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Works Thomas Aquinas (1225-1274)

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Summa theologiae

Articulus 8

Iª q. 16 a. 8 arg. 1

Ad octavum sic proceditur. Videtur quod veritas sit immutabilis. Dicit enim Augustinus, in libro II de libero arbitrio, quod veritas non est aequalis menti, quia esset mutabilis, sicut et mens.

Iª q. 16 a. 8 arg. 2

Praeterea, id quod remanet post omnem mutationem, est immutabile, sicut prima materia est ingenita et incorruptibilis, quia remanet post omnem generationem et corruptionem. Sed veritas remanet post omnem mutationem, quia post omnem mutationem verum est dicere esse vel non esse. Ergo veritas est immutabilis.

Iª q. 16 a. 8 arg. 3

Praeterea, si veritas enuntiationis mutatur, maxime mutatur ad mutationem rei. Sed sic non mutatur. Veritas enim, secundum Anselmum, est rectitudo quaedam, inquantum aliquid implet id quod est de ipso in mente divina. Haec autem propositio, Socrates sedet, accipit a mente divina ut significet Socratem sedere, quod significat etiam eo non sedente. Ergo veritas propositionis nullo modo mutatur.

Iª q. 16 a. 8 arg. 4

Praeterea, ubi est eadem causa, et idem effectus. Sed eadem res est causa veritatis harum trium propositionum Socrates sedet, sedebit, et sedit. Ergo eadem est harum veritas. Sed oportet quod alterum horum sit verum. Ergo veritas harum propositionum immutabiliter manet. Et eadem ratione cuiuslibet alterius propositionis.

Iª q. 16 a. 8 s. c.

Sed contra est quod dicitur in Psalmo XI, diminutae sunt veritates a filiis hominum.

Iª q. 16 a. 8 co.

Respondeo dicendum quod, sicut supra dictum est, veritas proprie est in solo intellectu, res autem dicuntur verae a veritate quae est in aliquo intellectu. Unde mutabilitas veritatis consideranda est circa intellectum. Cuius quidem veritas in hoc consistit, quod habeat conformitatem ad res intellectas. Quae quidem conformitas variari potest dupliciter, sicut et quaelibet alia similitudo, ex mutatione alterius extremi. Unde uno modo variatur veritas ex parte intellectus, ex eo quod de re eodem modo se habente aliquis aliam opinionem accipit, alio modo si, opinione eadem manente, res mutetur. Et utroque modo fit mutatio de vero in falsum. Si ergo sit aliquis intellectus in quo non possit esse alternatio opinionum, vel cuius acceptionem non potest subterfugere res aliqua, in eo est immutabilis veritas. Talis autem est intellectus divinus, ut ex superioribus patet. Unde veritas divini intellectus est immutabilis. Veritas autem intellectus nostri mutabilis est. Non quod ipsa sit subiectum mutationis, sed inquantum intellectus noster mutatur de veritate in falsitatem; sic enim formae mutabiles dici possunt. Veritas autem intellectus divini est secundum quam res naturales dicuntur verae, quae est omnino immutabilis.

Iª q. 16 a. 8 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod Augustinus loquitur de veritate divina.

Iª q. 16 a. 8 ad 2

Ad secundum dicendum quod verum et ens sunt convertibilia. Unde, sicut ens non generatur neque corrumpitur per se, sed per accidens, inquantum hoc vel illud ens corrumpitur vel generatur, ut dicitur in I Physic.; ita veritas mutatur, non quod nulla veritas remaneat, sed quia non remanet illa veritas quae prius erat.

Iª q. 16 a. 8 ad 3

Ad tertium dicendum quod propositio non solum habet veritatem sicut res aliae veritatem habere dicuntur, inquantum implent id quod de eis est ordinatum ab intellectu divino; sed dicitur habere veritatem quodam speciali modo, inquantum significat veritatem intellectus. Quae quidem consistit in conformitate intellectus et rei. Qua quidem subtracta, mutatur veritas opinionis, et per consequens veritas propositionis. Sic igitur haec propositio, Socrates sedet, eo sedente vera est et veritate rei, inquantum est quaedam vox significativa; et veritate significationis, inquantum significat opinionem veram. Socrate vero surgente, remanet prima veritas, sed mutatur secunda.

Iª q. 16 a. 8 ad 4

Ad quartum dicendum quod sessio Socratis, quae est causa veritatis huius propositionis, Socrates sedet, non eodem modo se habet dum Socrates sedet, et postquam sederit, et antequam sederet. Unde et veritas ab hoc causata, diversimode se habet; et diversimode significatur propositionibus de praesenti, praeterito et futuro. Unde non sequitur quod, licet altera trium propositionum sit vera, quod eadem veritas invariabilis maneat.

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Summe der Theologie

Achter Artikel. Die Wahrheit der göttlichen Vernunft allein ist unveränderlich; nicht
die der geschöpflichen.

) Die Wahrheit scheint an sich unveränderlich zu sein. Denn: I. Augustin sagt (2. de lib. arb. cap. 12.): „Die Wahrheit ist nicht ähnlich dem Geiste, sonst wäre sie veränderlich, wie dieser es ist.“ II. Was nach jeglicher Veränderung gleichermaßen übrig bleibt, ist unveränderlich; wie der Urstoff ungezeugt ist mit Rücksicht auf die geschaffenen Dinge und danach auch von keiner beschränkten Ursache vernichtet werden kann, also unvergänglich ist. Denn nach jeder Erzeugung und jedem Vergehen bleibt er übrig als die stets gleichmäßige Grundlage für weiteres Entstehen und Vergehen von einem aus dem anderen. Die Wahrheit aber bleibt immer dieselbe nach jeder Veränderung, weil es immer wahr ist, das Sein oder Nichtsein eines Dinges zu behaupten. . III. Wenn die Wahrheit eines Satzes sich ändert, so geschieht dies auf Grund der veränderten Sachlage. In dieser Weise wird sie aber nicht geändert. Denn Anfelmus sagt (de verit. cap. 5.): „Die Wahrheit ist eine gewisse Gradheit oder ein Aufrechtstehen, insofern ein Ding das erfüllt, was von ihm in der göttlichen Vernunft sich findet.“ Dieser Satz aber: „Sokrates sitzt,“ empfängt dies von der göttlichen Vernunft, daß er bezeichnet, Sokrates sitze. Also bezeichnet er ganz dasselbe, wenn auch Sokrates aufgestanden ist. Und so wird die Wahrheit keines Satzes geändert. IV. Wo ein und derselbe Grund besteht, ist auch ein und dieselbe Wirkung. Ein und dieselbe Sache aber ist der Grund für diese drei Sätze: Sokrates sitzt, er wird sitzen, er hat gesessen. Also besteht auch immerdar ein und dieselbe Wahrheit in diesen drei Sätzen. Es ist aber nun notwendig, daß einer dieser drei Sätze für den Augenblick wahr sei. Also mag Sokrates sitzen oder nicht; die Wahrheit bleibt unverändert in jedem Falle dieselbe. Und das nämliche gilt von allen Sätzen. Auf der anderen Seite heißt es Ps. 11,2: „Zerstückelt sind worden die Wahrheiten von den Kindern der Menschen.“

b) Ich antworte; die Wahrheit ist dem Wesen nach in der Vernunft. Die Dinge »erden wahr genannt nur lraft.der Beziehung derselben zu einer Vernunft. Somit ist die Veränderlichkeit der Wahrheit zu erwägen, je nach der Veränderlichkeit der jedesmaligen Vernunft. Und die Wahrheit der Vernunft besteht darin, daß dieselbe Gleichförmigkeit hat mit den erkannten Dingen. Diese Gleichförmigkeit kann nun einer doppelten Veränderung unterliegen; wie auch jede andere Ähnlichkeit auf Grund einer Veränderung in einem der beiden Glieder eine Änderung erleidet. So verändert sich die Wahrheit von seiten der Vernunft, insofern jemand von derselben Sache bald diese bald eine andere Meinung hat; — es verändert sich die Wahrheit von seiten der erkannten Sache insofern, während das Verständnis dasselbe bleibt, die äußere Sachlage sich ändert. Wo demgemäß vön keiner Seite eine Änderung herkommen kann, weder von der Vernunft und ihrer Auffassung noch von dem Zustande des verstandenen Dinges; da ist volle Unveränderlichkeit in der Wahrheit. Und diese kommt allein Gott zu, dessen Erkenntnis sein eigenes Sein, also sein eigener Gegenstand ist. Die Wahrheit unserer Vernunft aber ist veränderlich; nicht gerade weil sie selbst die Trägerin der Veränderlichkeit sei, sondern weil unsere Vernunft vom Wahren zum Falschen hin verändert wird; so nämlich können solche Erkenntnisformen als veränderlich bezeichnet werden. Denn insoweit die Dinge selber der ewigen Vernunft ähnlich sind, ist mit ihrer Wahrheit Unveländerlichkeit verbunden.

c) I. Augustin meint die ewige Wahrheit. II. Sein wird, insofern es auf die Wirklichkeit ankommt, ganz ebenso ausgesagt, wie das Wahre. Wie also das Sein nicht an sich erzeugt wird oder vergeht, sondern unter Voraussetzung einer Bedingung, insofern nämlich dieses oder jenes bestimmte Sein erzeugt wird oder vergeht, so auch wird die Wahrheit geändert; nicht als ob keine Wahrheit mehr zürückbliebe, sondern jene bestimmte Wahrheit besteht nicht mehr, welche, früher bestand. III. Jeglicher Satz hat nicht nur Wahrheit nach der Weise, wie jedes Ding sie hat, sondern auch noch in besonderer Weise, insofern er für die Wahrheit der Vernunft eine Bezeichnung ist. Die Wahrheit aber besteht in der Gleichförmigkeit des Dinges mit der Vernunft. Wird also diese Gleichförmigkeit fortgenommen, so ändert sich auch die Wahrheit. So ist dieser Satz: Sokrates sitzt, wahr sowohl der Wahrheit der Sache, nämlich der Wahrheit, die in Sokrates ist, nach; als auch der Wahrheit der Bezeichnung gemäß.
Steht nun Sokrates auf, so bleibt die erste Wahrheit: der wahre Sokrates. Aber es besteht nicht mehr die zweite: Sokrates kann nicht als Sitzender bezeichnet werden; und geschieht es, so ist der Satz falsch IV. Die äußere Sachlage verhält sich nicht gleichmäßig, wenn Sokrates sitzt oder nachdem und bevor er gesessen hat. Und demgemäß ändert sich auch die Wahrheit, welche von dieser Vergangenheit und Zukunft verursacht worden ist. Es kann also der eine von den drei Sätzen wahr sein; und doch ist die Wahrheit dabei eine veränderte.

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