Nr. 5
Daß vor zehntausend Jahren eine große Menge Menschen von der Insel, welche man für die Atlantis des Neptuns hält, wie Platon darthut, hervorbrach und eine Unzahl Nationen gänzlich vertilgte: daran waren wir Schuld? Daß die Assyrier und Baktrianer unter Anführung des Ninus und Zoroasters einst nicht bloß mit dem Schwerdt und Truppenmacht kriegten, sondern auch mittels der Magier und mit den geheimen Disciplinen der Chaldäer, dieß geschah durch unsere Mißgunst? Daß Helena unter dem Schutze und auf Antrieb der Götter entführt, ihrer Zeit und der Zukunft ein grauses Verhängniß wurde, dieses Verbrechen ist unserer Lehre beizulegen? Daß jener frevelhafte Xerxes das Meer dem Festlande einfügen und überschreiten wollte, dieß vollbrachte er unseres Namens wegen? Daß ein innerhalb Makedoniens Gränzen entsprossener Jüngling des Orients Reiche und Völker der Eroberung und Knechtschaft unterwarf, das verursachten und erregten wir? Daß dann die Römer, gleichwie ein reißender Strom alle Völker überschwemmten und in sich versenkten, unbezweifelbar haben wir ihren Geist in die Wuth hineingestürzt? Wenn nun aber sich kein Mensch findet, der das vor Zeiten Geschehene unsern Zeiten zuzuschreiben wagt, welcher Weise können wir dann der gegenwärtigen Drangsale Ursache seyn, da nichts Neues sich ereignet, sondern Alles alt auch keiner ehemaligen Zeit unerhört ist.
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