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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae

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Summa theologiae

Articulus 4

Iª q. 16 a. 4 arg. 1

Ad quartum sic proceditur. Videtur quod bonum secundum rationem sit prius quam verum. Quod enim est universalius, secundum rationem prius est, ut patet ex I Physic. Sed bonum est universalius quam verum, nam verum est quoddam bonum, scilicet intellectus. Ergo bonum prius est secundum rationem quam verum.

Iª q. 16 a. 4 arg. 2

Praeterea, bonum est in rebus, verum autem in compositione et divisione intellectus, ut dictum est. Sed ea quae sunt in re, sunt priora his quae sunt in intellectu. Ergo prius est secundum rationem bonum quam verum.

Iª q. 16 a. 4 arg. 3

Praeterea, veritas est quaedam species virtutis, ut patet in IV Ethic. Sed virtus continetur sub bono, est enim bona qualitas mentis, ut dicit Augustinus. Ergo bonum est prius quam verum.

Iª q. 16 a. 4 s. c.

Sed contra, quod est in pluribus, est prius secundum rationem. Sed verum est in quibusdam in quibus non est bonum, scilicet in mathematicis. Ergo verum est prius quam bonum.

Iª q. 16 a. 4 co.

Respondeo dicendum quod, licet bonum et verum supposito convertantur cum ente, tamen ratione differunt. Et secundum hoc verum, absolute loquendo, prius est quam bonum. Quod ex duobus apparet. Primo quidem ex hoc, quod verum propinquius se habet ad ens, quod est prius, quam bonum. Nam verum respicit ipsum esse simpliciter et immediate, ratio autem boni consequitur esse, secundum quod est aliquo modo perfectum; sic enim appetibile est. Secundo apparet ex hoc, quod cognitio naturaliter praecedit appetitum. Unde, cum verum respiciat cognitionem, bonum autem appetitum, prius erit verum quam bonum secundum rationem.

Iª q. 16 a. 4 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod voluntas et intellectus mutuo se includunt, nam intellectus intelligit voluntatem, et voluntas vult intellectum intelligere. Sic ergo inter illa quae ordinantur ad obiectum voluntatis, continentur etiam ea quae sunt intellectus; et e converso. Unde in ordine appetibilium, bonum se habet ut universale, et verum ut particulare, in ordine autem intelligibilium est e converso. Ex hoc ergo quod verum est quoddam bonum, sequitur quod bonum sit prius in ordine appetibilium, non autem quod sit prius simpliciter.

Iª q. 16 a. 4 ad 2

Ad secundum dicendum quod secundum hoc est aliquid prius ratione, quod prius cadit in intellectu. Intellectus autem per prius apprehendit ipsum ens; et secundario apprehendit se intelligere ens; et tertio apprehendit se appetere ens. Unde primo est ratio entis, secundo ratio veri, tertio ratio boni, licet bonum sit in rebus.

Iª q. 16 a. 4 ad 3

Ad tertium dicendum quod virtus quae dicitur veritas, non est veritas communis, sed quaedam veritas secundum quam homo in dictis et factis ostendit se ut est. Veritas autem vitae dicitur particulariter, secundum quod homo in vita sua implet illud ad quod ordinatur per intellectum divinum, sicut etiam dictum est veritatem esse in ceteris rebus. Veritas autem iustitiae est secundum quod homo servat id quod debet alteri secundum ordinem legum. Unde ex his particularibus veritatibus non est procedendum ad veritatem communem.

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Summe der Theologie

Vierter Artikel. Nach der Auffassung der Vernunft ist das wahre früher als das Gute; und nicht das Wahre stützt sich für das geschöpfliche Erkennen auf das Gute, sondern vom Guten wird das Wahre vorausgesetzt.

a) Dagegen scheint jedoch schon der Wesenscharakter des Guten zu sprechen. Denn: I. Was höher steht in der Allgemeinheit, das ist eher in der Aufassung der Vernunft; wie z. B. diese eher auffaßt, daß ihr Gegenstand im allgemeinen Sein hat, als daß er weiß oder schwarz, lebend oder leblos, Mensch oder Tier ist. Das Gute aber ist allgemeiner als das Wahre, denn das Wahre ist nur ein gewisses, besonderes Gute; nämlich das Gute für die Vernunft. Also ist das Gute früher in der Auffassung wie das Wahre. II. Das Gute ist in den Dingen; das Wahre aber in der Vernunft, soweit diese nämlich Prädikat und Subjekt miteinander verbindet oder voneinander trennt. Das objektive äußere Sein ist aber mit allem, was in ihm ist, vor der Auffassung und vor dem, was und insoweit es in der Vernunft sich vorfindet. Also ergiebt sich der gleiche Schluß. III. Die Wahrheit ist eine besondere Gattung unter den Tugenden (III. Ethic. c. 7.). Die Tugenden aber alle sind im Guten enthalten. Also ist die Wahrheit nur eine besondere Gattung des Guten und somit ist letzteres eine höhere Allgemeinheit und eher aufgefaßt wie das Wahre. Auf der anderen Seite ist das, was in mehreren ist, früher in der Auffassung. Zuerst fasse ich z. B. das „Menschliche“ auf, was allen Menschen gemeinsam ist; und dann erst die näheren Bestimmungen, wie „schwarz“,weiß“, die im einzelnen nicht allen Menschen zukommen. Das Wahre aber ist in manchen Dingen, wo kein Gut ist; nämlich in den Mathematischen Größen.“ Also wird das Wahre früher als das Gute aufgefaßt.

b) Ich antworte, daß das Wahre und Gute wohl, was die thatsächliche Seinsunterlage betrifft, zusammenfallen; denn ein und dasselbe Sein ist zugleich wahr und ist gut. Für die Auffassung der Vernunft aber besteht zwischen beiden ein Unterschied. Und nach dieser Seite hin ist ohne weitere Voraussetzung das Wahre früher wie das Gute. Dies ergiebt sich aus zwei Erwägungen: 1. Das Wahre steht dem Nein näher als das Gute und dieses letztere ist früher als das Gute; da ja „gut“ vom Sein ausgesagt wird. Denn das Wahre bezieht sich auf das Sein an sich der Substanz nach; und es bezieht sich unmittelbar darauf. Das Wesen des Guten aber folgt dem Sein erst, insoweit dieses in gewisser Weise vollendet ist; denn erst insoweit ist es begehrenswert. 2. Folgt das Begehren seiner Natur nach dem Erkennen. Da also das Wahre Beziehung hat zur Erkenntnis, das Begehrenswerte zum Begehren; so ist in der Auffassung notwendig das Wahre die Voraussetzung für das Gute. Danach lösen sich die Einwürfe. I. Der Wille und die Vernunft nämlich schließen sich gegenseitig gewissermaßen ein. Denn der Wille will, daß die Vernunft erkenne; und.die Vernunft hat zum Erkenntnisgegenstande den Willen. So also ist in den Dingen, welche als Gegenstand des Willens dastehen, auch das als etwas Begehrenswertes enthalten, was Gegenstand der Vernunft ist und umgekehrt. Deshalb verhält sich im Bereiche des Begehrenswerten, des Guten, die Wahrheit wie ein besonderes Gut und das Gute überhaupt als das Allgemeine und umgekehrt. Daraus also, daß die Wahrheit ein einzelnes besonderes Gut ist, folgt, daß das Gute im Bereiche des Begehrenswerten früher, weil allgemeiner ist; nicht aber folgt, daß es ohne weitere Voraussetzung, unbedingt, früher in der Auffassung sei. II. Insoweit ist etwas der Auffassung nach früher, als es früher Gegenstand der Vernunft ist. Die Vernunft aber erfaßt zuerst das Sein, nämlich daß etwas ist; dann, daß sie dies erfaßt; schließlich erfaßt sie, daß das Sein begehrenswert ist. Also zuerst in der Auffassung steht das Sein; dann das Wahre; zuletzt das Gute; mag auch das Gute,in den Dingen sein. III. Die Tugend, welche Wahrheit heißt, ist nicht dasselbe, wie die Wahrheit an sich; sondern ist eine gewisse Wahrheit, gemäß welcher der Mensch in seinen Worten und Thaten so sich zeigt, wie er ist. Die Wahrheit des Lebens aber wird so genannt, insofern der Mensch in seinem Leben erfüllt, wozu er durch die göttliche Vernunft bestimmt ist. Die Wahrheit der Gerechtigkeit heißt so, insofern der Mensch gegenüber seinem Nächsten das hält, wozu ihn die Gesetze verpflichten. Sonach ist aus diesen besonderen einzelnen Wahrheiten nicht vorzugehen, um etwas über die Wahrheit im allgemeinen oder dem Wesen nach zu bestimmen.

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