Edition
ausblenden
Summa theologiae
Articulus 1
Iª q. 44 a. 1 arg. 1
Ad primum sic proceditur. Videtur quod non sit necessarium omne ens esse creatum a Deo. Nihil enim prohibet inveniri rem sine eo quod non est de ratione rei, sicut hominem sine albedine. Sed habitudo causati ad causam non videtur esse de ratione entium quia sine hac possunt aliqua entia intelligi. Ergo sine hac possunt esse. Ergo nihil prohibet esse aliqua entia non creata a Deo.
Iª q. 44 a. 1 arg. 2
Praeterea, ad hoc aliquid indiget causa efficiente, ut sit. Ergo quod non potest non esse, non indiget causa efficiente. Sed nullum necessarium potest non esse, quia quod necesse est esse, non potest non esse. Cum igitur multa sint necessaria in rebus, videtur quod non omnia entia sint a Deo.
Iª q. 44 a. 1 arg. 3
Praeterea, quorumcumque est aliqua causa, in his potest fieri demonstratio per causam illam. Sed in mathematicis non fit demonstratio per causam agentem, ut per philosophum patet, in III Metaphys. Non igitur omnia entia sunt a Deo sicut a causa agente.
Iª q. 44 a. 1 s. c.
Sed contra est quod dicitur Rom. XI, ex ipso, et per ipsum, et in ipso sunt omnia.
Iª q. 44 a. 1 co.
Respondeo dicendum quod necesse est dicere omne quod quocumque modo est, a Deo esse. Si enim aliquid invenitur in aliquo per participationem, necesse est quod causetur in ipso ab eo cui essentialiter convenit; sicut ferrum fit ignitum ab igne. Ostensum est autem supra, cum de divina simplicitate ageretur, quod Deus est ipsum esse per se subsistens. Et iterum ostensum est quod esse subsistens non potest esse nisi unum, sicut si albedo esset subsistens, non posset esse nisi una, cum albedines multiplicentur secundum recipientia. Relinquitur ergo quod omnia alia a Deo non sint suum esse, sed participant esse. Necesse est igitur omnia quae diversificantur secundum diversam participationem essendi, ut sint perfectius vel minus perfecte, causari ab uno primo ente, quod perfectissime est. Unde et Plato dixit quod necesse est ante omnem multitudinem ponere unitatem. Et Aristoteles dicit, in II Metaphys., quod id quod est maxime ens et maxime verum, est causa omnis entis et omnis veri, sicut id quod maxime calidum est, est causa omnis caliditatis.
Iª q. 44 a. 1 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod, licet habitudo ad causam non intret definitionem entis quod est causatum, tamen sequitur ad ea qua sunt de eius ratione, quia ex hoc quod aliquid per participationem est ens, sequitur quod sit causatum ab alio. Unde huiusmodi ens non potest esse, quin sit causatum; sicut nec homo, quin sit risibile. Sed quia esse causatum non est de ratione entis simpliciter, propter hoc invenitur aliquod ens non causatum.
Iª q. 44 a. 1 ad 2
Ad secundum dicendum quod ex hac ratione quidam moti fuerunt ad ponendum quod id quod est necessarium non habeat causam, ut dicitur in VIII Physic. Sed hoc manifeste falsum apparet in scientiis demonstrativis, in quibus principia necessaria sunt causae conclusionum necessariarum. Et ideo dicit Aristoteles, in V Metaphys., quod sunt quaedam necessaria quae habent causam suae necessitatis. Non ergo propter hoc solum requiritur causa agens, quia effectus potest non esse, sed quia effectus non esset, si causa non esset. Haec enim conditionalis est vera, sive antecedens et consequens sint possibilia, sive impossibilia.
Iª q. 44 a. 1 ad 3
Ad tertium dicendum quod mathematica accipiuntur ut abstracta secundum rationem, cum tamen non sint abstracta secundum esse. Unicuique autem competit habere causam agentem, secundum quod habet esse. Licet igitur ea quae sunt mathematica habeant causam agentem, non tamen secundum habitudinem quam habent ad causam agentem, cadunt sub consideratione mathematici. Et ideo in scientiis mathematicis non demonstratur aliquid per causam agentem.
Übersetzung
ausblenden
Summe der Theologie
Erster Artikel. Alles, was ist, hat notwendig sein Sein von Gott.
a) Es scheint nicht, daß alles Sein von Gott notwendig geschaffen sein muß. Denn: I. Nichts steht dem entgegen, daß ein Ding gefunden werde ohne das, was nicht zu seinem Wesen gehört; wie z. B. man wohl einen Menschenfinden kann, der nicht weiß ist. Nun scheint aber die Beziehung der Ursachezum Verursachten durchaus nicht zum Wesen der Dinge zu gehören; dennes können ohne eine solche Beziehung mancherlei Dinge aufgefaßt werdenund somit können sie auch ohne eine solche Beziehung sein. II. Dazu bedarf etwas der wirkenden Ursache, damit es sei. Was also in keiner Weise nicht sein kann, das bedarf keiner wirkenden Ursache. Nun ist dies allem Notwendigen eigen, daß es in keiner Weise nicht sein kann; denn was notwendig ist zu sein, das kann nicht ohne Sein sein. Da also vielerlei Notwendiges in den Dingen ist, so ist nicht alles geschaffene Sein von Gott. III. Wo immer eine Ursache waltet, da kann ein Beweis angetreten werden auf Grund dieser Ursache. In den mathematischen Größen aber wird keinerlei Beweis angetreten auf Grund der wirkenden Ursache (5 Metaph.). Also haben diese Größen keine wirkende Ursache und somit giebt es Seiendes, was nicht von Gott gewirkt ist. Auf der anderen Seite heißt es (Röm. 11, 36.): „Aus Ihm und durch Ihn und in Ihm ist alles.“
b) Ich antworte, es sei durchaus und schlechthin Notwendigkeit, daß jegliches Ding, wie auch immer es Sein habe, von Gott sei. Denn wenn in einem Dinge eine Eigenschaft gefunden wird, die es nur durch Teilnahme an einem anderen Sein hat; so muß dieselbe notwendig in ihm verursacht werden durch ein anderes Sein, welchem diese Eigenschaft dem Wesen nach, also notwendig zukommt; wie z. B. das Eisen glühend wird durch das Feuer, dem das Glühen, die Wärme, dem Wesen nach und somit notwendig eigen ist. Oben ist aber gezeigt worden (Kap. 3, Art. 4), daß Gott dem Wesen nach das für sich bestehende Sein ist; und es ist wiederum gezeigt worden (Kap. 11, Art. 3 und 4), daß ein solch für sich bestehendes Sein, das eben nur Sein ist und im Sein besteht, nur ein einiges sein kann. So wäre auch, wenn die weiße Farbe in sich selber bestände, nur ein Weißes vorhanden; da ja nur das, was die weiße Farbe trägt, also die Mauer, das Kleid etc., im allgemeinen das Subjekt des Weißen, die Ursache bildet, daß es vielerlei Weißes giebt. Was also außer Gott besteht, das alles ist nicht sein eigenes Sein; sondern hat Sein durch Teilnahme am Sein. Somit ist notwendig, daß alle Dinge, welche voneinander sich unterscheiden durch verschiedenartige Teilnahme am Sein, die also mehr oder minder vollkommen Sein haben, von einem Sein verursacht werden, was nur eben ist, und sonach in höchster Vollkommenheit, d. h. dem Wesen nach Sein ist. Danach meinte auch Plato, man müsse vor aller Menge die Einheit setzen; und Aristoteles sagt (2 Metaph.), daß das, was am meisten Sein und am meisten wahr ist, die Ursache sein muß alles Seins und alles Wahren: sowie das, was am meisten, also dem Wesen nach warm ist, so daß es nicht anders sein kann wie im höchsten Grade warm, als die Ursache dasteht von allem Warmen und als das Maß und die Richtschnur für alle Grade von Wärme.
c) I. Allerdings ist die Beziehung der Ursache zum Verursachten nicht dem Wesen der Dinge angehörig, so daß dieselbe in die innere Begriffsbestimmung des geschaffenen Dinges einträte; aber diese Beziehung ist doch die nächste Folge dessen, was zum Wesen gehört. Denn daraus daß etwas seinem Wesen nach nur kraft Teilnahme oder Mitteilung wirkliches Sein hat, folgt, daß es verursacht ist. Also ein solches Sein kann nicht bestehen, ohne daß es verursacht wäre; gleichwie der Mensch nicht bestehen kann ohne die Fähigkeit zu lachen. Weil aber das Verursachtsein nicht an und für sich zum Wesen des Seins als Seins gehört, deshalb findet sich ein Sein, was nicht geschaffen oder verursacht ist. II. Durch diesen Grund sind manche bewogen worden, zuzugeben, daß das, was notwendig ist, keine Ursache habe (8 Phys.). Aber das ist ganz offenbar falsch; wie dies schon aus dem Vorgehen der Wissenschaften in ihren Beweisen klar ist. Denn da sind die innerlich notwendigen Principien die Ursache für die gleichfalls notwendigen Schlußfolgerungen. Und deshalb sagt Aristoteles, es gäbe manches Notwendige, was eine Ursache für seine Notwendigkeit habe. Nicht also deshalb allein wird eine wirkende Ursache erfordert, weil die Wirkung auch nicht sein kann; sondern weil die Wirkung nicht wäre, wenn die Ursache nicht bestände. Dieser Bedingungssatz ist nämlich wahr, mag die Bedingung und die daran geknüpfte Folgerung ihrer Natur nach in sich Möglichkeit enthalten oder Unmöglichkeit, Notwendigkeit. III. Die mathematischen Größen werden gemäß der Vernunft als vom wirklichen Sein losgelöste Größen betrachtet; während sie in Wirklichkeit nicht vom thatsächlichen (geschaffenen) Sein losgelöst sind. Einer jeden Größe aber kommt es zu, eine wirkende Ursache zu haben, je nachdem sie Sein hat. So haben die mathematischen Größen wohl wirkliches einzelnes Sein; und besitzen danach eine wirkende Ursache. Aber da sie nicht nach ihrer einzelnen Wirklichkeit betrachtet werden, so fällt auch nicht die Beziehung zur wirkenden Ursache unter die Erwägung des Mathematikers; und also wird in diesen Wissenschaften nichts bewiesen kraft der wirkenden Ursache.