichkeit in schrankenloser Willkür bald diese bald jene Ansicht. Er sei ein bis zur Ferse behaarter Mensch gewesen, der sich in einer unterirdischen Höhle aufgehalten habe, und was dergleichen müßige und unglaubliche Dinge noch mehr sind. Da uns hier die Unwahrheit allzu kraß entgegentritt, wäre eine Widerlegung überflüssige Arbeit. Über Antonius liegen in griechischer wie in lateinischer Sprache hinreichende Mitteilungen vor. Deshalb habe ich mich entschlossen, weniger im Vertrauen auf meine Fähigkeit als vielmehr aus dem Grunde, weil das Thema ohne Bearbeitung S. 22geblieben ist, einiges über die ersten und letzten Tage des Paulus niederzuschreiben. Wie er in der dazwischen liegenden Zeit gelebt, welche Nachstellungen ihm Satan bereitet hat, das hat kein Mensch erfahren.