15. Die römischen Götter.
Nachdem wir über die Götterdienste gesprochen, die allen Völkern gemeinsam sind, will ich nunmehr über die Gottheiten sprechen, die den Römern allein angehören. Von Acca Larentia, der Gattin des Faustulus, der Amme des Romulus und Remus, der zu Ehren die Larentalien eingesetzt sind, ist es kein Geheimnis, daß sie sich jedermann preisgab; sie wurde darum auch Lupa genannt und in Gestalt der Wölfin dargestellt. Auch Faula und Flora waren Buhlerinnen; Faula war, wie S. 143 Verrius1 berichtet, die Buhldirne des Herkules; Flora erwarb sich durch öffentliche Preisgabe große Schätze und setzte dann das Volk zum Erben ein. Darum werden ihr zu Ehren die Floralien begangen. Tatius fand in der „Großen Gosse“ (Cloaca Maxima) ein weibliches Bildnis, weihte es zur Göttin und gab dieser den Namen Göttin der Gosse (Cloacina). Während der gallischen Belagerung2 machten die Römer Schleudern aus den Haaren der Weiber und errichteten darum Venus der Kahlen3 einen Altar. Ebenso dem Jupiter Pistor, dem Bäcker, der im Schlafe sie gemahnt hatte, von jeder Getreideart ein Brot zu bereiten und auf die Feinde zu schleudern; auf dies hin gaben die Gallier die Hoffnung auf, die Römer durch Aushungerung bezwingen zu können und standen von der Belagerung ab. Den Pavor und Pallor, das Beben und die Blässe, hat Tullua Hostilius4 zu Göttern gemacht. Auch der Verstand, Mens, wird göttlich verehrt; ja hätten sie Verstand gehabt, so wäre ihnen wohl niemals seine Verehrung in den Sinn gekommen. Die Ehre und Tapferkeit, Honos und Virtus, hat Marzellus5 als Gottheiten eingeführt.