18.
Sei wie eine Grille in der Nacht! Wasche allnächtlich Dein Bett und benetze Dein Lager mit Deinen Tränen! 1 Sei wachsam und werde wie ein Sperling in der Einsamkeit! 2 Singe im Geiste, singe im Herzen: 3 „Preise meine Seele den Herrn und gedenke aller seiner Wohltaten! Er hat Mitleid mit allen deinen Sünden und heilt alle deine Schwächen. Dein Leben erlöst er vom Verderben.“ 4 Wer von uns kann aus reiner Überlegung S. 81 sprechen: „Asche habe ich wie Brot gegessen, und mein Getränk habe ich mit Tränen gemischt?“ 5 Habe ich etwa nicht nötig zu weinen und zu seufzen, da mich die Schlange immer wieder zu verbotenen Genüssen lockt, die Schlange, welche den aus dem Paradiese der Jungfräulichkeit Verstoßenen mit rauhen Fellen bekleiden will, 6 die Elias, als er ins Paradies zurückkehrte, auf die Erde herabwarf? 7 Was habe ich mit Freuden zu tun, die schnell vergehen, mit dem süßen, aber todbringenden Gesang der Sirenen? Ich will Dich nicht jenem Urteile unterworfen wissen, das gegen den verfluchten Menschen gefällt wurde: „In Angst und Schmerzen sollst du Kinder gebären, o Weib“ — nicht von mir rührt dieses Gesetz her — „und nach dem Manne geht dein Streben.“ 8 Mag nach dem Manne Verlangen haben, wer Christus nicht zum Bräutigam hat. Schließlich heißt es: „Du wirst des Todes sterben.“ 9 Er bedeutet das Ende des Ehestandes. Mein Beruf kennt keine Verschiedenheit des Geschlechtes. Mag die Ehe ihre Zeit und ihre Berechtigung haben. Mir gilt nur die Jungfräulichkeit etwas, die in Maria und Christus ihre Weihe empfangen hat.
