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Summa theologiae
Articulus 8
Iª q. 14 a. 8 arg. 1
Ad octavum sic proceditur. Videtur quod scientia Dei non sit causa rerum. Dicit enim Origenes, super epistolam ad Rom., non propterea aliquid erit, quia id scit Deus futurum; sed quia futurum est, ideo scitur a Deo antequam fiat.
Iª q. 14 a. 8 arg. 2
Praeterea, posita causa ponitur effectus. Sed scientia Dei est aeterna. Si ergo scientia Dei est causa rerum creatarum, videtur quod creaturae sint ab aeterno.
Iª q. 14 a. 8 arg. 3
Praeterea, scibile est prius scientia, et mensura eius, ut dicitur in X Metaphys. Sed id quod est posterius et mensuratum, non potest esse causa. Ergo scientia Dei non est causa rerum.
Iª q. 14 a. 8 s. c.
Sed contra est quod dicit Augustinus, XV de Trin., universas creaturas, et spirituales et corporales, non quia sunt, ideo novit Deus; sed ideo sunt, quia novit.
Iª q. 14 a. 8 co.
Respondeo dicendum quod scientia Dei est causa rerum. Sic enim scientia Dei se habet ad omnes res creatas, sicut scientia artificis se habet ad artificiata. Scientia autem artificis est causa artificiatorum, eo quod artifex operatur per suum intellectum, unde oportet quod forma intellectus sit principium operationis, sicut calor est principium calefactionis. Sed considerandum est quod forma naturalis, inquantum est forma manens in eo cui dat esse, non nominat principium actionis; sed secundum quod habet inclinationem ad effectum. Et similiter forma intelligibilis non nominat principium actionis secundum quod est tantum in intelligente, nisi adiungatur ei inclinatio ad effectum, quae est per voluntatem. Cum enim forma intelligibilis ad opposita se habeat (cum sit eadem scientia oppositorum), non produceret determinatum effectum, nisi determinaretur ad unum per appetitum, ut dicitur in IX Metaphys. Manifestum est autem quod Deus per intellectum suum causat res, cum suum esse sit suum intelligere. Unde necesse est quod sua scientia sit causa rerum, secundum quod habet voluntatem coniunctam. Unde scientia Dei, secundum quod est causa rerum, consuevit nominari scientia approbationis.
Iª q. 14 a. 8 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod Origenes locutus est attendens rationem scientiae, cui non competit ratio causalitatis, nisi adiuncta voluntate, ut dictum est. Sed quod dicit ideo praescire Deum aliqua, quia sunt futura, intelligendum est secundum causam consequentiae, non secundum causam essendi. Sequitur enim, si aliqua sunt futura, quod Deus ea praescierit, non tamen res futurae sunt causa quod Deus sciat.
Iª q. 14 a. 8 ad 2
Ad secundum dicendum quod scientia Dei est causa rerum, secundum quod res sunt in scientia. Non fuit autem in scientia Dei, quod res essent ab aeterno. Unde, quamvis scientia Dei sit aeterna, non sequitur tamen quod creaturae sint ab aeterno.
Iª q. 14 a. 8 ad 3
Ad tertium dicendum quod res naturales sunt mediae inter scientiam Dei et scientiam nostram, nos enim scientiam accipimus a rebus naturalibus, quarum Deus per suam scientiam causa est. Unde, sicut scibilia naturalia sunt priora quam scientia nostra, et mensura eius, ita scientia Dei est prior quam res naturales, et mensura ipsarum. Sicut aliqua domus est media inter scientiam artificis qui eam fecit, et scientiam illius qui eius cognitionem ex ipsa iam facta capit.
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Summe der Theologie
Achter Artikel. Die Wissenschaft Gottes ist die Ursache der Dinge.
a) Gegen diese Behauptung sind die Worte des Origenes: I. „Nicht deshalb wird etwas sein, weil Gott weiß, es werde sein; sondern Gott weiß es, bevor es geschieht, weil es zukünftig ist“ (super epist. ad Rom. quos vocavit, hos et..). II. Ist die hinreichende Ursache da, so folgt auch die Wirkung. Gottes Wissen ist aber ewig. Sollte es also die Ursache der Dinge sein, so wären diese von Ewigkeit. III. „Der Gegenstand des Wissens, das Wissenswerte, ist früher als das Wissen und ist sein Maß;“ heißt es bei Aristoteles (metaph. 12.) Was also nachher ist und gemessen, das ist das Wissen. Demgemäß kann das Wissen nicht die Ursache vom Gegenstande des Wissens, also vorher sein, sondern der Wissensgegenstand wird vielmehr vom Wissen als bereits bestehend vorausgesetzt. Auf der anderen Seite sagt Augustin (15 de Trin. 3): „Alle Kreaturen insgesamt, die stofflosen wie die stofflichen, weiß Gott nicht, weil sie sind – sondern sie sind, weil Gott sie weiß.“
b) Ich antworte, daß das Wissen Gottes die Ursache der Dinge ist. Denn das göttliche Wissen verhält sich gerade so zu allen geschöpflichen Dingen, wie das Wissen des Künstlers zu den entsprechenden Kunstwerken. Das letztere aber ist die Ursache der Kunstwerke deshalb, weil der Künstler vermittelst seiner Vernunft wirkt. Darum muß die in der Vernunft befindliche Erkenntnisform, die Idee, ebenso das Princip der Thätigkeit sein, wie die Wärme das Princip der Erwärmung ist. Dabei ist jedoch zu erwägen, daß die reine innere Seinsform, insoweit sie innerhalb dessen bleibt, dem sie das Sein verleiht, nicht gleichbedeutend damit ist, daß sie ein Princip der Thätigkeit bildet, sondern ein solches Princip erst insoweit wird, als sie zur Wirkung hinneigt; und in ähnlicher Weise bedeutet die Idee als Form des Erkennens nicht ein Princip des Thätigseins, soweit diese Idee im Erkenntnisvermögen sich findet; sondern vielmehr erst dann, wenn sie mit der Hinneigung zur Wirkung verbunden ist; diese Hinneigung aber geht vom Willen aus. Denn da die bestimmende Erkenntnisform von sich aus gleichmäßig auf schwarz und weiß, kurz und lang, schwer und leicht, d. h. ohne Unterschied auf die Glieder eines Gegensatzes gerichtet ist, denn ein und dieselbe Wissenschaft umfaßt den ganzen Gegensatz und nicht bloß ein Glied desselben, so würde keine Wirkung entstehen, weder schwarzes gewirkt werden noch weißes, weder langes noch kurzes etc., wenn nicht der Wille zu etwas bestimmte. Es ist aber ganz offenbar, daß Gott durch seine Vernunft die Dinge verursacht, da Erkennen in Ihm Sein ist; und deshalb ist es notwendig, daß sein Wissen die Ursache der Dinge ist, je nachdem es den Willen mit sich verbunden hält. Und das ist der Grund, weshalb das Wissen Gottes, insofern es die Ursache der Dinge ist, genannt zu werden pflegt das Wissen, welches billigt, (scientia approbationis).
c) I. Origenes spricht mit Rücksicht auf jenes Wissen, dem es nicht zukommt, verursachend zu sein außer in Verbindung mit dem göttlichen Willen. Übrigens ist sein Ausdruck zu verstehen von der bloßen Folge. Wenn nämlich etwas zukünftig ist, dann folgt aus dieser Gewißheit, daß Gott es gewußt hat; die zukünftigen Dinge verursachen aber es nicht, daß Gott sie kennt. II. Die Wissenschaft Gottes ist Ursache der Dinge gemäß dem, wie diese in der Wissenschaft Gottes sind. Sie sind aber nicht darin als solche, die von Ewigkeit her existieren sollten; Gott weiß sie nicht als von Ewigkeit existierende. Also sind die Kreaturen nicht deshalb ewig, weil das Wissen Gottes ewig ist. III. Die Dinge der Natur sind das Maß unseres Wissens, welches von denselben als seinem Gegenstande abhängt. Aber diese Dinge der Natur selbst sind gemessen und verursacht durch das Wissen Gottes. So steht das Haus z. B. gewissermaßen in der Mitte zwischen dem Wissen des Künstlers, von dem es verursacht worden, und dem Wissen jener, die von ihm, vom Bestande des Hauses her, ihre Kenntnis desselben ableiten.