Nr. 9
Die Götter, heißt es, verehren wir mittelst der Bildnisse. Wie also? Sind diese nicht, so werden die Götter sich nicht verehrt wissen und dafürhalten, von euch keinerlei Ehrenbezeugungen zu empfangen? Mittelst gewisser Seitenpfade also und durch gewisse Fideicomisse, wie man sagt, nehmen und empfangen sie eure Verehrungen; und bevor diese wahrnehmen, welchen jener Dienst gebührt, opfert ihr zuvor den Bildnissen und gleichwie einen Nachlaß übermacht ihr vermöge fremder Gewährleistung denselben ihnen. S. 169 Was aber kann ungerechter, schmachvoller, unverschämter seyn, als einen andern Gott zu wissen und ein anderes Ding zu verehren? Beistand von der Gottheit zu hoffen und zum sinnlosen Bilde zu flehen? Ist das nicht, frage ich, was man im gemeinen Sprichworte sagt: den Schmid schlagen, da du den Walker triffst? und indem du eines Menschen Rath suchst, von Eseln und Schweinen Urtheile wegen der zu vollbringenden Dinge einzuholen?
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