Nr. 22
Und nicht zufrieden, diese fleischliche Verbindung der saturnischen Ansehnlichkeit beigelegt zu haben, sagt ihr auch aus, der König der Welt habe selbst schändlicher Weise Kinder erzeugt, wie er deßgleichen erzeugt und geboren worden. Aus der Mutter Hyperiona und dem Blitzschleuderer Jupiter ward der goldene und sehr brennende Sol geboren; aus der Latona und demselben der bogenführende Delier und die Jägerin Diana; aus der Leda und demselben die Kastoren, bei den Griechen Dioskoriden genannt; aus Alkmena und demselben jener thebanische Herkules, den die Keule und das Fell geschützt; aus der Semele und demselben Liber, der Bromios genannt wird, und abermals geboren aus des Vaters Schenkel; ferner aus der Maja Merkur, beredten Mundes und Träger leutseliger Schlangen. Kann man irgend eine größere Schmach eurem Jupiter anthun, oder was Anderes macht das Ansehen euerer Götter schwanken und vernichtet es, als daß ihr glaubt, irgend einmal habe ihn geile Lust besiegt und er sey durch die Gluth der entflammten Brust zur Begierde nach Weibern entbrannt? Und was hatte der saturnische König mit fremden Ehen zu schaffen? genügte ihm Juno nicht und konnte er die Heftigkeit der Begierden nicht bei der Königin der Götter stillen; da dieselbe doch ihre so ausgezeichnete Hoheit, Schönheit, Würde des Antlitzes, wie auch der Arme Marmorglanz anempfahl? Vielmehr nicht zufrieden mit einer Frau, verbreitet der geile Gott, mit Konkubinen, Buhlerinnen und Geliebten sich ergötzend, nach allen Seiten hin seine Unmäßigkeit, wie weibische Buben zu thun pflegen; und der Graukopf stellte sich aus unzähligen Leibern der hinwelkenden Wollüste Gluth wieder her. Welche Schändlichkeit von Meinungen sagt oder erdichtet ihr Gottlose von euerm Jupiter? Bemerkt ihr denn nicht, welcher schimflichen That ihr ihn bezeichnet? als welches Verbrechens Urheber ihr ihn hinstellt? oder welche Makel von Schandthaten, welche Infamien ihr auf ihm häuft.
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