Edition
Masquer
Summa theologiae
Articulus 2
Iª-IIae q. 50 a. 2 arg. 1
Ad secundum sic proceditur. Videtur quod habitus sint in anima magis secundum essentiam quam secundum potentiam. Dispositiones enim et habitus dicuntur in ordine ad naturam, ut dictum est. Sed natura magis attenditur secundum essentiam animae quam secundum potentias, quia anima secundum suam essentiam est natura corporis talis, et forma eius. Ergo habitus sunt in anima secundum eius essentiam et non secundum potentiam.
Iª-IIae q. 50 a. 2 arg. 2
Praeterea, accidentis non est accidens. Habitus autem est quoddam accidens. Sed potentiae animae sunt de genere accidentium, ut in primo dictum est. Ergo habitus non est in anima ratione suae potentiae.
Iª-IIae q. 50 a. 2 arg. 3
Praeterea, subiectum est prius eo quod est in subiecto. Sed habitus, cum pertineat ad primam speciem qualitatis, est prior quam potentia, quae pertinet ad secundam speciem. Ergo habitus non est in potentia animae sicut in subiecto.
Iª-IIae q. 50 a. 2 s. c.
Sed contra est quod philosophus, in I Ethic., ponit diversos habitus in diversis partibus animae.
Iª-IIae q. 50 a. 2 co.
Respondeo dicendum quod, sicut supra dictum est, habitus importat dispositionem quandam in ordine ad naturam, vel ad operationem. Si ergo accipiatur habitus secundum quod habet ordinem ad naturam, sic non potest esse in anima, si tamen de natura humana loquamur, quia ipsa anima est forma completiva humanae naturae; unde secundum hoc, magis potest esse aliquis habitus vel dispositio in corpore per ordinem ad animam, quam in anima per ordinem ad corpus. Sed si loquamur de aliqua superiori natura, cuius homo potest esse particeps, secundum illud II Petr. I, ut simus consortes naturae divinae, sic nihil prohibet in anima secundum suam essentiam esse aliquem habitum, scilicet gratiam, ut infra dicetur. Si vero accipiatur habitus in ordine ad operationem, sic maxime habitus inveniuntur in anima, inquantum anima non determinatur ad unam operationem, sed se habet ad multas, quod requiritur ad habitum, ut supra dictum est. Et quia anima est principium operationum per suas potentias, ideo secundum hoc, habitus sunt in anima secundum suas potentias.
Iª-IIae q. 50 a. 2 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod essentia animae pertinet ad naturam humanam, non sicut subiectum disponendum ad aliquid aliud, sed sicut forma et natura ad quam aliquis disponitur.
Iª-IIae q. 50 a. 2 ad 2
Ad secundum dicendum quod accidens per se non potest esse subiectum accidentis. Sed quia etiam in ipsis accidentibus est ordo quidam, subiectum secundum quod est sub uno accidente, intelligitur esse subiectum alterius. Et sic dicitur unum accidens esse subiectum alterius, ut superficies coloris. Et hoc modo potest potentia esse subiectum habitus.
Iª-IIae q. 50 a. 2 ad 3
Ad tertium dicendum quod habitus praemittitur potentiae, secundum quod importat dispositionem ad naturam, potentia autem semper importat ordinem ad operationem, quae est posterior, cum natura sit operationis principium. Sed habitus cuius potentia est subiectum, non importat ordinem ad naturam, sed ad operationem. Unde est posterior potentia. Vel potest dici quod habitus praeponitur potentiae sicut completum incompleto, et actus potentiae. Actus enim naturaliter est prior; quamvis potentia sit prior ordine generationis et temporis, ut dicitur in VII et IX Metaphys.
Traduction
Masquer
Summe der Theologie
Zweiter Artikel. Die Vermögen der Seele sind weit mehr Sitz von Zustanden wie das Wesen der Seele selbst.
a) Das Gegenteil scheint wahr zu sein. Denn: I. Verfassungen und Zustände werden ausgesagt gemäß der Beziehung auf die Natur des betreffenden Dinges. Die Natur aber wird mit mehr Recht erwogen auf Grund des Wesens der Seele wie auf Grund ihrer Vermögen; denn gemäß ihres Wesens ist die Seele die bestimmende Natur des Körpers und seine Wesensform. Die Zustände also sind in der Seele gemäß dem Wesen derselben und nicht gemäß deren Vermögen. II. Eine zum Wesen hinzutretende Eigenschaft hat nicht ihren Sitz und ihr Sein in einer anderen solchen Eigenschaft. Nun ist aber der „Zu stand“ eine derartige Eigenschaft; und die Vermögen der Seele sind desgleichen solche Eigenschaften. Also nicht die Vermögen, sondern das Wesen der Seele sind für die Zustände Sitz und Träger. III. Um von etwas Sitz oder Träger zu sein, muß das, was Sitz oder Träger sein soll, früher sein wie das, wovon es Sitz oder Träger ist. Der „Zustand“ aber gehört zur ersten Gattung der Seinsart „Eigenschaft“; das „Vermögen“ zur zweiten. Also ist das „Vermögen“ nicht Sitz oder Subjekt von „Zuständen“. Auf der anderen Seite verlegt Aristoteles (1 Ethic. ult.) verschiedene Zustände in die verschiedenen Vermögen der Seele.
b) Ich antworte, daß der „Zustand“, wie Kap. 49, Art 2. und 3. gesagt worden, eine gewisse bestimmende Verfassung einschließt im Verhältnisse zur Natur oder zur Thätigkeit. Insoweit also ein Zustand in Beziehung steht zur Natur des betreffenden Seins, kann er nicht in der Seele sein, vorausgesetzt daß es sich um die menschliche Natur handelt; denn die Seele selbst ist eben die Wesensform, welche die menschliche Natur bestimmend vervollständigt und vollendet. Demnach kann ein Zustand mit größerem Recht im Körper sein kraft dessen Beziehung zur Seele wie in der Seele kraft ihrer Beziehung zum Körper; denn der Körper stellt das bestimmbare Moment vor. Ist aber die Rede von einer höheren Natur, an welcher die Seele Anteil haben kann nach 2. Petr. I.: „Daß wir haben Anteil an der göttlichen Natur,“ so steht dem nichts entgegen, daß in der Seele, auch gemäß ihrem Wesen, ein Zustand sei; nämlich die Gnade, wie unten Kap. 110. gesagt werden wird, denn die Seele ist dann etwas Bestimmbares. Nimmt man jedoch die Zustände in ihrem Verhältnisse zum Thätigsein, so werden im höchsten Grade sie in der Seele vorgefunden, insofern die Seele nicht allseitig bestimmt ist für eine einzige Wirksamkeit, sondern für verschieden geartete; wozu, wie oben gesagt, Zustände erfordert werden, die mehr nach einer bestimmten Seite die Thätigkeit richten. Und weil die Seele das Princip für ihre Thätigkeiten ist vermittelst ihrer Vermögen, deshalb sind dem angemessen die Zustände in der Seele gemäß ihren Vermögen.
c) I. Das Wesen der Seele gehört zur menschlichen Natur; nicht aber wie ein bestimmbares Subjekt, das erst in die richtige Verfassung gebracht werden muß zu etwas Anderem hin, sondern wie die bestimmende Wesensform und die Natur, zu der hin etwas vielmehr in die richtige Verfassung gebracht werden muß. II. Eine zum Wesen hinzutretende Eigenschaft kann an und für sich nicht Träger oder Subjekt einer anderen solchen hinzutretenden Eigenschaft sein. Weil aber unter derartigen Eigenschaften eine gewisse Ordnung herrscht, so wird das Subjekt nicht selten insofern aufgefaßt als Träger der einen hinzutretenden Eigenfchaft als es Träger einer anderen ist; wie z. B. der Körper Träger und Subjekt der Farbe ist, weil er Subjekt und Sitz der Oberfläche ist und so wird gesagt, die Oberfläche sei Subjekt der Farbe. In dieser letzteren Weise nun heißt es, das Vermögen sei Träger von Zuständen. III. Soweit der „Zustand“ eine Verfassung in sich einschließt, die sich auf die Natur richtet, steht er vor dem Vermögen; denn das „Vermögen“ schließt die Beziehung auf die Thätigkeit in sich ein, die ja später ist, da die Natur als ihr Princip dasteht. Soweit aber der „Zustand“ seinen Sitz in einem Vermögen hat und somit nicht die Beziehung zur Natur, sondern zur Thätigkeit in sich einschließt, ist er später als das „Vermögen“. Oder es kann geantwortet werden, der „Zustand“ stehe vor dem „Vermögen“ wie das Vollendete dem Unvollendeten vorangesetzt wird und die Thätigkeit dem Vermögen. Denn der Natur oder dem Zwecke nach ist die Thätigkeit früher, als das Vermögen dazu; wenn auch auf dem Wege des Erzeugens und der Zeit nach das Vermögen früher ist wie die Thätigkeit.