• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae

Edition ausblenden
Summa theologiae

Articulus 6

Iª q. 16 a. 6 arg. 1

Ad sextum sic proceditur. Videtur quod una sola sit veritas, secundum quam omnia sunt vera. Quia, secundum Augustinum, nihil est maius mente humana, nisi Deus. Sed veritas est maior mente humana, alioquin mens iudicaret de veritate; nunc autem omnia iudicat secundum veritatem, et non secundum seipsam. Ergo solus Deus est veritas. Ergo non est alia veritas quam Deus.

Iª q. 16 a. 6 arg. 2

Praeterea, Anselmus dicit, in libro de veritate, quod sicut tempus se habet ad temporalia, ita veritas ad res veras. Sed unum est tempus omnium temporalium. Ergo una est veritas, qua omnia vera sunt.

Iª q. 16 a. 6 s. c.

Sed contra est quod in Psalmo XI dicitur, diminutae sunt veritates a filiis hominum.

Iª q. 16 a. 6 co.

Respondeo dicendum quod quodammodo una est veritas, qua omnia sunt vera, et quodammodo non. Ad cuius evidentiam, sciendum est quod, quando aliquid praedicatur univoce de multis, illud in quolibet eorum secundum propriam rationem invenitur, sicut animal in qualibet specie animalis. Sed quando aliquid dicitur analogice de multis, illud invenitur secundum propriam rationem in uno eorum tantum, a quo alia denominantur. Sicut sanum dicitur de animali et urina et medicina, non quod sanitas sit nisi in animali tantum, sed a sanitate animalis denominatur medicina sana, inquantum est illius sanitatis effectiva, et urina, inquantum est illius sanitatis significativa. Et quamvis sanitas non sit in medicina neque in urina, tamen in utroque est aliquid per quod hoc quidem facit, illud autem significat sanitatem. Dictum est autem quod veritas per prius est in intellectu, et per posterius in rebus, secundum quod ordinantur ad intellectum divinum. Si ergo loquamur de veritate prout existit in intellectu, secundum propriam rationem, sic in multis intellectibus creatis sunt multae veritates; etiam in uno et eodem intellectu, secundum plura cognita. Unde dicit Glossa super illud Psalmi XI, diminutae sunt veritates a filiis hominum etc., quod sicut ab una facie hominis resultant plures similitudines in speculo, sic ab una veritate divina resultant plures veritates. Si vero loquamur de veritate secundum quod est in rebus, sic omnes sunt verae una prima veritate, cui unumquodque assimilatur secundum suam entitatem. Et sic, licet plures sint essentiae vel formae rerum, tamen una est veritas divini intellectus, secundum quam omnes res denominantur verae.

Iª q. 16 a. 6 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod anima non secundum quamcumque veritatem iudicat de rebus omnibus; sed secundum veritatem primam, inquantum resultat in ea sicut in speculo, secundum prima intelligibilia. Unde sequitur quod veritas prima sit maior anima. Et tamen etiam veritas creata, quae est in intellectu nostro, est maior anima, non simpliciter, sed secundum quid, inquantum est perfectio eius; sicut etiam scientia posset dici maior anima. Sed verum est quod nihil subsistens est maius mente rationali, nisi Deus.

Iª q. 16 a. 6 ad 2

Ad secundum dicendum quod dictum Anselmi veritatem habet, secundum quod res dicuntur verae per comparationem ad intellectum divinum.

Übersetzung ausblenden
Summe der Theologie

Sechster Artikel. Das Verhältnis der einen Wahrheit in Gott zu den Wahrheiten, gemäß denen die Dinge wahr sind.

a) Es scheint nur eine Wahrheit zu bestehen, gemäß welcher alles Andere wahr ist. I. Augustin nämlich schreibt (14. de Trin. cap. 8.; 15. l. c. cap. 1.): „Außer Gott ist nichts größer als die menschliche Vemunft. Die Wahrheit aber ist größer wie die. menschliche Vernunft. Denn sonst würde der Mensch über die Wahrheit urteilen, wählend er thatsächlich gemäß der Richtschnür der Wahrheit urteilt.“ Gott «Mem. ist nun die Wahrheit. Also ist Er auch die einzige Wahrheit und es besteht keine andere außer Ihm. II. Anselm sagt (de verit. cap. 14): „Wie sich die Zeit zu den zeitlichen Dingen verhält, so velhält sich die Wahrheit zu den wahren Dingen.“ Es giebt aber für alles Zeitliche nur eine Zeit. Also giebt es auch nur eine Wahrheit. Auf der anderen Seite sagt der Psalmist (11,2.): „Zerteilt sind worden die Wahrheilen von den Kindern der Menschen.“

b) Ich antworte, daß in einer gewissen Beziehung nur eine Wahrheit besteht, nach deren Richtschnur alle Dinge wahr sind; in anderer Beziehung aber ist dies nicht der Fall. Wenn nämiich ein Prädikat gleichartig aus gesagt wird von vielen Dingen, so findet sich dasselbe in allen diesen Dingen gemäß seinem inneren formalen Seinsgrunde; wie z. B. das „sinnbegabt“ gleichartig, nämlich mit ganz gleichem Verständnisse, ausgesägt wird von der Gattungen „Mensch“ und „Tier“. Wenn aber etwas nur nnch einem gewissen Verhältnisse ausgesägt wird von vielen, so ist es in einem dieser vielen Dinge wohl seinem wahren formalen Seinsgrunde nach, nämlich in jenem, auf Grund dessen die anderen so benannt werden; wie das Gesunde ausgesagt wird vom tierischen Körper, von der Medizin und dem Urin. Nicht als ob die Gesundheit ihrer Natur und ihrem Wesen nach in noch etwas Anderem sich fände, wie im tierischen Körper; aber von der Gesundheit des letzteren wird die Medizin „gesund“ genannt und der Urin gleichfalls als die sie bewirkende oder die Gesundheit bezeichnende Ursache. Und obgleich nun die Gesundheit ihrer Natur nach weder in der Medizin noch im Urin sich findet, so ist doch thatsächlich in beiden etwas, welches der Grund ist, daß das eine zur Gesundheit mitwirkt, das andere sie bezeichnet. Nun ist aber bereits gesagt worden, daß die Wahrheit ohne weitere Voraussetzüng, früher wie in allem anderen, In der Vernunft sei und erst mit Beziehung darauf in den Dingen, soweit sie nämlich Beziehung haben zur göttlichen Vernunft. Sprechen wir also von der Wahrheit, soweit dieselbe gemäß ihrer Natur und ihrem inneren Seinsgrunde innerhalb der Vernunft sich findet, so sind je nach den verschiedenen geschaffenen Vernünftkräften viele Wahrheiten und ebenso sind viele Wahrheiten in einem und selben Verstande je nach den verschiedenen erkannten Gegenstanden. Und deshalb sagt die Glosse zu Ps. 11 (Augustin zur selben Stelle): „Zerstückelt sind die Wahrheiten von den Menschenkindern, weil, wie von einem menschlichen Antlitze viele Ähnlichkeiten hervorgehen in den verschledenen Spiegeln, in welchen es widerstrahlt; so von der einen göttlichen Wahrheit sich viele Wahrheiten ergeben.“ Sprechen wir aber von der Wahrheit, soweit sie in den Dingen ist, so sind sie alle wahr kraft einer Wahrheit, welcher nämlich ein jegliches Ding seiner Natur und seinem Sein nach entspricht und ähnlich ist. Und so sind wohl viele Wesenheiten der Dinge; eine aber ist die Wahrheit der göttlichen Vernunft, gemäß welcher sie alle wahr genannt werden.

c) I. Die Seele urteilt nicht nach jeglicher Wahrheit, sondern nach der ersten urteilt sie über alle Dinge, insoweit diese im Spiegel der Geschöpfe wiederstrahlt; nämlich nach den ersten Principien, die sich immer gleich bleiben. Sonach ist jedensalls diese erste Wahrheit größer als die Seele. Und doch ist auch die geschaffene Wahrheit, welche in unserer Vernunft ist, größer als die Seele; — nicht zwar unbedingt, wohl aber, insofern sie die Vollendung der Vernunft ist; wie auch die Wissenschaft größer als die Seele in dieser Beziehung genannt werden kann. Wahr aber ist es unter allen Umständen, daß von allem, was selbständiges, d. i. für sich bestehendes Sein hat, nichts außer Gott größer ist als der vernünftige Geist. Il. Der Ausspruch Anselms bezieht sich auf die Dinge, insofern sie wahr genannt werden in Beziehung auf die göttliche Vernunft.

  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Editionen dieses Werks
Summa theologiae
Übersetzungen dieses Werks
Summe der Theologie

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung