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Summa theologiae
Articulus 4
Iª q. 17 a. 4 arg. 1
Ad quartum sic proceditur. Videtur quod verum et falsum non sint contraria. Verum enim et falsum opponuntur sicut quod est et quod non est, nam verum est id quod est, ut dicit Augustinus. Sed quod est et quod non est, non opponuntur ut contraria. Ergo verum et falsum non sunt contraria.
Iª q. 17 a. 4 arg. 2
Praeterea, unum contrariorum non est in alio. Sed falsum est in vero, quia, sicut dicit Augustinus in libro Soliloq., tragoedus non esset falsus Hector, si non esset verus tragoedus. Ergo verum et falsum non sunt contraria.
Iª q. 17 a. 4 arg. 3
Praeterea, in Deo non est contrarietas aliqua, nihil enim divinae substantiae est contrarium, ut dicit Augustinus, XII de Civit. Dei. Sed Deo opponitur falsitas, nam idolum in Scriptura mendacium nominatur, Ierem. VIII, apprehenderunt mendacium; Glossa, idest idola. Ergo verum et falsum non sunt contraria.
Iª q. 17 a. 4 s. c.
Sed contra est quod dicit philosophus, in II Periherm., ponit enim falsam opinionem verae contrariam.
Iª q. 17 a. 4 co.
Respondeo dicendum quod verum et falsum opponuntur ut contraria, et non sicut affirmatio et negatio, ut quidam dixerunt. Ad cuius evidentiam, sciendum est quod negatio neque ponit aliquid, neque determinat sibi aliquod subiectum. Et propter hoc, potest dici tam de ente quam de non ente; sicut non videns, et non sedens. Privatio autem non ponit aliquid, sed determinat sibi subiectum. Est enim negatio in subiecto, ut dicitur IV Metaphys., caecum enim non dicitur nisi de eo quod est natum videre. Contrarium vero et aliquid ponit, et subiectum determinat, nigrum enim est aliqua species coloris. Falsum autem aliquid ponit. Est enim falsum, ut dicit philosophus, IV Metaphys., ex eo quod dicitur vel videtur aliquid esse quod non est, vel non esse quod est. Sicut enim verum ponit acceptionem adaequatam rei, ita falsum acceptionem rei non adaequatam. Unde manifestum est quod verum et falsum sunt contraria.
Iª q. 17 a. 4 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod id quod est in rebus, est veritas rei sed id quod est ut apprehensum, est verum intellectus, in quo primo est veritas. Unde et falsum est id quod non est ut apprehensum. Apprehendere autem esse et non esse, contrarietatem habet, sicut probat philosophus, in II Periherm., quod huic opinioni, bonum est bonum, contraria est, bonum non est bonum.
Iª q. 17 a. 4 ad 2
Ad secundum dicendum quod falsum non fundatur in vero sibi contrario, sicut nec malum in bono sibi contrario; sed in eo quod sibi subiicitur. Et hoc ideo in utroque accidit, quia verum et bonum communia sunt, et convertuntur cum ente, unde, sicut omnis privatio fundatur in subiecto quod est ens, ita omne malum fundatur in aliquo bono, et omne falsum in aliquo vero.
Iª q. 17 a. 4 ad 3
Ad tertium dicendum quod, quia contraria et opposita privative nata sunt fieri circa idem, ideo Deo, prout in se consideratur, non est aliquid contrarium, neque ratione suae bonitatis, neque ratione suae veritatis, quia in intellectu eius non potest esse falsitas aliqua. Sed in apprehensione nostra habet aliquid contrarium, nam verae opinioni de ipso contrariatur falsa opinio. Et sic idola mendacia dicuntur opposita veritati divinae, inquantum falsa opinio de idolis contrariatur verae opinioni de unitate Dei.
Übersetzung
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Summe der Theologie
Vierter Artikel. Der Gegensatz zwischen Wahr und Falsch.
a) Wahr und falsch scheint in keinem wechselseitigen Gegensatze zu stehen. Denn: I. Wie Sein und Nichtsein steht sich Wahr und Falsch gegenüber. „Wahr“ ist nämlich nach Augustin „was ist“. Sein und Nichtsein sind aber in keinem wechselseitigen Gegensatze; sondern stehen im Verhältnisse wie Vollendung und Mangel. Also besteht auch kein solcher Gegensatz zwischen Wahr und Falsch. II. Das eine Glied im wechselseitigen, konträren oder positiven Gegensatze ist nicht im anderen. Das Falsche aber ist im Wahren; „denn,“ wie Augustin sagt (Solil. Iib. 2. cap. 19.), „der Tragöde wäre kein falscher Hektor, wenn er kein wahrer Tragöde wäre.“ III. Gott wird das Falsche entgegengestellt. „Der göttlichen Substanz aber,“ schreibt Augustin (12. de civ. 2.) „sieht nichts Positives gegenüber.“ Auf der anderen Seite sagt Aristoteles (I. Perih..): „Der falschen Meinung stände gegenüber die wahre.“
b) Ich antworte: Wahr und Falsch stehen sich im positiven konträren Gegensatze gegenüber und nicht nach der Meinung mancher wie Bejahung und Verneinung. Zur Klarstellung sei bemerkt, daß die pure Verneinung weder etwas in sich enthält noch eines bestimmten Subjektes bedarf. Und deshalb kann sie vom Seienden und vom Nichtseienden ausgesagt weiden; wie z. B. gesagt wird der Nichtsehende und Nichtsitzende. Es ist dies der kontradiktorische Gegensatz. Der Gegensatz des Mangels oder der Privation enthält wohl nichts Positives in sich; aber das bestimmte Subjekt, worin derselbe sich findet, ist mit ihm gegeben. Denn es ist eine „Verneinung im Subjekte“ (4 Metaph.); „blind“ wird nur das genannt, was geeignet und dazu von Natur passend ist, was also in sich das Subjekt hat für das Sehen. Der positive, konträre Gegensatz aber enthält etwas in sich, was er entgegensetzt; und zugleich bestimmt er sich das Subjekt, wo er ist. „Schwarz“ z. B. ist eine bestimmte Gattung in der Farbe. Das Falsche nun enthält positiv etwas in sich, was es entgegenstellt. Denn deshalb wird ein Ding falsch genannt, weil es scheint, etwas zu sein, was es nicht ist; oder nicht zu sein, was es ist; und weil so es als die positive Grundlage für die entsprechende Aussage dasteht. Denn wie das Wahre in sich enthält die der Sache voll und ganz entsprechende Auffassung der Vernunft, so das Falsche die nur anscheinend entsprechende. Und so ist der Gegensatz zwischen Wahr und Falsch ein positiver, konträrer.
c) I. Was in den Dingen ist, das ist die Wahrheit der Sache; — was als aufgefaßt in der Vernunft sich findet, das ist das Wahre in der Vernunft, welche der mäßgebende Sitz der Wahrheit ist. Sonach ist auch das Falsche als solches das, was nicht erfaßt worden. Sein aber erfassen und Nichtsein erfassen, das schließt einen konträren, positiven Gegensatz ein, wie Aristoteles in II. Perih. beweist, daß demSatze: Das Gute ist gut, positiv konträr gegenübersteht der Satz: Das Gute ist nicht gut. II. Das Falsche ist nicht begründet im Wahren, insoweit dieses sein Gegensatz ist, wie auch das Übel nicht in dieser Weise begründet ist im gegenüberstehenden Guten; sondern beides ruht wie im Subjekte in einem Guten oder i. einem Wahren. Und das trifft deshalb zu, weil das Wahre und Gute der Gegensatz ist zum Falschen und zum Übel, und weil sie zugleich mit dem zu Grunde liegenden wirklichen Sein zusammenfallen; denn dasselbe Sein, was da ist, ist auch gut und wahr, insoweit es Sein hat. Wie aber jeder Mangel in einem Subjekte ruhen muß, was Sein hat; so ruht jedes Übel in etwas Gutem und jedes Falsche in etwas Wahrem; — und somit ist, da der Wahrheit und dem Falschen das eine positive Sein zu Grunde liegt, der Gegensatz ein konträrer, positiver. III. Zu Gott steht nichts im Gegensatze, soweit Er an sich betrachtet wird. Denn in seiner Vernunft kann nichts Falsches sein. Aber nach unserer Auffassung über Ihn hat Er einen Gegenpart. Denn der wahren Meinung über Ihn steht gegenüber die falsche. Und so werden die Götzenbilder (Jerem. 8, 8., Glossa Hieronymimi „id est idola“) Lügen genannt und werden sie der göttlichen Wahrheit gegenübergestellt, insoweit die falsche Meinung über die Götzen gegenübersteht, der wahren über den einen Gott.