Edition
ausblenden
De mortibus persecutorum
38.
[1] Illud vero capitale et supra omnes qui fuerunt, corrumpendi cupiditas! Quid dicam nescio nisi caecam et effrenatam, et tamen his verbis exprimi res pro indignatione sua non potest: vicit officium linguae sceleris magnitudo. [2] Eunuchi leones scrutabantur omnia. Ubicumque liberalior facies erat, secedendum patribus ac maritis fuit. Detrahebantur nobilibus feminis vestes itemque virginibus et per singulos artus inspiciebantur, ne qua pars corporis regio cubili esset indigna. Si qua detractaverat, in aqua necabatur, tamquam maiestatis crimen esset sub illo adultero pudicitia. [3] Aliqui constupratis uxoribus, quas ob castitatem ac fidem carissimas habebant, cum dolorem ferre non possent, se ipsos etiam necaverunt. Sub hoc monstro pudicitiae integritas nulla, nisi ubi barbaram libidinem deformitas insignis arcebat. [4] Postremo hunc iam induxerat morem, ut nemo uxorem sine permissu eius duceret, ut ipse in omnibus nuptiis praegustator esset. [5] Ingenuas virgines imminutas servis suis donabat uxores. Sed et comites eius sub tali principe imitabantur s‹tupra et hospit›um suorum cubilia impune violabant: quis enim vindicaret? Mediocrium filias, ut cuique libuerat, rapiebat. Primariae, quae rapi non poterant, in beneficiis petebantur, nec recu sare licebat subscribente imperatore, quin aut pereundum esset aut habendus gener aliquis bar barus. [6] Nam fere nullus stipator in latere ei nisi ex gente eorum qui a Gothis tempore vicennali um terris suis pulsi Maximiano se tradiderant malo generis humani, ut illi barbarum servitutem fugientes in Romanos dominarentur. [7] His satellitibus et protectoribus cinctus Orientem ludibrio habuit.
Übersetzung
ausblenden
Von den Todesarten der Verfolger (BKV)
38. Ausschweifung Maximins.
Die verderblichste Leidenschaft, an der ihm kein Früherer gleichkam, war seine Lüsternheit und Ausschweifung. Man kann sie nur unersättlich und zügellos nennen, und doch drücken diese Worte nicht genugsam die Entrüstung aus. Die Sprache versagt den Dienst vor der Größe des Greuels. Verschnittene und Kuppler durchspürten alles. Wo sich immer ein edleres Angesicht fand, mußten Vater und Gatte zurücktreten. Vornehmen Frauen und Jungfrauen wurden die Gewänder vom Leibe gerissen und sie an allen Gliedmaßen beschaut, damit kein Teil des Leibes des königlichen Lagers unwürdig wäre. Weigerung zog den Tod im Wasser nach sich, gleich als wäre unter diesem Ehebrecher die Züchtigkeit ein Verbrechen des Hochverrats. Manche nahmen sich nach der Entehrung ihrer Gattinnen, die ihnen wegen ihrer Keuschheit und Treue sehr lieb waren, selbst das Leben, da sie den Schmerz nicht zu S. 48 ertragen vermochten. Unter diesem Ungeheuer gab es keine Unversehrtheit für die Züchtigkeit, außer wo auffallende Mißgestalt das barbarische Gelüste hemmte. Schließlich hatte er bereits als herrschenden Brauch eingeführt, daß niemand ohne seine Erlaubnis eine Gattin nahm, damit ihm bei jeder Vermählung das erste Anrecht gewahrt blieb. Edle Jungfrauen schenkte er nach der Entehrung seinen Sklaven als Gattinnen. Auch sein Gefolge ahmte unter solchem Haupte die Schändungen nach und entweihte ungestraft das Lager der Gastfreunde; wer hätte es auch ahnden sollen? Die Töchter gewöhnlicher Leute durfte jeder nach Belieben rauben. Die Töchter der Vornehmen, die man nicht rauben konnte, wurden als besondere Vergünstigung erbeten, und wenn der Kaiser das Gesuch unterstützte, so durfte man sich ja nicht weigern, ohne daß man den Untergang oder irgendeinen Barbaren als Schwiegersohn zu gewärtigen hatte. Denn fast seine ganze Leibwache bestand aus Barbaren, und zwar gehörten sie zum Stamme der Barbaren, die, von den Goten zur Zeit des Regierungsfestes Diokletians aus ihren Wohnsitzen verdrängt, sich dem Galerius ergeben hatten, zum Unheil für das menschliche Geschlecht; denn jetzt führten die, welche vor der Knechtschaft der Barbaren geflohen waren, die Herrschaft über die Römer. Von solchen Trabanten und Leibwächtern umgeben, trieb Maximin mit dem Orient sein übermütiges Spiel.