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Summa theologiae
Articulus 4
Iª q. 14 a. 4 arg. 1
Ad quartum sic proceditur. Videtur quod ipsum intelligere Dei non sit eius substantia. Intelligere enim est quaedam operatio. Operatio autem aliquid significat procedens ab operante. Ergo ipsum intelligere Dei non est ipsa Dei substantia.
Iª q. 14 a. 4 arg. 2
Praeterea, cum aliquis intelligit se intelligere, hoc non est intelligere aliquid magnum vel principale intellectum, sed intelligere quoddam secundarium et accessorium. Si igitur Deus sit ipsum intelligere, intelligere Deum erit sicut cum intelligimus intelligere. Et sic non erit aliquid magnum intelligere Deum.
Iª q. 14 a. 4 arg. 3
Praeterea, omne intelligere est aliquid intelligere. Cum ergo Deus intelligit se, si ipsemet non est aliud quam suum intelligere, intelligit se intelligere, et intelligere se intelligere se, et sic in infinitum. Non ergo ipsum intelligere Dei est eius substantia.
Iª q. 14 a. 4 s. c.
Sed contra est quod dicit Augustinus, Lib. VII de Trin., Deo hoc est esse, quod sapientem esse. Hoc autem est sapientem esse, quod intelligere. Ergo Deo hoc est esse, quod intelligere. Sed esse Dei est eius substantia, ut supra ostensum est. Ergo intelligere Dei est eius substantia.
Iª q. 14 a. 4 co.
Respondeo dicendum quod est necesse dicere quod intelligere Dei est eius substantia. Nam si intelligere Dei sit aliud quam eius substantia, oporteret, ut dicit philosophus in XII Metaphys., quod aliquid aliud esset actus et perfectio substantiae divinae, ad quod se haberet substantia divina sicut potentia ad actum (quod est omnino impossibile), nam intelligere est perfectio et actus intelligentis. Hoc autem qualiter sit, considerandum est. Sicut enim supra dictum est, intelligere non est actio progrediens ad aliquid extrinsecum, sed manet in operante sicut actus et perfectio eius, prout esse est perfectio existentis, sicut enim esse consequitur formam, ita intelligere sequitur speciem intelligibilem. In Deo autem non est forma quae sit aliud quam suum esse, ut supra ostensum est. Unde, cum ipsa sua essentia sit etiam species intelligibilis, ut dictum est, ex necessitate sequitur quod ipsum eius intelligere sit eius essentia et eius esse. Et sic patet ex omnibus praemissis quod in Deo intellectus, et id quod intelligitur, et species intelligibilis, et ipsum intelligere, sunt omnino unum et idem. Unde patet quod per hoc quod Deus dicitur intelligens, nulla multiplicitas ponitur in eius substantia.
Iª q. 14 a. 4 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod intelligere non est operatio exiens ab ipso operante, sed manens in ipso.
Iª q. 14 a. 4 ad 2
Ad secundum dicendum quod, cum intelligitur illud intelligere quod non est subsistens, non intelligitur aliquid magnum; sicut cum intelligimus intelligere nostrum. Et ideo non est simile de ipso intelligere divino, quod est subsistens.
Iª q. 14 a. 4 ad 3
Et per hoc patet responsio ad tertium. Nam intelligere divinum, quod est in seipso subsistens, est sui ipsius; et non alicuius alterius, ut sic oporteat procedere in infinitum.
Übersetzung
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Summe der Theologie
Vierter Artikel. Die Substanz Gottes ist sein Verstehen.
a) Dies scheint nicht der Fall sein zu können. Denn: I. Verstehen ist eine gewisse Thätigkeit. Thatigsein aber bedeutet etwas, was vom thätigen Sein ausgeht; und dies tritt bei der Substanz nie ein. Von ihr geht vielmehr etwas aus, als daß sie innerhalb des Seins im Dinge von etwas ausginge, da sie ja allem, was im Dinge ist, zu Grunde liegt. Also Verstehen ist in Gott nicht dasselbe wie die Substanz. II. Wenn jemand versteht, daß er verstehe, das bedeutet nicht, etwas verstehen, was an erster, leitender Stelle Gegenstand des Verstehens und so Grund wäre für das übrige Verstehen. Es ist dies vielmehr etwas Nebensächliches, was dem an erster Stelle Verstandenen folgt oder es begleitet und auf das hauptsächlich Verstandene sich gründet. Wenn also Gott sein eigenes Verstehen ist, so wird dies so sein als wenn wir erkannten, daß wir verstehen. Und so wird das Verstehen Gottes nichts Großes, Maßgebendes sein. III. Jegliches Verstehen schließt ein, daß etwas verstanden wird. Wenn also Gott in der Weise Sich selbst versteht, daß Er nichts Anderes ist als eben dieses Verstehen, so versteht Er eben, daß Er versteht und dieses Verstehen, daß Er versteht, wird sich wieder darauf richten, daß Er eben versteht und so bis ins Endlose. Das Verstehen Gottes ist also nicht seine Substanz. Auf der anderen Seite sagt Augustin (7. de Trin. c. 7.): „Das ist für Gott Sein, was da ist weise sein.“ Weise sein aber ist eben nichts anderes als Verstehen. Also Gottes Verstehen ist sein Sein und da dieses Sein seine Substanz ist, so ist das göttliche Verstehen die göttliche Substanz.
b) Ich antworte, daß ganz notwendigerweise das Erkennen Gottes seine eigene Substanz ist. Denn vorausgesetzt das thatsächliche Erkennen Gottes wäre verschieden, so müßte nach XII. Metaph. etwas anderes sein die Thätigkeit und die Vollendung der göttlichen Substanz und etwas anderes diese Substanz selber; vielmehr verhielte sich letztere zum. thatsächlichen Erkennen, wie die Potenz zum Akt, wie ein Vermögen zu seiner Entwicklung und Vervollkommnung. Das aber ist ganz und gar unmöglich. Denn Erkennen ist die Vollendung und die Thätigkeit des Erkennenden. Das ist aber so zu verstehen. Wie nämlich oben hervorgehoben worden ist der Akt des Erkennens nicht nach außen gerichtet, als ob er etwas Äußerliches bethätigte oder vollendete, wie etwa der Meißel den Marmor, sondern bleibt innerhalb des Erkennenden als dessen eigenste Thätigkeit und Vollendung, gleichwie das Wirklichsein die Vollendung des Existierenden ist. Wie nämlich das wirkliche Sein der Existenz zur inneren Wesensform entsprechend hinzutritt; die Pflanze z. B. ganz wirkliche Pflanze in der Existenz wird und nicht das mindeste andere; so verhält sich auch das thatsächliche Erkennen zur inneren Erkenntnisform oder zu dem inneren Erkenntnisgrunde, zur Idee. In Gott aber ist die innere Wesensform nichts anderes als sein Wirklichsein; und diese innere Wesensform ist zugleich, wie bereits erwiesen, für Gott der bestimmende Erkenntnisgrund, die species intelligibilis, also folgt mit Notwendigkeit, daß das Sein Gottes sein thatsächliches Erkennen ist. Somit ist klar, daß in Gott 1. die erkennende Vernunft; 2. der erkannte Gegenstand; 3. der innerlich bestimmende Erkenntnisgrund; 4. das thatsächliche Erkennen selbst durchaus ein und dasselbe sind; und daß die Thatsache, daß Gott erkennend ist, nimmermehr eine Vielheit in Gott bedingt.
c) I. Verstehen oder Erkennen ist eine Thätigkeit, welche im Wirkenden bleibt. Von einem Ausgehen ist da von vornherein keine Rede. II . Wenn jenes Verstehen aufgefaßt wird, was bloß von einem Vermögen ausgeht, also nicht für sich selbständig dasteht; so versteht man nichts Großes, wie z. B. wenn es sich um unser Verstehen handelt. Und deshalb besteht hier keine Ähnlichkeit, da Gottes Verstehen für sich bestehend, da es reine Selbständigkeit ist. III. Demnach ist auch das Verstehen Gottes, weil es eben durchaus für sich bestehendes unabhängiges Sein ist, nicht das Verstehen von etwas Anderem; sondern es ist nur es selbst und damit ist ein endloses Vorgehen ausgeschlossen.