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Summa theologiae
Articulus 2
Iª-IIae q. 54 a. 2 arg. 1
Ad secundum sic proceditur. Videtur quod habitus non distinguantur secundum obiecta. Contraria enim sunt specie differentia. Sed idem habitus scientiae est contrariorum, sicut medicina sani et aegri. Non ergo secundum obiecta specie differentia, habitus distinguuntur.
Iª-IIae q. 54 a. 2 arg. 2
Praeterea, diversae scientiae sunt diversi habitus. Sed idem scibile pertinet ad diversas scientias, sicut terram esse rotundam demonstrat et naturalis et astrologus, ut dicitur in II Physic. Ergo habitus non distinguuntur secundum obiecta.
Iª-IIae q. 54 a. 2 arg. 3
Praeterea, eiusdem actus est idem obiectum. Sed idem actus potest pertinere ad diversos habitus virtutum, si ad diversos fines referatur, sicut dare pecuniam alicui, si sit propter Deum, pertinet ad caritatem; si vero sit propter debitum solvendum, pertinet ad iustitiam. Ergo etiam idem obiectum potest ad diversos habitus pertinere. Non ergo est diversitas habituum secundum diversitatem obiectorum.
Iª-IIae q. 54 a. 2 s. c.
Sed contra, actus differunt specie secundum diversitatem obiectorum, ut supra dictum est. Sed habitus sunt dispositiones quaedam ad actus. Ergo etiam habitus distinguuntur secundum diversa obiecta.
Iª-IIae q. 54 a. 2 co.
Respondeo dicendum quod habitus et est forma quaedam, et est habitus. Potest ergo distinctio habituum secundum speciem attendi aut secundum communem modum quo formae specie distinguuntur; aut secundum proprium modum distinctionis habituum. Distinguuntur siquidem formae ad invicem secundum diversa principia activa, eo quod omne agens facit simile secundum speciem. Habitus autem importat ordinem ad aliquid. Omnia autem quae dicuntur secundum ordinem ad aliquid, distinguuntur secundum distinctionem eorum ad quae dicuntur. Est autem habitus dispositio quaedam ad duo ordinata, scilicet ad naturam, et ad operationem consequentem naturam. Sic igitur secundum tria, habitus specie distinguuntur. Uno quidem modo, secundum principia activa talium dispositionum; alio vero modo, secundum naturam; tertio vero modo, secundum obiecta specie differentia; ut per sequentia explicabitur.
Iª-IIae q. 54 a. 2 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod in distinctione potentiarum, vel etiam habituum, non est considerandum ipsum obiectum materialiter; sed ratio obiecti differens specie, vel etiam genere. Quamvis autem contraria specie differant diversitate rerum, tamen eadem ratio est cognoscendi utrumque, quia unum per aliud cognoscitur. Et ideo inquantum conveniunt in una ratione cognoscibilis, pertinent ad unum habitum cognoscitivum.
Iª-IIae q. 54 a. 2 ad 2
Ad secundum dicendum quod terram esse rotundam per aliud medium demonstrat naturalis, et per aliud astrologus, astrologus enim hoc demonstrat per media mathematica, sicut per figuras eclipsium, vel per aliud huiusmodi; naturalis vero hoc demonstrat per medium naturale, sicut per motum gravium ad medium, vel per aliud huiusmodi. Tota autem virtus demonstrationis, quae est syllogismus faciens scire, ut dicitur in I Poster., dependet ex medio. Et ideo diversa media sunt sicut diversa principia activa, secundum quae habitus scientiarum diversificantur.
Iª-IIae q. 54 a. 2 ad 3
Ad tertium dicendum quod, sicut philosophus dicit, in II Physic. et in VII Ethic., ita se habet finis in operabilibus, sicut principium in demonstrativis. Et ideo diversitas finium diversificat virtutes sicut et diversitas activorum principiorum. Sunt etiam ipsi fines obiecta actuum interiorum, qui maxime pertinent ad virtutes, ut ex supradictis patet.
Traduction
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Summe der Theologie
Zweiter Artikel. Die Zustände werden unterschieden gemäß den Gegenständen.
a) Dem steht entgegen: I. Die zwei Glieder eines Gegensatzes unterscheiden sich der Gattung nach. Ein und derselbe Zustand aber richtet sich auf Gegenstände, die einander entgegengesetzt sind; wie die Heilkunde auf das Kranke und Gesunde. Nicht also gemäß den Gegenständen, die voneinander der Gattung nach sich unterscheiden, werden die Zustände unterschieden. II. Voneinander unterschiedene Wissenschaften sind eben so viele unter einander verschiedene Zustände. Ein und derselbe Wissensgegenstand aber gehört zu verschiedenen Wissenschaften; wie z. B. dieser Satz: die Erde ist rund, vom Astronomen bewiesen wird und von der Naturwissenschaft nach 2 Phys. Also der Unterschied in den Zuständen richtet sich nicht nach den Gegenständen. III. Ein und dieselbe Thätigkeit ist auf ein und denselben Gegenstand gerichtet. Ein und dieselbe Thätigkeit kann aber verschiedenen Zuständen von Tugenden angehören, je nachdem sie auf verschiedene Zweckrichtungen bezogen wird; wie z. B. daß ich Geld jemandem gebe um Gottes willen, zur Liebe gehört; gebe ich es aber, um eine Schuld zu bezahlen, so gehört dies zur Tugend der Gerechtigkeit. Also kann auch ein und derselbe Gegenstand verschiedenen Zuständen zugehören. Die Verschiedenheit der Zustände sonach richtet sich nicht nach der Verschiedenheit der Gegenstände. Auf der anderen Seite unterscheiden sich die Thätigkeiten der Gattung nach gemäß der Verschiedenheit der Gegenstände, wie Kap. I, Art. 3. und Kap. 18, Art. 2. gesagt worden. Die Zustände aber sind nichts Anderes als Verfassungen oder Vorbereitungen zu den Thätigkeiten hin. Also auch die Zustände werden unterschieden gemäß den Gegenständen.
b) Ich antworte, ein Zustand sei sowohl eine bestimmende und bethätigende Form als auch im eigentlichen Sinne „Zustand“. Es kann also der Unterschied zwischen den Zuständen der Gattung nach bestimmt werden entweder im allgemeinen gemäß der Weise, wie man überhaupt der Gattung nach bestimmende Formen unterscheidet, oder im besonderen gemäß der Weise, wie man Zustände voneinander unterscheidet. Bestimmende Formen nämlich werden voneinander unterschieden gemäß den verschiedenen wirksam thätigen Principien, weil jedes wirkende Princip etwas sich selbst Ähnliches Hervorbringt der Gattung nach. Der Zustand aber bedingt eine Beziehung oder ein Verhältnis zu etwas. Da nun Alles, was gemäß dem Verhältnisse zu etwas ausgesagt wird, unterschieden wird gemäß der Unterscheidung in dem, woraufhin es ausgesagt wird, und der Zustand entweder auf die Natur oder auf die der Natur folgende Thätigkeit sich richtet, so wird zwischen den Zuständen nach drei Gesichtspunkten unterschieden: 1. gemäß den wirksam thätigen Principien, von denen solche Zustände oder Verfassungen ausgehen; 2. gemäß der Natur; 3. gemäß den der Gattung nach verschiedenen Gegenständen; wie noch weiter im folgenden erklärt werden wird.
c) I. Bei der Unterscheidung zwischen Vermögen und Zuständen ist der Gegenstand nicht in seinem materialen Bestande zu beachten; sondern vielmehr der maßgebende Grund im Gegenstande, der den Gattungsunterschied oder auch den Unterschied in der „Art“ herstellt. Wenn nun auch die zwei Glieder eines Gegensatzes der Gattung nach unterschieden sind, soweit die Verschiedenheit in den materialen Gegenständen, wie z. B. die von schwarz und weiß, insofern sie außen besteht, in Betracht kommt, so besteht doch ein und derselbe maßgebende Grund, nach welchem beide Glieder des Gegensatzes erkannt werden; denn das eine wird vermittelst des anderen erkannt. Inwiefern sie also übereinkommen in diesem einen maßgebenden Grunde für das Erkennen, wie im gebotenen Beispiele dies die Farbe ist, gehören sie zu einem einzigen Erkenntniszustande. II. Der vermittelnde maßgebende Beweisgrund für den aufgestellten Satz ist beim Astronomen ein anderer wie beim Naturkundigen. Der erstere beweist die runde Form der Erde vermittelst mathematischer Beweise, wie z. B. durch die Figur der Ellypse und Ähnliches. Der Naturkundige beweist es durch Gründe, wie sie der in den Dingen befindlichen Natur entsprechen, wie durch die Bewegung der Körper zum Mittelpunkte hin vermittelst der Schwere und Ähnlichem. Die ganze Kraft eines Beweises hängt aber ab vom Beweismittel; wie 1. Post. es heißt: „Der Syllogismus bewirkt, daß man etwas weiß.“ Solche verschiedene Beweismittel oder Gründe sind also eben so viele verschiedene wirksam thätige Principien, gemäß denen die Zustände sich unterscheiden. III. „Wie sich die Denkprincipien oder Beweisgründe verhalten in den Beweisen, so verhält sich der Zweck in den Thätigkeiten,“ heißt es 7 Ethic. 8. Die Verschiedenheit in den Zweckrichtungen also verursacht den Unterschied in den Tugenden. Zudem ist der Zweck selber Gegenstand der innerlichen Thätigkeit und so gehört er in maßgebendster Weise zur Herstellung von Tugenden, wie Kap. 19, Art. 1. und 2. gesagt worden.