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Œuvres Tertullien (160-220) De patientia

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Über die Geduld (BKV)

5. Ungeduld war die Ursache der Sünde beim Teufel, bei den ersten Menschen, und ist es bei ihren Nachkommen, besonders beim jüdischen Volke.

Es ist wohl angebracht und nicht ohne Nutzen, die Erörterung von den notwendigen Grundwahrheiten des Glaubens ausgehen zu lassen. Wortreichtum, obwohl manchmal ein Tadel, gereicht in Sachen der Erbauung niemals zum Vorwurf. Und so bringt es die S. 40Sache mit sich, wenn also von irgend einer Tugend die Rede ist, auch das Gegenteil davon zu betrachten. Das, wonach man streben muss, wird besser ins Licht gesetzt werden, wenn dargelegt ist, was man folgerecht zu meiden hat. Erwägen wir also in betreff der Ungeduld, ob sie nicht etwa ähnlich wie die Geduld in Gott als das Gegenteil davon von unserm bösen Feinde erzeugt und empfunden sei, und es wird daraus erhellen, wie sehr sie vor allem dem Glauben widerstrebe. Denn, was sein Dasein dem Nebenbuhler Gottes verdankt, das kann fürwahr dem Eigentum Gottes nicht günstig sein! Unter dem Eigentum besteht dieselbe Feindschaft wie unter den Besitzern. Wenn aber Gott die höchste Güte ist, so ist der Teufel im Gegenteil die größte Bosheit. Eben durch ihre Gegensätzlichkeit geben sie zu erkennen, dass keiner dem ändern Vorschub leistet, und es kann ebensowenig den Schein haben, als gehe von dem Schlechten etwas Gutes aus, als von dem Guten etwas Schlechtes. Ich finde also den Ursprung der Ungeduld im Teufel selbst. Denn dass Gott der Herr alle Dinge, die er gemacht, seinem Ebenbilde, d. i. dem Menschen, unterwarf, das ertrug jener schon damals mit Unwillen. Hätte er das geduldet, so hätte er keinen Schmerz darüber empfunden, und wenn er keinen Schmerz empfunden hätte, so hätte er auch keinen Neid gegen den Menschen gehegt. Den letzteren betrog er, weil er ihn beneidete, er hatte ihn aber beneidet, weil er Schmerz empfand, er empfand Schmerz sicher nur deshalb, weil er jenes nicht geduldig ertragen konnte. Wie dieser Engel des Verderbens zu Anfang war, ob erst schlecht oder erst ungeduldig, verschmähe ich zu untersuchen; denn es ist offenbar, dass entweder die Ungeduld mit der Schlechtigkeit oder die Schlechtigkeit mit Ungeduld begonnen hat, dass sie nachher gemeinschaftliche Sache miteinander machten und auf gemeinsamem väterlichen Schösse unzertrennbar heranwuchsen.

Was der Teufel zuerst gefühlt und womit er den ersten Schritt zur Sünde getan hat, ebendasselbe, die Ungeduld, ruft er, durch eigene Erfahrung über die Reizmittel zum Sündigen belehrt, nun seinerseits zu Hilfe, S. 41um den Menschen ins Verbrechen hineinzutreiben. Er veranstaltete sofort ein Zusammentreffen mit dem Weibe, und sie wurde, ich will keinen zu kühnen Ausdruck gebraucht haben, schon durch das bloße Gespräch mit ihm von seinem durch Ungeduld verpesteten Geiste angeweht. Sie würde überhaupt gar niemals gesündigt haben, wenn sie, dem göttlichen Gebote gehorchend, Ausdauer bewahrt hätte. Aber sie ließ es sich ferner nicht mit dieser Zusammenkunft für sich allein genügen, sondern in Gegenwart Adams, der noch nicht ihr Ehemann war und ihr noch kein Gehör zu geben brauchte, konnte sie das Schweigen nicht mehr ertragen und machte ihn zum Fortleiter dessen, was sie vom Bösen eingesogen hatte. Es geht nun also auch der andere Mensch durch die Ungeduld des ersten zugrunde; er geht sofort zugrunde auch durch seine eigene Ungeduld, die nun in beiden Beziehungen begangen war, sowohl in betreff der Vorschrift Gottes als der Umgarnung des Teufels, indem er jene zu halten, diese zurückzuweisen nicht ertrug. Das ist der erste Ursprung der Verurteilung und des Verbrechens; da fing Gottes Zorn an, wo der Mensch ihn zu beleidigen angeleitet wurde. Von da an, wo der erste Unwille stattfand, datiert bei Gott das erste Eintreten der Geduld. Er begnügte sich damals mit der bloßen Verfluchung und entsprach den Anforderungen der Strafgerechtigkeit nur am Teufel.

Welches Vergehen gibt es sonst, das dem Menschen vor diesem Ungeduldsfehler zur Last gelegt werden könnte? Er war voll Unschuld, Gott und dem Nächsten Freund und ein Bewohner des Paradieses. Sobald er dagegen einmal der Ungeduld unterlegen war, hörte er auf, an Gott Gefallen zu finden, er hörte auf, die himmlischen Dinge tragen zu können. Von da an war der Mensch der Erde überantwortet, von den Augen Gottes verstoßen und fing an, der Ungeduld leicht zugänglich zu werden für alles, was Gott missfällt. Denn da die Fruchtbarkeit des Weibes aus der Saat des Teufels sofort eine böse geworden war, so gebar sie alsbald einen Sohn des Zornes und unterrichtete ihren Sprössling in ihren Künsten. Was dem Adam selbst und der Eva S. 42den Tod gegeben hatte, das leitete auch ihren Sohn an, den ersten Mord zu begehen. Wenn Kain, dieser erste Mörder und erste Brudermörder, die Verschmähung seiner Opfergaben seitens des Herrn gleichmütig und geduldig ertragen hat, wenn er nicht zornig gegen seinen Bruder wurde, wenn er niemanden getötet hat, dann habe ich keinen Grund, jenen Mord der Ungeduld zuzuschreiben. Wenn er also ohne Zorn keinen Mord begehen und ohne Ungeduld nicht zornig werden konnte, so legt er damit den Beweis ab, dass seine aus Zorn begangene Handlung auf das zurückzuführen sei, was den Zorn eingab.

Das war die Wiege der Ungeduld, die sich damals sozusagen noch in ihrer Kindheit befand. Und welches Wachstum erlangte sie alsbald! Es ist auch kein Wunder. Wenn sie die erste Sünderin war, so folgt notwendig daraus, dass sie, weil die erste, deshalb notwendig auch jeder Sünde ganz allein das Dasein gibt und aus ihrer Fülle die verschiedenen Kanäle des Verbrechens ihren Ausgang nehmen. Vom Morde ist schon die Rede gewesen. Da er jedoch uranfänglich vom Zorn seine Entstehung nahm, so führen auch alle Anlässe, die er nachmals fand, auf die Ungeduld als seinen eigentlichen Ursprung zurück. Mag jemand aus Feindschaft oder eines Raubes wegen dieses Verbrechen begehen, so geht immer die Erscheinung vorher, dass er ein ungeduldiger Sklave des Zornes oder der Habsucht war. Welcher Antrieb auch immer vorhanden ist, ohne Mangel an Geduld kann er nicht zur Verwirklichung gelangen. Wer hat je einen Ehebruch begangen, außer wenn er den Trieb der Lust nicht mehr aushalten konnte? Und wenn dergleichen bei den Weibern auch durch Bezahlung erzwungen wird, so ist ein solches Preisgeben der Keuschheit um Geld sicher doch nur durch ein ungeduldiges Verlangen nach Gewinnst veranlasst1.

So viel darüber, weil die genannten Laster als die Hauptlaster vor dem Herrn gelten. Jede Sünde ist, um S. 43die Sache summarisch zu fassen, auf Rechnung der Ungeduld zu schreiben. Das Böse ist die mangelnde Geduld im Guten. Der Unzüchtige hat keine Geduld dafür, Keuschheit zu üben, der Unehrliche keine für die Rechtschaffenheit, der Gottlose keine für die Frömmigkeit, der Unruhige keine für die Eingezogenheit, Um schlecht zu werden, dazu gehört bei jedem, wer er auch sei, weiter nichts, als dass man im Guten nicht zu verharren vermag. Wie sollte also ein solcher Bandwurm2 von Sünden nicht den Herrn, dem alles Schlechte missfällt, beleidigen?

Ist es nicht offenkundig, dass das Volk Israel den Herrn fortwährend durch seine Ungeduld beleidigt hat, indem es des Armes, der es aus den Plagen Ägyptens herausgezogen, späterhin vergessend von Aaron Götzen zu Führern begehrt und das beigesteuerte Gold zu einem Götzenbilde umgießt? Es hatte das so notwendige Verweilen des Moses, der mit dem Herrn redete, mit Ungeduld aufgenommen. Unmittelbar nach dem essbaren Regen des Manna und dem Geleite des wasserspendenden Felsens verzweifeln sie am Herrn und können einen dreitägigen Wassermangel nicht ertragen. Auch dies wird ihnen als eine Ungeduld vom Herrn zum Vorwurf gemacht. Und um uns nicht ganz ins einzelne zu verlieren - sie sind mit einem Wort stets nur durch Sünden der Ungeduld umgekommen. Wie hätten sie sonst Hand an die Propheten legen können, als weil sie zum Zuhören keine Geduld hatten? An den Herrn selbst haben sie Hand angelegt; sie hatten nicht einmal Geduld genug, ihn zu sehen. Hätten sie sich zur Geduld bequemt, so wären sie befreit worden.


  1. Ich glaube den Nachsatz bei venditio beginnen lassen zu sollen, ebenso die Ed. Vindob. von 1906. ↩

  2. Im Text steht excetra, was eine Schlange bedeuten soll. ↩

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Of Patience

Chapter V.--As God is the Author of Patience So the Devil is of Impatience.

Nevertheless, the proceeding 1 of a discussion on the necessaries of faith is not idle, because it is not unfruitful. In edification no loquacity is base, if it be base at any time. 2 And so, if the discourse be concerning some particular good, the subject requires us to review also the contrary of that good. For you will throw more light on what is to be pursued, if you first give a digest of what is to be avoided.

Let us therefore consider, concerning Impatience, whether just as patience in God, so its adversary quality have been born and detected in our adversary, that from this consideration may appear how primarily adverse it is to faith. For that which has been conceived by God's rival, of course is not friendly to God's things. The discord of things is the same as the discord of their authors. Further, since God is best, the devil on the contrary worst, of beings, by their own very diversity they testify that neither works for 3 the other; so that anything of good can no more seem to be effected for us by the Evil One, than anything of evil by the Good. Therefore I detect the nativity of impatience in the devil himself, at that very time when he impatiently bore that the Lord God subjected the universal works which He had made to His own image, that is, to man. 4 For if he had endured (that), he would not have grieved; nor would he have envied man if he had not grieved. Accordingly he deceived him, because he had envied him; but he had envied because he had grieved: he had grieved because, of course, he had not patiently borne. What that angel of perdition 5 first was--malicious or impatient--I scorn to inquire: since manifest it is that either impatience took its rise together with malice, or else malice from impatience; that subsequently they conspired between themselves; and that they grew up indivisible in one paternal bosom. But, however, having been instructed, by his own experiment, what an aid unto sinning was that which he had been the first to feel, and by means of which he had entered on his course of delinquency, he called the same to his assistance for the thrusting of man into crime. The woman, 6 immediately on being met by him--I may say so without rashness--was, through his very speech with her, breathed on by a spirit infected with impatience: so certain is it that she would never have sinned at all, if she had honoured the divine edict by maintaining her patience to the end. What (of the fact) that she endured not to have been met alone; but in the presence of Adam, not yet her husband, not yet bound to lend her his ears, 7 she is impatient of keeping silence, and makes him the transmitter of that which she had imbibed from the Evil One? Therefore another human being, too, perishes through the impatience of the one; presently, too, perishes of himself, through his own impatience committed in each respect, both in regard of God's premonition and in regard of the devil's cheatery; not enduring to observe the former nor to refute the latter. Hence, whence (the origin) of delinquency, arose the first origin of judgment; hence, whence man was induced to offend, God began to be wroth. Whence (came) the first indignation in God, thence (came) His first patience; who, content at that time with malediction only, refrained in the devil's case from the instant infliction 8 of punishment. Else what crime, before this guilt of impatience, is imputed to man? Innocent he was, and in intimate friendship with God, and the husbandman 9 of paradise. But when once he succumbed to impatience, he quite ceased to be of sweet savour 10 to God; he quite ceased to be able to endure things celestial. Thenceforward, a creature 11 given to earth, and ejected from the sight of God, he begins to be easily turned by impatience unto every use offensive to God. For straightway that impatience conceived of the devil's seed, produced, in the fecundity of malice, anger as her son; and when brought forth, trained him in her own arts. For that very thing which had immersed Adam and Eve in death, taught their son, too, to begin with murder. It would be idle for me to ascribe this to impatience, if Cain, that first homicide and first fratricide, had borne with equanimity and not impatiently the refusal by the Lord of his own oblations--if he is not wroth with his own brother--if, finally, he took away no one's life. Since, then, he could neither have killed unless he had been wroth, nor have been wroth unless he had been impatient, he demonstrates that what he did through wrath must be referred to that by which wrath was suggested during this cradle-time of impatience, then (in a certain sense) in her infancy. But how great presently were her augmentations! And no wonder, If she has been the first delinquent, it is a consequence that, because she has been the first, therefore she is the only parent stem, 12 too, to every delinquency, pouring down from her own fount various veins of crimes. 13 Of murder we have spoken; but, being from the very beginning the outcome of anger, 14 whatever causes besides it shortly found for itself it lays collectively on the account of impatience, as to its own origin. For whether from private enmities, or for the sake of prey, any one perpetrates that wickedness, 15 the earlier step is his becoming impatient of 16 either the hatred or the avarice. Whatever compels a man, it is not possible that without impatience of itself it can be perfected in deed. Who ever committed adultery without impatience of lust? Moreover, if in females the sale of their modesty is forced by the price, of course it is by impatience of contemning gain 17 that this sale is regulated. 18 These (I mention) as the principal delinquencies in the sight of the Lord, 19 for, to speak compendiously, every sin is ascribable to impatience. "Evil" is "impatience of good." None immodest is not impatient of modesty; dishonest of honesty; impious of piety; 20 unquiet of quietness. In order that each individual may become evil he will be unable to persevere 21 in being good. How, therefore, can such a hydra of delinquencies fail to offend the Lord, the Disapprover of evils? Is it not manifest that it was through impatience that Israel himself also always failed in his duty toward God, from that time when, 22 forgetful of the heavenly arm whereby he had been drawn out of his Egyptian affliction, he demands from Aaron "gods 23 as his guides;" when he pours down for an idol the contributions of his gold: for the so necessary delays of Moses, while he met with God, he had borne with impatience. After the edible rain of the manna, after the watery following 24 of the rock, they despair of the Lord in not enduring a three-days' thirst; 25 for this also is laid to their charge by the Lord as impatience. And--not to rove through individual cases--there was no instance in which it was not by failing in duty through impatience that they perished. How, moreover, did they lay hands on the prophets, except through impatience of hearing them? on the Lord moreover Himself, through impatience likewise of seeing Him? But had they entered the path of patience, they would have been set free. 26

="bloody perdition," and the note there. So here "angel of perdition" may ="lost angel."


  1. "Procedere:" so Oehler, who, however, notices an ingenious conjecture of Jos. Scaliger--"procudere," the hammering out, or forging. ↩

  2. Tertullian may perhaps wish to imply, in prayer. See Matt. vi. 7. ↩

  3. Facere. But Fulv. Ursinus (as Oehler tells us) has suggested a neat emendation--"favere," favours. ↩

  4. See Ps. viii. 4-6. ↩

  5. Compare the expression in de Idol. iv., "perdition of blood" ↩

  6. Mulier. See de Orat. c. xxii. ↩

  7. 1 Cor. vii. 3; compare also 1 Pet. iii. 7. ↩

  8. Impetu. ↩

  9. Colonus. Gen. ii. 15. ↩

  10. Sapere. See de Idol. c. i. sub fin. ↩

  11. Homo. ↩

  12. Matrix. Mr. Dodgson renders womb, which is admissible; but the other passages quoted by Oehler, where Tertullian uses this word, seem to suit better with the rendering given in the text. ↩

  13. Compare a similar expression in de Idol. ii. ad init. ↩

  14. Which Tertullian has just shown to be the result of impatience. ↩

  15. i.e. murder. ↩

  16. i.e. unable to restrain. ↩

  17. i.e. want of power or patience to contemn gain. ↩

  18. "Ordinatur;" but "orditur" has been very plausibly conjectured. ↩

  19. Mr. Dodgson refers to ad Uxor. i. 5, q. v. sub fin. ↩

  20. Or, "unduteous of duteousness." ↩

  21. i.e. impatient. ↩

  22. I have departed slightly here from Oehler's punctuation. ↩

  23. Ex. xxxii. 1; Acts vii. 39, 40. ↩

  24. i.e. the water which followed them, after being given forth by the smitten rock. See 1 Cor. x. 4. ↩

  25. See Num. xx. 1-6. But Tertullian has apparently confused this with Ex. xv. 22, which seems to be the only place where "a three-days' thirst" is mentioned. ↩

  26. Free, i.e. from the bondage of impatience and of sin. ↩

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Of Patience
Über die Geduld (BKV)
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Einleitung: Persönliche Schriften (Über das Pallium oder den Philosophenmantel, über die Geduld und an seine Frau)
Elucidation - Of Patience

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