Edition
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Summa theologiae
Articulus 11
Iª q. 19 a. 11 arg. 1
Ad undecimum sic proceditur. Videtur quod non sit distinguenda in Deo voluntas signi. Sicut enim voluntas Dei est causa rerum, ita et scientia. Sed non assignantur aliqua signa ex parte divinae scientiae. Ergo neque debent assignari aliqua signa ex parte divinae voluntatis.
Iª q. 19 a. 11 arg. 2
Praeterea, omne signum quod non concordat ei cuius est signum, est falsum. Si igitur signa quae assignantur circa voluntatem divinam, non concordant divinae voluntati, sunt falsa, si autem concordant, superflue assignantur. Non igitur sunt aliqua signa circa voluntatem divinam assignanda.
Iª q. 19 a. 11 s. c.
Sed contra est quod voluntas Dei est una, cum ipsa sit Dei essentia. Quandoque autem pluraliter significatur, ut cum dicitur, magna opera domini, exquisita in omnes voluntates eius. Ergo oportet quod aliquando signum voluntatis pro voluntate accipiatur.
Iª q. 19 a. 11 co.
Respondeo dicendum quod in Deo quaedam dicuntur proprie, et quaedam secundum metaphoram, ut ex supradictis patet. Cum autem aliquae passiones humanae in divinam praedicationem metaphorice assumuntur, hoc fit secundum similitudinem effectus, unde illud quod est signum talis passionis in nobis, in Deo nomine illius passionis metaphorice significatur. Sicut, apud nos, irati punire consueverunt, unde ipsa punitio est signum irae, et propter hoc, ipsa punitio nomine irae significatur, cum Deo attribuitur. Similiter id quod solet esse in nobis signum voluntatis, quandoque metaphorice in Deo voluntas dicitur. Sicut, cum aliquis praecipit aliquid, signum est quod velit illud fieri, unde praeceptum divinum quandoque metaphorice voluntas Dei dicitur, secundum illud Matth. VI, fiat voluntas tua, sicut in caelo et in terra. Sed hoc distat inter voluntatem et iram, quia ira de Deo nunquam proprie dicitur, cum in suo principali intellectu includat passionem, voluntas autem proprie de Deo dicitur. Et ideo in Deo distinguitur voluntas proprie, et metaphorice dicta. Voluntas enim proprie dicta, vocatur voluntas beneplaciti, voluntas autem metaphorice dicta, est voluntas signi, eo quod ipsum signum voluntatis voluntas dicitur.
Iª q. 19 a. 11 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod scientia non est causa eorum quae fiunt, nisi per voluntatem, non enim quae scimus facimus, nisi velimus. Et ideo signum non attribuitur scientiae, sicut attribuitur voluntati.
Iª q. 19 a. 11 ad 2
Ad secundum dicendum quod signa voluntatis dicuntur voluntates divinae, non quia sint signa quod Deus velit, sed quia ea quae in nobis solent esse signa volendi, in Deo divinae voluntates dicuntur. Sicut punitio non est signum quod in Deo sit ira, sed punitio, ex eo ipso quod in nobis est signum irae, in Deo dicitur ira.
Traduction
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Summe der Theologie
Elfter Artikel. Der Wille Gottes und die Zeichen desselben,
a) Es scheint, man dürfe von Zeichen des göttlichen Willens nicht sprechen. Denn: I. Wie der Wille die Ursache der Dinge ist, so auch das Wissen. Es wird aber nicht von Zeichen des göttlichen Wissens gesprochen. II. Jedes Zeichen, welches nicht mit dem übereinstimmt, dessen Zeichen es ist, muß als falsch bezeichnet werden. Stimmen demnach solche Zeichen nicht überein mit dem Willen Gottes, so sind sie falsch; stimmen sie überein, so sind sie überflüssig. Es giebt also überhaupt keine. Auf der anderen Seite ist der Wille Gottes einer, da Er ja mit dem göttlichen Wesen zusammenfällt. Dagegen wird in der Schrift vom Willen Gottes in der Mehrzahl gesprochen, wie z. B. Ps. 110, 2.: „Groß sind die Werke Gottes; ausgesucht gemäß allen seinen Willensausdrücken.“
b) Ich antworte, daß bei Gott manches im eigentlichen Sinne ausgesagt wird und manches figürlich. Wenn aber einzelne menschliche Leidenschaften und Zustände herbeigezogen werden, um damit etwas in Gott zu bezeichnen; so geschieht, weil die Wirkungen ähnlich sind auf beiden Seiten. Deshalb wird das, was in uns das Zeichen einer wirklichen Leidenschaft oder eines ähnlichen Zustandes ist, in Gott mit dem Namen dieser Leidenschaft selber figürlich ausgedrückt. So z. B. pflegen bei uns die Zornigen zu strafen und deshalb ist diese Bestrafung bei uns das Zeichen des Zornes; von Gott aber wird dann der Zorn selber ausgesagt und damit ausgedrückt, Er strafe. Der Zorn wird zwar figürlich ausgesagt; aber die Wirkung des Zornes und die Wirkung Gottes ist die gleiche: Strafen. Ähnlich wird nun, was bei uns ein Zeichen des inneren Willens zu sein pflegt, manchmal figürlich in Gott Wille genannt, wie wenn z. B. jemand etwas befiehlt, so ist dies ein Zeichen von dem, was er will. Und so wird das Gebot Gottes manchmal figürlich Wille Gottes genannt, wie: „Es geschehe Dein Wille im Himmel und auf Erden.“ Das aber ist der Unterschied zwischen dem Willen und dem Zorne; daß der Zorn niemals im eigentlichen Sinne von Gott ausgesagt wird, da er in seinem Begriffe sinnliche Leidenschaft einschließt; Wille aber wird von Gott im eigentlichen Sinne ausgesagt. Und somit wird unterschieden in Gott der Wille im eigentlichen Sinne und der Wille im figürlichen. Denn der Wille im eigentlichen Sinne wird der des „Wohlgefallens“ genannt; im figürlichen Sinne der des „Zeichens“, da der Wille selbst in Gott Zeichen des Willens genannt wird. I. Das Wissen verursacht nur vermittelst des Willens; denn nicht was wir wissen, thun wir, sondern was wir wollen. Und deshalb wird das „Zeichen“ nicht dem Wissen zugeschrieben, sondern dem Willen. II. „Zeichen des Willens“ werden genannt die göttlichen Willensratschlüsse, nicht weil sie Zeichen dessen sind, was Gott will; sondern weil das, was in uns pflegt Zeichen des Wollens zu sein, in Gott „Wille“ genannt wird; wie das Gebot für uns Zeichen des Willens ist, in Gott aber der Wille selbst so genannt wird: „Es geschehe Dein Wille.“ So ist auch die Bestrafung kein Zeichen, daß in Gott Zorn ist; sondern die Bestrafung wird, weil sie bei uns Zeichen des Zornes ist, dadurch in Gott selbst Zorn genannt.