Nr. 2
Damit ihr aber erkennen mögt, was wir hinsichtlich dieses Namens denken und welches Urtheil wir fällen, so halten wir dafür, sind anders die Götter wahrhaftig, dasselbe abermals und zur Genüge zu sagen, dieselben müssen sämtliche und zwar vollkommene Tugenden haben, Weisheit, Gerechtigkeit, Ernst. Wenn anders es kein Vergehen ist, daß wir sie mit menschlichen Werthschätzungen überhäufen, so müssen sie kräftig an innerer Tüchtigkeit sich keiner fremden Hülfe überlassen, wodurch ihnen der ununterbrochenen Glückseligkeit Unversehrtheit vollendet wird; sie müssen frei von sämmtlichen Affekten und allen Unordnungen nicht im Zorn aufbrausen, durch keinerlei Begierden aufgeregt werden, Niemand einen Schaden anthun, nicht durch der Menschen Uebelthaten einen grausamen Willen annehmen, nicht mittelst Aeugnungen [sic] schrecken, keine übernatürlichen Erscheinungen offenbaren, nicht die Schulden der Gelübde als verbindlich ansehen, nicht die Sühnopfer mittelst drohender Zeichen fordern; nicht Pest, nicht Seuche durch Verderbniß der Luft herbeiführen; nicht durch Trockne die Früchte verbrennen; nicht dem Morden der Kriege, nicht der Erstürmung der Städte sich zugesellen; nicht diesen Nachtheil, jenen Vortheil angedeihen lassen wollen; sondern, was erhabenen Gemüthern zusteht, sie müssen Allen insgesammt mit gleicher Wagschale zuwiegen und Allen insgesammt ungetheilte Handlungen des Wohlwollens erweisen: denn daß dem hinfälligen Geschlechte und der menschlichen Gebrechlichkeit das Entgegengesetzte zu verlangen eignet, und daß diejenigen, welche die Gemüthsveränderung erfaßt, leiden, Schmerzen empfinden, dem Verderben anheimfallen, lehren der Weisen Aussprüche; und nicht können auf andere S. 165 Weise den Gesetzen der Sterblichkeit die verbunden seyn, welche keinen Zerrüttungen anheim gegeben sind. Da dieß sich also verhält, wie können wir da als Verächter der Götter verurtheilt werden, die wir nur dann der Götter Daseyn und die Möglichkeit, sie den himmlischen Mächten beizufügen, ableugnen, wenn sie nicht gehörig und durch hocherhabene Gesinnung der Bewunderung Lob würdig sind.
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