Nr. 15
Seht zu! Wenn Jemand rohes und noch nicht verarbeitetes Erz, Massen ungeschmolzenes Silber, ungeformtes Gold, Holz, Steine, Gebeine und alle sonstigen Dinge, aus welchen der Gottheiten Bildnisse und Zeichen gewöhnlich bestehen; ja wenn ein Anderer der zusammengeschlagenen Götter Gestalten, die geschmolzenen und verstümmelten Bildnisse in eure Mitte brächte und euch befähle, diesen Massen und Stücken Opfer, diesen unförmlichen Klumnen göttlichen Dienst darzubringen: so bitten wir uns aus von euch zu vernehmen, ob ihr solches thun oder ob ihr das Befohlene verweigern würdet? Vielleicht sagt ihr: aus welcher Ursache? weil Niemand in menschlichen Dingen so thöricht und blind ist, daß er Silber, Erz, Gold, Gyps, Elfenbein, Thon statt der Götter aussagt und behauptet, sie hätten und besäßen durch sich göttliche Kraft. Welcher Grund ist also, daß alle diese Körper, so lange sie unberührt und unbearbeitet verbleiben, der göttlichen Kraft und des himmlischen Ansehens ermangeln; sobald sie aber Menschenformen empfingen, Ohren, Nasen, Backen, Lippen, Augen, Wimpern, alsbald Götter S. 173 werden und zur himmlischen Ordnung wie Schätzung sich erheben? Fügt wohl diesen Körpern die neue Bildung etwas bei, daß ihr gezwungen werdet zu glauben, durch diese Zufügung sey ihnen eine gewisse Göttlichkeit und Majestät allerdings verbunden worden? Sie wandelt das Erz in Gold oder zwingt des Scherbens Unwerth sich in Silber zu verkehren? Was kurz vorher ohne Empfindung war, belebt sie und giebt ihm geistige Bewegung? Wenn aber die bestimmten Gesetze in den Körpern als Bildnisse die Beschaffenheiten erhalten, welche jene vordem gehabt, welch' eine Dummheit ist: denn Blindheit zu sagen verweigere ich; zu meinen, der Dinge Natur werde durch der Formen Beschaffenheit verändert, und was im Ursprunge kraftlos und unbeweglich, wie auch der Empfindung beraubt war, empfange mittelst Gestaltung nun Geist.
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