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The Life of S. Hilarion
30.
Some may wonder at the miracles he worked, or his incredible fasting, knowledge, and humility. Nothing so astonishes me as his power to tread under foot honour and glory. Bishops, presbyters, crowds of clergymen and monks, of Christian matrons even (a great temptation), and a rabble from all quarters in town and country were congregating about him, and even judges and others holding high positions, that they might receive at his hands the bread or oil which he had blessed. But he thought of nothing but solitude, so much so that one day he determined to be gone, and having procured an ass (he was almost exhausted with fasting and could scarcely walk) endeavoured to steal away. The news spread far and wide, and, just as if a public mourning for the desolation of Palestine were decreed, ten thousand people of various ages and both sexes came together to prevent his departure. He was unmoved by entreaties, and striking the sand with his stick kept saying: “I will not make my Lord a deceiver; I cannot look upon churches overthrown, Christ’s altars trodden down, the blood of my sons poured out.” All who were present began to understand that some secret had been revealed to him which he was unwilling to confess, but they none the less kept guard over him that he might not go. He therefore determined, and publicly called all to witness, that he would take neither food nor drink unless he were released. Only after seven days was he relieved from his fasting; when having bidden farewell to numerous friends, he came to Betilium attended by a countless multitude. There he prevailed upon the crowd to return and chose as his companions forty monks who had resources for the journey and were capable of travelling during fasting-time, that is, after sunset. He then visited the brethren who were in the neighbouring desert and sojourning at a place called Lychnos, and after three days came to the castle of Theubatus to see Dracontius, bishop and confessor, who was in exile there. The bishop was beyond measure cheered by the presence of so distinguished a man. At the end of another three days he set out for Babylon and arrived there after a hard journey. Then he visited Philo the bishop, who was also a confessor; for the Emperor Constantius who favoured the Arian heresy had transported both of them to those parts. Departing thence he came in three days to P. 311 the town Aphroditon. There he met with a deacon Baisanes who kept dromedaries which were hired, on account of the scarcity of water in the desert, to carry travellers who wished to visit Antony. He then made known to the brethren that the anniversary of the blessed Antony’s decease was at hand, and that he must spend a whole night in vigil in the very place where the saint had died. So then after three days journey through the waste and terrible desert they at length came to a very high mountain, and there found two monks, Isaac and Pelusianus, the former of whom had been one of Antony’s attendants. 1
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Interpres. Probably one who spoke for him to the people, as Elijah had Elisha as his attendant. ↩
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Leben des hl. Einsiedlers Hilarion (BKV)
30.
Doch andere mögen ihrem Erstaunen über die Zeichen, die er getan, Ausdruck verleihen, sie mögen seine unglaubliche Enthaltsamkeit, seine Gelehrsamkeit und seine Demut bewundern. Ich staune hauptsächlich über die Art und Weise, wie er Ruhm und Ehre verachtete. Bischöfe und Priester, ganze Scharen von Klerikern und Mönchen, auch christliche Matronen — welch' gefährliche Gelegenheit zur Sünde! — kamen zu ihm, außerdem noch viel gewöhnliches Volk aus Stadt und Land. Auch Männer von Stellung und Gerichtsbeamte fanden sich ein, allein um etwas geweihtes Brot oder Öl von ihm in Empfang zu nehmen. Aber Hilarion sann nur auf Einsamkeit und zwar in solchem Maße, daß er eines Tages sich zur Abreise entschloß. Da er durch das Fasten abgezehrt war und nur mit Mühe gehen konnte, führte man einen Esel herbei, auf dem er die Reise unternehmen sollte. Als dieses Vorhaben bekannt geworden war, hätte man glauben können, in Palästina herrsche allgemeine Trauer wegen eines furchtbaren Unglückes. Mehr als zehntausend Menschen jeglichen Alters und Geschlechtes kamen zusammen, um ihn zurückzuhalten. Er aber verhielt sich allen Bitten gegenüber taub und sprach, während er mit seinem Stabe den Staub aufwirbelte: „Ich will S. 58 meinen Herrn nicht zum Lügner machen; ich kann nicht zusehen, wie man die Kirchen zerstört, die Altäre Christi unter die Füße tritt und das Blut meiner Söhne vergießt"1. Alle Anwesenden aber erkannten, daß ihm ein Geheimnis offenbart war, das er nicht weiter erzählen wollte. Aber nichtsdestoweniger bewachten sie ihn, damit er nicht abreise. So beschloß er denn, weder Speise noch Trank zu sich zu nehmen, wofern man ihn nicht gehen lasse, und diesen Entschluß ließ er öffentlich bekannt machen. Nachdem er sieben Tage nichts genossen, gab man ihn endlich frei. Den meisten sagte er Lebewohl, während ein langer Zug von Menschen ihn noch eine Strecke weit begleitete. Er kam nach Betilium2, wo er die Menge zur Umkehr bewegte. Vierzig Mönche suchte er sich aus, welche den Speisevorrat tragen sollten. Sie mußten nüchtern marschieren können und durften erst nach Sonnenuntergang Nahrung zu sich nehmen. Den Brüdern, welche sich in der benachbarten Wüste aufhielten, stattete er einen Besuch ab. Zu Lychnos3 machte man Rast. Nach drei Tagen brach er auf zu dem Kastell Theubatum4, um den dort in der Verbannung lebenden Bischof und Bekenner Dracontius5 zu sehen. Dieser fühlte sich unsäglich S. 59getröstet durch die Gegenwart eines so heiligen Mannes. Nach weiteren drei Tagen erreichte Hilarion unter großer Anstrengung Babylon6, wo er den Bischof Philo7, der ebenfalls Bekenner war, besuchen wollte. Der Kaiser Constantius nämlich, welcher der arianischen Irrlehre gewogen war, hatte beide in jene Gegend verbannt. Von hier aus zog Hilarion weiter und fand sich nach drei Tagen in der Stadt Aphroditon8 ein. Dort traf er mit dem Diakon Baisanes zusammen, welcher wegen des in der Wüste herrschenden Wassermangels Dromedare zu vermieten und die Pilger zu Antonius zu geleiten pflegte. Den Brüdern machte Hilarion Mitteilung davon, daß der Jahrestag des Todes des hl. Antonius bevorstände. Er müsse zur Erinnerung an ihn die Nacht an dem Orte, wo er gestorben war, wachend zubringen. Nach dreitägiger Wanderung durch eine weite, schaurige Einöde stießen sie endlich auf einen sehr hohen Berg9 und fanden dort zwei Mönche, Isaak und Pelusianus. Isaak war des Antonius Dolmetscher gewesen.
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Hilarion denkt an die unter c. 33 erwähnte Zerstörung seiner Niederlassung durch die Einwohner von Gaza unter Julians Regierung, die wahrscheinlich auf arianische Quertreibereien zurückzuführen war. ↩
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Betilium ist gleich Bethelia. Dieser Flecken gehörte zum Stadtbezirk von Gaza, besaß prächtige Tempel und ein Pantheon auf einem künstlichen, die ganze Stadt beherrschenden Hügel. Musil identifiziert den Ort mit dem südlich von Gaza liegenden, 135 m hohen Weli eš-Sejch Nûrân. Nach Schiwietz II, 123. ↩
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Lychnos ist eine Wüste mit Mönchsniederlassungen in der Nähe der Einsiedelei des hl. Hilarion. Nach Schiwietz II, 114; 124 Anm. 3. ↩
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Castrum Theubatum ist identisch mit Thaubastheum, einer Grenzfestung Unterägyptens an der Ostseite des Nils, nicht weit vom Serapeum an den Bitterseen. ↩
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Unter Constantius wurden sechzehn Bischöfe Ägyptens verbannt. Unter diesen befindet sich auch ein Dracontius, der wohl dieselbe Persönlichkeit ist wie der von Athanasius zum Bischof von Hermupolis erhobene Mönch gleichen Namens. Vgl. Tillemont, Mémoires pour servir à l'hist. ecclés. des six premiers siècles, VIII, 145-147; 171. ↩
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Babylon ist ein altrömisches Kastell. Seine Ruinen liegen westlich von dem heutigen Fostât oder Alt-Kairo. Nach Schiwietz II, 114 Anm. 2. ↩
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In der S. 58 Anm. 5 genannten Liste befindet sich auch der in Fragen des Kirchenrechts nicht gerade skrupulöse Philo von Cyrene, der sich anscheinend später der Sekte der Luciferianer anschloß. Es ist leicht möglich, daß er mit dem von Hieronymus erwähnten Philo identisch ist. Vgl. Tillemont VIII, 171f.; 234. ↩
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Aphroditon oder Aphroditopolis am östlichen Nilufer ist das heutige Atfîh in Mittelägypten. Vgl. Schiwietz II, 114 Anm. 2. ↩
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Dieser sog. Antoniusberg lag zwischen dem obengenannten Babylon und der mittelägyptischen Stadt Heraclea Magna nach dem Roten Meere zu. Schiwietz I, 71 Anm. 16. ↩