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Œuvres Lactance (250-325) Epitome divinarum institutionum Auszug aus den göttlichen Unterweisungen (BKV)

25. Die falsche Weisheit.

So habe ich nun meines Erachtens genugsam nachgewiesen, daß die Götterdienste nicht bloß ruchlos, sondern auch sinnlos sind, einmal weil es bloße Menschen waren, deren Andenken man nach dem Tode vergöttlicht hat, dann weil die Götterbilder selbst unempfindlich und taub sind — denn sie sind aus Erde gebildet, und der Mensch, der den Blick zum Himmlischen erheben soll, darf sich nicht unter das Joch des Irdischen beugen —, und endlich weil die Geister, die diese Verehrung für sich beanspruchen, unlauter und unrein sind und darum durch Gottes Ausspruch verurteilt und zur Erde herabgesunken sind. Man darf sich aber nicht S. 157 unter die Botmäßigkeit derer begeben, vor denen wir den Vorzug haben, wenn wir dem wahren Gott folgen wollen.

Nach diesen Ausführungen über die falsche Religion erübrigt uns nun die Auseinandersetzung mit der falschen Weisheit, zu der sich die Philosophen bekennen, Männer, die zwar mit der höchsten Gelehrsamkeit und Beredsamkeit ausgestattet sind, die aber von der Wahrheit weit entfernt sind, weil sie Gott und die Weisheit Gottes nicht erkannt haben. Mögen diese auch scharfsinnig und beredt sein, so will ich mich doch nich t scheuen, auch mit ihnen in den Kampf zu treten, weil ihre Weisheit nur eine menschliche ist; es wird dann zutage kommen, wie die Lüge von der Wahrheit, wie das Irdische vom Himmlischen leicht überwunden werden kann. Den Begriff der Philosophie bestimmen sie in folgender Weise: Die Philosophie ist die Liebe zur Weisheit oder das Streben nach Weisheit. Wenn sie die Liebe zur Weisheit ist, so ist sie nicht die Weisheit selbst; denn das, was liebt, muß etwas anderes sein als das, was geliebt wird. Wenn sie das Streben nach Weisheit ist, so ist auch so die Philosophie nicht Weisheit. Denn die Weisheit ist die Sache selbst, die gesucht wird, das Streben aber ist das, was sucht. So erweist sich also schon aus der Begriffsbestimmung oder Worterklärung, daß die Philosophie nicht die Weisheit selbst ist. Ich sage: sie ist auch nicht das Streben nach Weisheit, wenn man durch dieses Streben die Weisheit nicht erreichen kann. Denn von wem soll man sagen, daß er nach einer Sache strebe, wenn er der Sache in keiner Weise habhaft werden kann? Wer sich der Heilkunst, der Sprachwissenschaft, der Beredsamkeit befleißt, kann ein Beflissener dieser Kunst genannt werden, die er lernt; sobald aber das Lernen zu Ende ist, wird er nunmehr Arzt, Sprachgelehrter oder Redner heißen. So hätten auch die Weisheitsbeflissenen nach Ablauf der Lernzeit Weise genannt werden sollen. Da sie aber ihr ganzes Leben Weisheitsbeflissene heißen, so ist augenscheinlich, daß da von einem Streben nicht die Rede sein kann, wenn man zur Sache selbst, nach der man strebt, nicht gelangen kann: es müßte denn sein, daß die, welche bis S. 158 zum Ende ihres Lebens nach Weisheit streben, in der Unterwelt Weise sein werden. Zu jedem Streben gehört ein Ziel. Das ist kein richtiges Streben, das kein Ziel vor Augen hat.

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