Nr. 11
Du wagst zu sagen, dieß und jenes ist in der Welt ein Uebel, davon du weder den Ursprung noch die Ursache erklären, lösen magst; und weil es deiner Genüsse, vielleicht auch Begierden Lust hindert, nennst du es verderblich und widrig. Wie also, weil die Kälte deinen Gliedern zuwider ist, deines Blutes Hitze zu kühlen pflegt, deßhalb soll kein Winter in der Welt seyn? Und weil du die sengenden Sonnenstrahlen nicht zu übertragen im Stande bist, so muß der Sommer dem Jahre getilgt und nach andern Gesetzen eine andere Natur neuerdings organisirt werden? Die Nießwurz ist den Menschen ein Gift, soll sie um deßwillen nicht wachsen? Der Wolf stellt den Schafen nach, liegt die Schuld wohl an der Natur, daß sie das grausame Thier hervorgebracht hat? Die Schlange tödtet durch ihren Biß; soll ich etwa den Ursprung der Dinge verfluchen, daß er so grause Ungethüme den athmenden Geschöpfen beigefügt?
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