Nr. 5
Was sagt ihr Unwissende, auch höchst Beweinens- und Bedauerungswürdige? So befürchtet ihr nicht, daß etwa das wahr seyn möchte, was euch zur Verachtung dient und Stoff zum Lachen gewährt? und nicht einmal erwägt ihr bei euch in verborgenem Nachdenken, was ihr am heutigen Tage in hartnäckiger Verkehrtheit zu glauben verneint, möge die späte Zeit offenbaren und die unwiderrufliche Buße strafen? Erregen nicht wenigstens diese Gründe des Glaubens bei euch Zutrauen, da schon in so kurzer und geringer Zeit auf der ganzen Erde der Diensteid dieses unermeßlichen Namens sich ausgebreitet hat? da bereits kein Volk mehr sich findet, noch so barbarischer Sitten und der Sanftmuth unbewußt, das nicht, durch seine Liebe gewandelt, seine Rauhheit gemildert und zu sanften Empfindungen durch empfangene Ruhe übergegangen ist? da mit so großen Talenten begabte Redner, Grammatiker, Rhetoren, Rechtskundige und Aerzte, die auch der Philosophie Geheimnisse erforschten, diese Lehre verlangen, mit Verachtung dessen, dem sie kurz vorher noch vertrauten? da Sklaven die von ihren Herren angeordneten Martern lieber erdulden, da Eheleute sich lieber trennen und Kinder vorziehen von den Eltern enterbt zu werden, als die christiche Treue brechen und den Eid der heilbringenden Streiterschaar aufgeben? da, obschon von euch für die, welche den Anordnungen dieser Religion folgen, so vielerlei Strafen festgesetzt worden, dennoch diese Sache sich nur mehrt, und ungeachtet aller Drohungen und Verbote zu Abschreckung das Volk sich um so beherzter stemmt, und durch das Untersagen zum Glaubenseifer erst recht angespornt wird? Meint ihr wohl, dieß geschähe so von Ungefähr, ohne Grund, indem diese Gemüther durch zufällige Anregungen es empfangen? Nicht ist dergestalt dieß göttlich und heilig, und ohne Gott geschehen solche Umwandlungen ihrer Herzen, daß da die peinigenden Hacken und unzählige andere Martern, wie schon gesagt, den Glaubenden bevorstehen, sie gleichsam wie durch eine Süße und durch aller Tugenden Liebe fortgerissen, die erkannten Gründe annehmen und allen Dingen dieser Welt die Freundschaft Christi vorziehen? Außer dieselben erscheinen euch etwa stumpfsinnig und thöricht, welche schon über den ganzen Erdkreis hin sich zusammen schaaren und sammeln in dieses Glaubens Bestimmung.
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