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Werke Tertullian (160-220) De patientia

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Über die Geduld (BKV)

6. Die Geduld ist stets im Gefolge des Glaubens. Die Vervollkommnung des alten Gesetzes, die Christus gebracht hat, bestand wesentlich in erhöhten Anforderungen an die Geduld.

Die Geduld also ist es, welche dem Glauben nachfolgt und vorhergeht; Abraham z. B. glaubte Gott, und es wurde ihm von Gott zur Gerechtigkeit angerechnet; allein die Bewährung empfing sein Glaube erst durch Ausharren, indem ihm befohlen wurde, seinen Sohn zu opfern zur - ich möchte nicht sagen - Erprobung seines Glaubens, sondern zu dessen typischer S. 44Bezeugung. Im übrigen wusste Gott recht wohl, wen er als gerecht anzusehen hatte, Abraham hörte einen so schweren Auftrag, dessen Vollendung Gott selbst nicht einmal wollte, nicht bloß geduldig an, sondern würde ihn auch, wenn es Gott gefallen hätte, vollzogen haben. Mit Recht ist er also ein Gesegneter, weil gläubig, mit Recht ein Gläubiger, weil geduldig. Darum hat also der durch die Geduld verklärte Offenbarungsglaube, als er durch den Samen Abrahams, der Christus ist, unter den Heiden ausgebreitet wurde und dem Gesetze die Gnade zugesellte, die Geduld als seinen Beistand bei der Erweiterung und Vervollständigung des Gesetzes an die Spitze gestellt, weil sie an der Lehre der Gerechtigkeit bislang einzig und allein noch gemangelt hatte. Denn in der alten Zeit forderte man Auge um Auge, Zahn um Zahn und bezahlte Böses mit Bösem, Es gab ja noch keine Geduld auf Erden, weil noch keinen Glauben. Bis dahin nämlich hatte sich die Ungeduld immer noch die Gelegenheiten zunutze gemacht, welche das Gesetz ihr ließ. Das ging leicht, weil der Herr und Lehrer der Geduld noch fehlte. Nachdem aber dieser gekommen war und die Gnade des Glaubens um die Geduld vermehrt hatte, ist es nicht einmal mehr erlaubt, mit Worten jemanden zu verletzen oder ihn einen Narren zu schelten - ohne sich der Gefahr des Gerichts auszusetzen. Verboten ist der Zorn, unterdrückt der Unmut, zurückgehalten die freche Hand, unschädlich gemacht die giftige Zunge. Das Gesetz hat mehr gewonnen als verloren, indem Christus sagt: „Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, und bittet für eure Verfolger, damit ihr Kinder eures himmlischen Vaters seid1". Da siehst Du, was für einen Vater wir uns durch die Geduld erwerben. In diesem Grundgesetz ist die ganze Lehre von der Geduld zusammengefasst, da Böses zu tun nicht mehr erlaubt ist - auch nicht einmal mit guten Gründen.


  1. Matth. 5,44f. ↩

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Of Patience

Chapter VI.--Patience Both Antecedent and Subsequent to Faith.

Accordingly it is patience which is both subsequent and antecedent to faith. In short, Abraham believed God, and was accredited by Him with righteousness; 1 but it was patience which proved his faith, when he was bidden to immolate his son, with a view to (I would not say the temptation, but) the typical attestation of his faith. But God knew whom He had accredited with righteousness. 2 So heavy a precept, the perfect execution whereof was not even pleasing to the Lord, he patiently both heard, and (if God had willed) would have fulfilled. Deservedly then was he "blessed," because he was "faithful;" deservedly "faithful," because "patient." So faith, illumined by patience, when it was becoming propagated among the nations through "Abraham's seed, which is Christ," 3 and was superinducing grace over the law, 4 made patience her pre-eminent coadjutrix for amplifying and fulfilling the law, because that alone had been lacking unto the doctrine of righteousness. For men were of old wont to require "eye for eye, and tooth for tooth" 5 and to repay with usury "evil with evil;" for, as yet, patience was not on earth, because faith was not either. Of course, meantime, impatience used to enjoy the opportunities which the law gave. That was easy, while the Lord and Master of patience was absent. But after He has supervened, and has united 6 the grace of faith with patience, now it is no longer lawful to assail even with word, nor to say "fool" 7 even, without "danger of the judgment." Anger has been prohibited, our spirits retained, the petulance of the hand checked, the poison of the tongue 8 extracted. The law has found more than it has lost, while Christ says, "Love your personal enemies, and bless your cursers, and pray for your persecutors, that ye may be sons of your heavenly Father." 9 Do you see whom patience gains for us as a Father? In this principal precept the universal discipline of patience is succinctly comprised, since evil-doing is not conceded even when it is deserved.


  1. See Gen. xv. 6; Rom. iv. 3, 9, 22; Gal. iii. 6; James ii. 23. ↩

  2. i.e. the trial was necessary not to prove his faith to God, who knows all whom He accounts righteous, but "typically" to us. ↩

  3. Gal. iii. 16. ↩

  4. John i. 17; Rom. vi. 14, 15. ↩

  5. Matt. vi. 38, and the references there given. ↩

  6. Composuit. ↩

  7. See Matt. v. 22; and Wordsworth in loco, who thinks it probable that the meaning is "apostate." ↩

  8. Ps. cxl. 3; Rom. iii. 13; James iii. 8. ↩

  9. Matt. v. 44, 45. ↩

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Of Patience
Über die Geduld (BKV)
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Einleitung: Persönliche Schriften (Über das Pallium oder den Philosophenmantel, über die Geduld und an seine Frau)
Elucidation - Of Patience

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