8. Die griechischen Götter.
Von Äskulap berichtet Tarquitius1, daß er unbekannter Herkunft war; er wurde darum ausgesetzt, von Jägern aufgehoben, mit Hundsmilch genährt und dem Chiron zur Erziehung übergeben. Seinen Wohnsitz hatte er zu Epidaurus; sein Grab fand er, nachdem ihn ein Blitzschlag weggerafft, nach Ciceros Mitteilung zu Cynosurä. Dessen Vater Apollo hielt es nicht unter seiner Würde, eine fremde Herde zu weiden, um die Gattin zu gewinnen; und als er den geliebten Knaben unversehens getötet hatte, „schrieb er seine Seufzer S. 138 in die Blume“2. Dem tapferen Mars durfte das Verbrechen des Ehebruchs nicht fehlen; und samt der Ehebrecherin in Fesseln geschlagen, diente er den Göttern zum Schauspiel. Kastor und Pollux haben fremde Bräute nicht ungestraft geraubt; von ihnen erzählt Homer nicht in dichterischer, sondern in ungeschminkter Glaubwürdigkeit, daß sie gestorben sind und begraben wurden3. Merkur, der im Ehebruch mit Venus den Zwitter (Ändrogynus) erzeugte, erlangte göttliche Würde, weil er die Leier und die Ringkunst erfand. Vater Liber kam auf der Rückkehr von seinem Siegeszuge nach Indien zufällig nach Kreta und erblickte dort am Gestade Ariadne, die Theseus entehrt und zurückgelassen hatte. Von Liebe zu ihr entbrannt, nahm er sie zur Gattin und versetzte ihren Brautkranz als Sternbild an den Himmel. Auch die Göttermutter Cybele , die nach der Vertreibung und dem Tod ihres Mannes in Phrygien weilte, fand als bejahrte Witwe noch Gefallen an einem schönen Jüngling; und weil er ihr die Treue nicht hielt, so ließ sie ihn entmannen. Darum erfreut sie sich auch jetzt noch am Dienst der Verschnittenen.