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Summa theologiae
Articulus 2
Iª q. 8 a. 2 arg. 1
Ad secundum sic proceditur. Videtur quod Deus non sit ubique. Esse enim ubique significat esse in omni loco. Sed esse in omni loco non convenit Deo, cui non convenit esse in loco, nam incorporalia, ut dicit Boetius, in libro de Hebdomad., non sunt in loco. Ergo Deus non est ubique.
Iª q. 8 a. 2 arg. 2
Praeterea, sicut se habet tempus ad successiva, ita se habet locus ad permanentia. Sed unum indivisibile actionis vel motus, non potest esse in diversis temporibus. Ergo nec unum indivisibile in genere rerum permanentium, potest esse in omnibus locis. Esse autem divinum non est successivum, sed permanens. Ergo Deus non est in pluribus locis. Et ita non est ubique.
Iª q. 8 a. 2 arg. 3
Praeterea, quod est totum alicubi, nihil eius est extra locum illum. Sed Deus, si est in aliquo loco, totus est ibi, non enim habet partes. Ergo nihil eius est extra locum illum. Ergo Deus non est ubique.
Iª q. 8 a. 2 s. c.
Sed contra est quod dicitur Ierem. XXIII, caelum et terram ego impleo.
Iª q. 8 a. 2 co.
Respondeo dicendum quod, cum locus sit res quaedam, esse aliquid in loco potest intelligi dupliciter, vel per modum aliarum rerum, idest sicut dicitur aliquid esse in aliis rebus quocumque modo, sicut accidentia loci sunt in loco; vel per modum proprium loci, sicut locata sunt in loco. Utroque autem modo, secundum aliquid, Deus est in omni loco, quod est esse ubique. Primo quidem, sicut est in omnibus rebus, ut dans eis esse et virtutem et operationem, sic enim est in omni loco, ut dans ei esse et virtutem locativam. Item, locata sunt in loco inquantum replent locum, et Deus omnem locum replet. Non sicut corpus, corpus enim dicitur replere locum, inquantum non compatitur secum aliud corpus; sed per hoc quod Deus est in aliquo loco, non excluditur quin alia sint ibi, imo per hoc replet omnia loca, quod dat esse omnibus locatis, quae replent omnia loca.
Iª q. 8 a. 2 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod incorporalia non sunt in loco per contactum quantitatis dimensivae, sicut corpora, sed per contactum virtutis.
Iª q. 8 a. 2 ad 2
Ad secundum dicendum quod indivisibile est duplex. Unum quod est terminus continui, ut punctus in permanentibus, et momentum in successivis. Et huiusmodi indivisibile, in permanentibus, quia habet determinatum situm, non potest esse in pluribus partibus loci, vel in pluribus locis, et similiter indivisibile actionis vel motus, quia habet determinatum ordinem in motu vel actione, non potest esse in pluribus partibus temporis. Aliud autem indivisibile est, quod est extra totum genus continui, et hoc modo substantiae incorporeae, ut Deus, Angelus et anima, dicuntur esse indivisibiles. Tale igitur indivisibile non applicatur ad continuum sicut aliquid eius, sed inquantum contingit illud sua virtute. Unde secundum quod virtus sua se potest extendere ad unum vel multa, ad parvum vel magnum, secundum hoc est in uno vel pluribus locis, et in loco parvo vel magno.
Iª q. 8 a. 2 ad 3
Ad tertium dicendum quod totum dicitur respectu partium. Est autem duplex pars, scilicet pars essentiae, ut forma et materia dicuntur partes compositi, et genus et differentia partes speciei; et etiam pars quantitatis, in quam scilicet dividitur aliqua quantitas. Quod ergo est totum in aliquo loco totalitate quantitatis, non potest esse extra locum illum, quia quantitas locati commensuratur quantitati loci, unde non est totalitas quantitatis, si non sit totalitas loci. Sed totalitas essentiae non commensuratur totalitati loci. Unde non oportet quod illud quod est totum totalitate essentiae in aliquo, nullo modo sit extra illud. Sicut apparet etiam in formis accidentalibus, quae secundum accidens quantitatem habent, albedo enim est tota in qualibet parte superficiei, si accipiatur totalitas essentiae, quia secundum perfectam rationem suae speciei invenitur in qualibet parte superficiei, si autem accipiatur totalitas secundum quantitatem, quam habet per accidens, sic non est tota in qualibet parte superficiei. In substantiis autem incorporeis non est totalitas, nec per se nec per accidens, nisi secundum perfectam rationem essentiae. Et ideo, sicut anima est tota in qualibet parte corporis, ita Deus totus est in omnibus et singulis.
Traduction
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Summe der Theologie
Zweiter Artikel. Gott ist überall.
a) Das scheint falsch. Denn: I. „überall sein“ bezeichnet „an allen Orten sein“. „Im Orte aber sein kommt nicht dem rein Geistigen zu, sondern nur dem Körperlichen;“ wie BoLtus (de hebdom.) sagt. Also Gott, der kein Körper ist, kann nicht überall sein. II. Wie sich die Zeit zur Auseinanderfolge verhält, so der Ort zu dem, was dauert. Etwas Unteilbares in der vorübergehenden Handlung oder in der Bewegung (also ein Punkt) kann nicht in verschiedenen Zeiten sein. Also kann auch etwas Unteilbares in dem, was dauert, nicht in allen Orten sein. Gott aber ist etwas Unteilbares. Er ist also nicht überall. III. Was irgendwo ganz ist, das ist nach keiner Seite seines Seins hin außerhalb dieses Ortes. Gott aber ist an dem Orte, wo Er ist, ganz. Also ist Er nicht anderswo. Auf der anderen Seite sagt Gott selbst bei Jeremias (23.): „Himmel und Erde fülle ich an.“
b) Ich antworte, daß, da der Ort etwas Wirkliches ist, „im Orte sein“ in doppelter Weise verstanden werden kann: Nämlich entweder in der Weise wie die anderen Dinge; sowie z. B. ausgesagt wird, es sei etwas irgendwie in anderen Dingen, und so sind die Eigentümlichkeiten des Ortes z.B. im Orte; — oder in der Weise, wie dies eigentlich dem Orte zukommt, und so ist das an einem Orte Aufgestellte in diesem Orte. Nach diesen beiden Seiten hin ist Gott unter gewissen Beziehungen in jedem Orte, also überall. Denn zuvörderst ist Er in jedem Dinge, insoweit Er demselben das Sein giebt, die Vermögen und die Thätigkeit; und da nun jegliches stoffliche Ding im Orte ist, so ist Gott auch in jedem dieser Dinge, insofern er ihm das Sein giebt und das Vermögen, einen Ort einzunehmen. Ebenso sind die räumlichen Dinge im Orte, insoweit sie den Ort anfüllen. Und so füllt Goft jeglichen Ort an; nicht zwar wie ein Körper, da ein Körper den Ort dadurch anfüllt, daß er keinen anderen Körper für den nämlichen Ort zuläßt. Vielmehr füllt Gott demgemäß alle Orte an, daß Er allen räumlichen Dingen es giebt, daß sie alle Orte anfüllen.
c) I. Es darf kein Vergleich gezogen werden zwischen der Art und Weise, wie Körperliches einen Ort einnimmt und wie dies das Geistige thut. Die Körper nämlich thun dies vermittelst ihres Umfanges, der den Ort berührt; die Geister aber jedoch dadurch, daß sie Macht haben über gewisses Räumliche. Gott, der reinste Geist, also ist an allen Orten, weil seine Macht sich auf alles Raumliche erstreckt. II. In doppelter Weise besteht ein Unteilbares: Einmal als Grenze des Zusammenhängenden; wie der Punkt in dem was dauert, der Augenblick in der vorübereilenden Zeit; — und ein solches Unteilbare kann nicht in verschiedenen Orten zugleich sein, sowie auch nicht in verschiedenen Zeiten; denn es hat eben eine bestimmte Lage, mag das Dauernde in Betracht gezogen werden oder die Handlung des Bewegens. Dann aber giebt es ein Unteilbares, welches kein Teil eines stofflich zusammenhängenden Ganzen ist; und so sind unteilbare Größen: Gott, der reine Geist, die vernünftige Seele. Ein solches Unteilbare hat keine Beziehung zum zusammenhängenden Ganzen eines Stoffes, wie ein bestimmter Teil des letzteren, sondern nur insoweit seine Kraft sich auf dasselbe richtet. Und je nach dem dann seine Kraft sich auf Weniges oder Vieles, auf Kleinees oder Großes richtet, ist es in wenigen oder vielen, in kkleinen oder großen Orten. III. Das „Ganze“ wird so genannt mit Rücksicht auf die Teile. Nun giebt es aber eine doppelte Art Teile: Es giebt Teile des Wesens; wie in den stofflichen Dingen Stoff und Form (z. B. im Menschen Leib und Seele) Teile des Wesens sind oder wie die „Art“ und die „Differenz“ als Teile des Gattungsbegriffes dastehen. Ferner giebt es Teile im Umfange eines Dinges. Wird das „Ganze“ im letzteren Sinne genommen, so kann weder es noch selbstverständlich ein Teil außerhalb des ganzen eingenommenen Ortes sein. Denn wie der Umfang gerade so der Ort. Das ist aber nicht der Fall, wenn vom „Ganzen“ des Wesens die Rede ist. Das erscheint bereits bei den nebensächlichen Formen, die nicht das Wesen des Dinges selber bilden, sondern nur eine Eigenschaft desselben sind. Denn z. B. die „Weiße“ der Farbe ist ganz in jedem Teile der Oberfläche, wenn allein das Wesen der „weißen“ Farbe berücksichtigt wird; auch der kleinste Teil trägt ganz und gar das Wesen oder die Natur der „weißen Farbe“, ist durchaus weiß; ebenso durchaus und nicht in geringerem Maße wie das Ganze. Wird freilich nicht das bloße Wesen der „weißen Farbe“ berücksichtigt, sondern auch der Umfang, den sie zufällig hat, so ist sie nicht ganz in jedem Teile. In den geistigen Substanzen ist nur ein „Ganzes“ vorhanden gemäß dem Wesen und nimmermehr, auch nicht nebensächlich und zufällig, nach dem Umfange. Wie also die Seele ganz ist in jeglichem Teile des Körpers, so ist Gott ganz gegenwärtig in allem und jedem.