3.
Die nächste Veranlassung zur Strenge gegen die Christen gaben dem Oberkaiser Dokletian die heidnischen Priester, als er im Sommer des Jahres 302 abergläubisch und furchtsam viele Opfer schlachten ließ, aus derselben Eingeweiden die Zukunft zu erforschen. Die vermöge ihrer Dienstpflicht hiebei gegenwärtigen Christen seines Hofes pflegten sich nämlich mit dem Kreuze wie schicklich zu bezeichnen und hemmten so den Erfolg, was denn auch der Oberpriester nicht anstand dem Kaiser zu erklären, der darob in Zorn gerieth und befahl, daß nicht nur die gegenwärtigen, sondern alle Christen seines Hoflagers opfern, falls sie sich aber dessen weigern würden mit Streichen gestraft werden sollten. (Lactant. de morte pers. c. 10.) Auch die Soldaten in seinem Heere wurden zum Opfern angehalten. Doch ward die Weigerung jetzt noch bloß mit Entlassung bestraft. Damit war diese Verfolgung beendigt, und es scheinen alle diese Befehle als seyen sie nur die Wirkung einer vorübergehenden Aufwallung gewesen. Auch mögen sie nicht sehr genau vollstreckt worden seyn, oder Diokletian muß doch sehr viele Ausnahmen gemacht haben: denn es blieben an seinem Hofe noch immer viele Christen, welche bei ihrem Glauben beharrten, ohne ihre Stellen zu verlieren. Aber Galerius eilte, den günstigen Augendlick zu benützen, kam selbst nach Nikomedien und suchte den glimmenden Funken in Diokletian's Brust mit unermüdetem, lästigen und ungestümen Eifer, durch alle zu Gebote stehende Beredtsamkeit anzufachen, ihn in der Verfolgung blutige Bahn hineinzuziehen. Lange widerstand dieser dem Zudringen durch Vorstellung der Schwierigkeiten; berief aber doch endlich eine Versammlung von Männern des Richteramtes und Befehlshabern des Heeres, welche theils aus Haß gegen die Christen, theils aus Nachgiebigkeit gegen Galerius Willen dafür stimmten, die Feinde der Götter müßten vertilgt werden. Dennoch nicht zufrieden gestellt ließ Diokletian auch noch das Orakel des Apollo zu Milet befragen, welches antwortete. Die Gerechten auf Erden hinderten ihn, die Wahrheit zu sagen, weßhalb nur falsche Aussprüche vom Dreifuß aus ertheilt wurden. Auf des Kaisers Frage aber, wer diese Gerechten seyen, erklärten die Oberpriester, damit seyen die Christen gemeint. Nun war Berathung und Aufschub zu Ende. Das langsam aufgethürmte Ungewitter brach über Christi Bekenner furchtbar los. Noch nie, sagt Sulpicius Severus, ist je durch einen Krieg die Welt so erschöpft worden; noch haben wir je mit herrlicherm Triumphe gesiegt als hier, da wir durch ein zehnjähriges Schlachten nicht überwunden werden konnten. (Stollberg IX. 327 flg.)
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