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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae

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Summa theologiae

Articulus 5

Iª-IIae q. 29 a. 5 arg. 1

Ad quintum sic proceditur. Videtur quod aliquis non possit habere odio veritatem. Bonum enim et ens et verum convertuntur. Sed aliquis non potest habere odio bonitatem. Ergo nec veritatem.

Iª-IIae q. 29 a. 5 arg. 2

Praeterea, omnes homines naturaliter scire desiderant, ut dicitur in principio Metaphys. Sed scientia non est nisi verorum. Ergo veritas naturaliter desideratur et amatur. Sed quod naturaliter inest, semper inest. Nullus ergo potest habere odio veritatem.

Iª-IIae q. 29 a. 5 arg. 3

Praeterea, philosophus dicit, in II Rhetoric., quod homines amant non fictos. Sed non nisi propter veritatem. Ergo homo naturaliter amat veritatem. Non potest ergo eam odio habere.

Iª-IIae q. 29 a. 5 s. c.

Sed contra est quod apostolus dicit, ad Galat. IV, factus sum vobis inimicus, verum dicens vobis.

Iª-IIae q. 29 a. 5 co.

Respondeo dicendum quod bonum et verum et ens sunt idem secundum rem, sed differunt ratione. Bonum enim habet rationem appetibilis, non autem ens vel verum, quia bonum est quod omnia appetunt. Et ideo bonum, sub ratione boni, non potest odio haberi, nec in universali nec in particulari. Ens autem et verum in universali quidem odio haberi non possunt, quia dissonantia est causa odii, et convenientia causa amoris; ens autem et verum sunt communia omnibus. Sed in particulari nihil prohibet quoddam ens et quoddam verum odio haberi, inquantum habet rationem contrarii et repugnantis, contrarietas enim et repugnantia non adversatur rationi entis et veri, sicut adversatur rationi boni. Contingit autem verum aliquod particulare tripliciter repugnare vel contrariari bono amato. Uno modo, secundum quod veritas est causaliter et originaliter in ipsis rebus. Et sic homo quandoque odit aliquam veritatem, dum vellet non esse verum quod est verum. Alio modo, secundum quod veritas est in cognitione ipsius hominis, quae impedit ipsum a prosecutione amati. Sicut si aliqui vellent non cognoscere veritatem fidei, ut libere peccarent, ex quorum persona dicitur Iob XXI, scientiam viarum tuarum nolumus. Tertio modo habetur odio veritas particularis, tanquam repugnans, prout est in intellectu alterius. Puta, cum aliquis vult latere in peccato, odit quod aliquis veritatem circa peccatum suum cognoscat. Et secundum hoc dicit Augustinus, in X Confess., quod homines amant veritatem lucentem, oderunt eam redarguentem.

Iª-IIae q. 29 a. 5 ad 1

Et per hoc patet responsio ad primum.

Iª-IIae q. 29 a. 5 ad 2

Ad secundum dicendum quod cognoscere veritatem secundum se est amabile, propter quod dicit Augustinus quod amant eam lucentem. Sed per accidens cognitio veritatis potest esse odibilis, inquantum impedit ab aliquo desiderato.

Iª-IIae q. 29 a. 5 ad 3

Ad tertium dicendum quod ex hoc procedit quod non ficti amantur, quod homo amat secundum se cognoscere veritatem, quam homines non ficti manifestant.

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Summe der Theologie

Fünfter Artikel. Die Wahrheit kann ganz wohl von jemandem gehaßt werden.

a) Dem steht entgegen: I. „Gut“, „sein“, „wahr“ sind Ausdrücke, welche, soweit es das wirkliche Sein angeht, sich vollkommen decken. Die Güte aber kann für niemand Gegenstand des Hasses sein; also kann dies auch nicht die Wahrheit. II. „Alle Menschen verlangen kraft ihrer Natur nach Wissenschaft,“ sagt Aristoteles. Princ. Metaph.) Der Gegenstand der Wissenschaft ist aber nur das Wahre. Also wird kraft der Natur die Wahrheit gesucht und geliebt. Was aber von Natur aus einem Wesen innewohnt, das wohnt ihm immer inne. Also niemand kann die Wahrheit hassen. III. Aristoteles schreibt (2 Met. 4.): „Die Menschen lieben jene, die nicht heucheln;“ also doch nur weil sie die Wahrheit lieben. Auf der anderen Seite sagt der Apostel (Gal. 4.): „Euer Feind bin ich geworden, weil ich euch Wahres sagte.“

b) Ich antworte, „gut“, „sein“ und „wahr“ haben wohl den gleichen sachlichen Inhalt; sie sind aber verschieden der Auffassung nach. Denn das Gute hat den unterscheidenden Charakter des Begehrbaren, was beim Sein und Wahren nicht der Fall ist. „Gut“ nämlich ist, was von allem begehrt wird. Also kann das Gute seinem ganzen Wesenscharakter gemäß nicht gehaßt werden, weder im allgemeinen noch im besonderen. Das Sein und das Wahre aber kann wohl, im allgemeinen aufgefaßt, nicht gehaßt werden; denn die Ursache für den Haß ist der Widerspruch oder die Unzukömmlichkeit, während das Sein und das Wahre Allem, was ist, zukommt. Im besonderen aufgefaßt aber steht dem nichts entgegen, daß ein besonderes, beschränktes Sein und eine gewisse Wahrheit gehaßt wird, insofern es den Charakter des Unzukömmlichen, des Widerstreitenden hat. Denn der Gegensatz und das Widerstreitende sind nicht gegen den Charakter des Seins und des Wahren, wie dies der Fall ist bei dem Charakter des Guten. Nun geschieht es, daß eine gewisse Wahrheit im besonderen in dreifacher Weise dem geliebten Gute widerstreitet: 1. gemäß dem daß die Wahrheit als Ursache und Ursprung der wahren Auffassung für uns in den Dingen selber ist; und so haßt der Mensch manchmal eine Wahrheit, weil er wollte, es wäre dies nicht wahr, was wahr ist; — 2. gemäß dem daß jene besondere Wahrheit in der Kenntnis des Menschen ist, die ihn hindert im Streben nach dem Besitze des geliebten Gute; wie wenn manche die Wahrheit des Glaubens nicht erkennen möchten, damit sie ungezügelt sündigten, in deren Person es bei Job heißt (21, 14.): „Die Kenntnis Deiner Wege wollen wir nicht;“ — 3. gemäß dem daß eine gewisse besondere Wahrheit in der Kenntnis eines anderen sich befindet; wie wenn jemand in der Sünde liegen bleiben will, er es dann haßt, daß ein anderer von seiner Sünde weiß, nach Augustin (Conf. 10, 23.): „Die Menschen lieben wohl die Wahrheit, wenn sie ihnen leuchtet; aber sie lieben dieselbe nicht, wenn sie ihnen Vorwürfe macht.“

c) I. Darauf ist geantwortet. II. Die Wahrheit erkennen ist an sich stets der Liebe würdig; „man liebt die leuchtende Wahrheit“ sagt Augustin. Aber mit Rücksicht auf besondere Verhältnisse, also nebensächlich, kann die Kenntnis einer Wahrheit hassenswert sein; als Hindernis nämlich für die Erreichung eines geliebten Gutes. III. Der Mensch liebt an und für sich, im allgemeinen, die Wahrheit und darum liebt er andere, die nicht heucheln; denn sie offenbaren ihm Wahrheit.

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