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Summa theologiae
Articulus 4
Iª-IIae q. 49 a. 4 arg. 1
Ad quartum sic proceditur. Videtur quod non sit necessarium esse habitus. Habitus enim sunt quibus aliquid disponitur bene vel male ad aliquid, sicut dictum est. Sed per suam formam aliquid bene vel male disponitur, nam secundum formam aliquid est bonum, sicut et ens. Ergo nulla necessitas est habituum.
Iª-IIae q. 49 a. 4 arg. 2
Praeterea, habitus importat ordinem ad actum. Sed potentia importat principium actus sufficienter, nam et potentiae naturales absque habitibus sunt principia actuum. Ergo non fuit necessarium habitus esse.
Iª-IIae q. 49 a. 4 arg. 3
Praeterea, sicut potentia se habet ad bonum et malum, ita et habitus, et sicut potentia non semper agit, ita nec habitus. Existentibus igitur potentiis, superfluum fuit habitum esse.
Iª-IIae q. 49 a. 4 s. c.
Sed contra est quod habitus sunt perfectiones quaedam, ut dicitur in VII Physic. Sed perfectio est maxime necessaria rei, cum habeat rationem finis. Ergo necessarium fuit habitus esse.
Iª-IIae q. 49 a. 4 co.
Respondeo dicendum quod, sicut supra dictum est, habitus importat dispositionem quandam in ordine ad naturam rei, et ad operationem vel finem eius, secundum quam bene vel male aliquid ad hoc disponitur. Ad hoc autem quod aliquid indigeat disponi ad alterum, tria requiruntur. Primo quidem, ut id quod disponitur, sit alterum ab eo ad quod disponitur; et sic se habeat ad ipsum ut potentia ad actum. Unde si aliquid sit cuius natura non sit composita ex potentia et actu, et cuius substantia sit sua operatio, et ipsum sit propter seipsum; ibi habitus vel dispositio locum non habet, sicut patet in Deo. Secundo requiritur quod id quod est in potentia ad alterum, possit pluribus modis determinari, et ad diversa. Unde si aliquid sit in potentia ad alterum, ita tamen quod non sit in potentia nisi ad ipsum, ibi dispositio et habitus locum non habet, quia tale subiectum ex sua natura habet debitam habitudinem ad talem actum. Unde si corpus caeleste sit compositum ex materia et forma, cum illa materia non sit in potentia ad aliam formam, ut in primo dictum est, non habet ibi locum dispositio vel habitus ad formam; aut etiam ad operationem, quia natura caelestis corporis non est in potentia nisi ad unum motum determinatum. Tertio requiritur quod plura concurrant ad disponendum subiectum ad unum eorum ad quae est in potentia, quae diversis modis commensurari possunt, ut sic disponatur bene vel male ad formam vel ad operationem. Unde qualitates simplices elementorum, quae secundum unum modum determinatum naturis elementorum conveniunt, non dicimus dispositiones vel habitus, sed simplices qualitates, dicimus autem dispositiones vel habitus sanitatem, pulchritudinem et alia huiusmodi, quae important quandam commensurationem plurium quae diversis modis commensurari possunt. Propter quod philosophus dicit, in V Metaphys., quod habitus est dispositio, et dispositio est ordo habentis partes vel secundum locum, vel secundum potentiam, vel secundum speciem; ut supra dictum est. Quia igitur multa sunt entium ad quorum naturas et operationes necesse est plura concurrere quae diversis modis commensurari possunt, ideo necesse est habitus esse.
Iª-IIae q. 49 a. 4 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod per formam perficitur natura rei, sed oportet quod in ordine ad ipsam formam disponatur subiectum aliqua dispositione. Ipsa tamen forma ordinatur ulterius ad operationem, quae vel est finis, vel via in finem. Et si quidem habeat forma determinate unam tantum operationem determinatam, nulla alia dispositio requiritur ad operationem praeter ipsam formam. Si autem sit talis forma quae possit diversimode operari, sicut est anima; oportet quod disponatur ad suas operationes per aliquos habitus.
Iª-IIae q. 49 a. 4 ad 2
Ad secundum dicendum quod potentia quandoque se habet ad multa, et ideo oportet quod aliquo alio determinetur. Si vero sit aliqua potentia quae non se habeat ad multa, non indiget habitu determinante, ut dictum est. Et propter hoc vires naturales non agunt operationes suas mediantibus aliquibus habitibus, quia secundum seipsas sunt determinatae ad unum.
Iª-IIae q. 49 a. 4 ad 3
Ad tertium dicendum quod non idem habitus se habet ad bonum et malum, sicut infra patebit. Eadem autem potentia se habet ad bonum et malum. Et ideo necessarii sunt habitus ut potentiae determinentur ad bonum.
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Summe der Theologie
Vierter Artikel. Das Bestehen von Zuständen ist etwas Notwendiges.
a) Dies scheint nicht der Fall zu sein. Denn: I. Durch die Zustände ist etwas in guter oder schlechter Verfassung für etwas; „gut“ oder „schlecht“ aber ist etwas kraft seiner Wesensform; denn durch seine Wesensform ist etwas gut, gleichwie es durch dieselbe Sein hat. Also ist dazu kein Zustand erforderlich. II. Da Zustände Principien für Thätigkeiten sind, so ist mit ihnen nichts Anderes erreicht als das, wozu schon die Vermögen genügen, die ja ihrem Wesen nach gleichfalls Principien des Thätigseins sind. III. Wie das „Vermögen“ sich zum Guten und Schlechten verhält, so auch der „Zustand“; und wie das „Vermögen“ nicht immer thätig ist, so ist dies auch nicht immer der „Zustand“ oder die Gewohnheit. Also sind Zustände vollständig überflüssig. , Auf der anderen Seite sind nach Phys. 7. „Zustände dazu vorhanden, damit sie vollenden.“ Da also die Vollendung einem jeden Dinge im höchsten Grade notwendig ist, insoweit sie nämlich den Charakter des Zweckes trägt, so sind notwendig die Zustände.
b) Ich antworte, der Zustand schließe eine Verfassung in sich ein unter Beziehung auf die Natur des Dinges und auf die Thätigkeit oder den Zweck desselben, wonach das betreffende Ding gut oder schlecht eingerichtet ist. Dazu aber daß etwas es notwendig hat, mit Beziehung auf etwas Anderes in die rechte Verfassung gesetzt zu werden, ist dreierlei erforderlich: 1. daß jenes Ding, welches eine solche Verfassung erhalten und jenes, mit Beziehung worauf es eine solche Verfassung in sich aufnehmen soll, voneinander verschieden seien und so zwischen beiden die Beziehung sei wie zwischen Vermögen und Thätigsein. Wo also in einer Natur keine Zusammensetzung ist aus Vermögen und Thätigsein, wo vielmehr diese Natur selbst Thätigsein und somit ihr eigener Zweck und ihre eigene Vollendung ist, da besteht kein Zustand und keine besondere Anpassung. Es wird 2. erfordert, daß jenes Ding, welches vermögend ist mit Rücksicht auf etwas Anderes, inverschiedener Weise bestimmt und bethätigt werden kann und nach verschiedenen Seiten. Wo also die Natur eines Dinges wohl Vermögen für das Thätigsein einschließt, jedoch nur in ganz bestimmter einheitlicher Weise bethätigt werden kann; da bedarf es wiederum keines weiteren Zustandes, um die Bethätigung und Bestimmung nach einer ganz bestimmten Seite hin zu lenken. Da also, um ein Beispiel anzuführen, der Himmelskörper wohl aus Stoff und einer Wesensform zusammengesetzt ist, dieser Stoff aber kein Vermögen einschließt, um der bestimmenden Kraft einer anderen Wesensform zu unterliegen, wie der Stoff der vergänglichen, d. h. dem Entstehen und Vergehen unterworfenen Dinge, wo aus dem einen das andere wird und immer der Ur-Stoff der nämliche bleibt; — so hat da, im Himmelskörper, ein weiterer Zustand oder eine weitere innere Verfassung keine Stelle; denn nur zu einer einzigen allseitig bestimmten Bewegung hat der Himmelskörper ein Vermögen. Erfordert wird 3. ein Zustand da, wo mehrere Einflüsse sich vereinigen müssen, um das betreffende Subjekt in die richtige Verfassung mit Rücksicht auf eine jener Kräfte zu versetzen, von denen aus es vollendet oder bethätigt werden kann; und wo diese Einflüsse in verschiedener Weise gegeneinander abgemessen werden müssen, auf daß das Subjekt entweder in eine gute oder schlechte Verfassung rücksichtlich seiner Wesensform oder seines Thätigseins gesetzt werde. Und danach bezeichnen wir jene einfachen Eigenschaften der Elemente, die gemäß nur einer und zwar allseitig bestimmter Weise den Naturen der Elemente zukommen, nicht als Zustände oder Verfassungen, sondern als „einfache Eigenschaften.“ Die Gesundheit aber und die Schönheit und Ähnliches nennen wir „Zustände“, weil sie ein gegenseitiges Abmessen vieler Einflüsse einschließen. Deshalb sagt Aristoteles (5 Metaph.): „Der Zustand ist eine gewisse Verfassung im betreffenden Dinge“; und: „Verfassung eines Dinges will bezeichnen die Ordnung dessen oder in dem, was Teile hat, entweder gemäß dem Orte oder gemäß den Vermögen oder gemäß der inneren Natur.“ Weil also viele Dinge in der Lage sind, daß zu der Herstellung und Entwicklung ihrer Natur oder ihrer Thätigkeit notwendig mehrere Einflüsse sich vereinigen müssen, welche in verschiedener Weise gegeneinander abzumessen sind, deshalb ist auch das Bestehen von Zuständen etwas Notwendiges.
c) I. Allerdings wird durch die Wesensform die Natur eines Dinges eine vollständige, thatsächlich zu existieren geeignete; aber bereits damit das Subjekt oder der Stoff in eine gewisse Beziehung zu dieser Form gebracht werde, bedarf es einer Vorbereitung, also einer Verfassung oder Ordnung der Teile in ihm. Nun hat aber jede dieser Formen noch weitere Beziehung Zur Thätigkeit, die da Zweck oder doch der Weg zum Zwecke ist. Hat also eine solche Form nur eine, allseitig bestimmte Thätigkeit, so bedarf es keiner weiteren Verfassung in ihr, damit sie thätig sei. Ist es aber eine — bestimmende Wesensform, welche verschiedenartig wirken kann, wie die Seele z. B., so muß sie zu bestimmtem Thätigsein in die richtige Verfassung gebracht werden durch einige Zustände. II. Die Naturkräfte bedürfen keiner weiteren, vervollständigenden Zustände; weil sie Vermögen sind, die für ihr Thätigsein die ganz bestimmte Richtung in sich tragen. Handelt es sich aber um Vermögen, von welchen verschiedenartige Thätigkeiten ausgehen können, so bedürfen sie, um in einer bestimmten Richtung thätig zu sein, mancherlei Zustände, die sie für das Thätigsein vollenden. III. Nicht der nämliche Zustand ist auf Gutes und Schlechtes gerichtet, wie dies unten erklärt werden wird. Wohl aber ist das nämliche Vermögen auf Gutes und Schlechtes gerichtet und bedarf eben deshalb solcher Zustände, die seine Thätigkeit auf das Gute hin richten.