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Summa theologiae
Articulus 2
Iª q. 87 a. 2 arg. 1
Ad secundum sic proceditur. Videtur quod intellectus noster cognoscat habitus animae per essentiam eorum. Dicit enim Augustinus, XIII de Trin., non sic videtur fides in corde in quo est, sicut anima alterius hominis ex motibus corporis videtur; sed eam tenet certissima scientia, clamatque conscientia. Et eadem ratio est de aliis habitibus animae. Ergo habitus animae non cognoscuntur per actus, sed per seipsos.
Iª q. 87 a. 2 arg. 2
Praeterea, res materiales, quae sunt extra animam, cognoscuntur per hoc quod similitudines earum sunt praesentialiter in anima; et ideo dicuntur per suas similitudines cognosci. Sed habitus animae praesentialiter per suam essentiam sunt in anima. Ergo per suam essentiam cognoscuntur.
Iª q. 87 a. 2 arg. 3
Praeterea, propter quod unumquodque tale, et illud magis. Sed res aliae cognoscuntur ab anima propter habitus et species intelligibiles. Ergo ista magis per seipsa ab anima cognoscuntur.
Iª q. 87 a. 2 s. c.
Sed contra, habitus sunt principia actuum, sicut et potentiae. Sed sicut dicitur II de anima, priores potentiis, secundum rationem, actus et operationes sunt. Ergo eadem ratione sunt priores habitibus. Et ita habitus per actus cognoscuntur, sicut et potentiae.
Iª q. 87 a. 2 co.
Respondeo dicendum quod habitus quodammodo est medium inter potentiam puram et purum actum. Iam autem dictum est quod nihil cognoscitur nisi secundum quod est actu. Sic ergo inquantum habitus deficit ab actu perfecto, deficit ab hoc, ut non sit per seipsum cognoscibilis, sed necesse est quod per actum suum cognoscatur, sive dum aliquis percipit se habere habitum, per hoc quod percipit se producere actum proprium habitus; sive dum aliquis inquirit naturam et rationem habitus, ex consideratione actus. Et prima quidem cognitio habitus fit per ipsam praesentiam habitus, quia ex hoc ipso quod est praesens, actum causat, in quo statim percipitur. Secunda autem cognitio habitus fit per studiosam inquisitionem, sicut supra dictum est de mente.
Iª q. 87 a. 2 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod, etsi fides non cognoscatur per exteriores corporis motus, percipitur tamen etiam ab eo in quo est, per interiorem actum cordis. Nullus enim fidem se habere scit, nisi per hoc quod se credere percipit.
Iª q. 87 a. 2 ad 2
Ad secundum dicendum quod habitus sunt praesentes in intellectu nostro, non sicut obiecta intellectus (quia obiectum intellectus nostri, secundum statum praesentis vitae, est natura rei materialis, ut supra dictum est); sed sunt praesentes in intellectu ut quibus intellectus intelligit.
Iª q. 87 a. 2 ad 3
Ad tertium dicendum quod, cum dicitur, propter quod unumquodque, illud magis, veritatem habet, si intelligatur in his quae sunt unius ordinis, puta in uno genere causae, puta si dicatur quod sanitas est propter vitam, sequitur quod vita sit magis desiderabilis. Si autem accipiantur ea quae sunt diversorum ordinum, non habet veritatem, ut si dicatur quod sanitas est propter medicinam, non ideo sequitur quod medicina sit magis desiderabilis, quia sanitas est in ordine finium, medicina autem in ordine causarum efficientium. Sic igitur si accipiamus duo, quorum utrumque sit per se in ordine obiectorum cognitionis; illud propter quod aliud cognoscitur, erit magis notum, sicut principia conclusionibus. Sed habitus non est de ordine obiectorum, inquantum est habitus; nec propter habitum aliqua cognoscuntur sicut propter obiectum cognitum, sed sicut propter dispositionem vel formam qua cognoscens cognoscit, et ideo ratio non sequitur.
Traduction
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Summe der Theologie
Zweiter Artikel. Unsere Vernunft erkennt die Zustande in der Seele (wie z. B. den Glauben, die Wissenschaft), die sie in sich hat, nicht durch deren Wesen.
a) Dem stehen entgegen: I. Die Worte Augustins (13. de Trin. cap. 1.): „Nicht so wird der Glaube geschaut im Herzen, in welchem er ist, wie etwa aus den Bewegungen des anderen gesehen wird, dieser andere habe eine Seele; vielmehr hält den Glauben fest die Zuverlässigkeit der Wissenschaft und es verkündet ihn das Gewissen;“ dasselbe gilt von den anderen Zuständen. Dieselben werden also nicht erkannt durch die von ihnen ausgehende Thätigkeit; sondern durch sich selbst, durch ihr Wesen. II. Die stofflichen Dinge, welche außerhalb der Seele sich finden, werden erkannt durch die entsprechenden Ähnlichkeiten, welche in der Seele gegenwärtig sind. Die Zustände der Seele sind aber da gegenwärtig durch ihr Wesen. Also werden sie durch ihr Wesen erkannt. III. Die anderen Dinge werden von der Seele erkannt wegen und auf Grund der Zustände und der Ideen in der Seele. Dessentwegen und auf Grund dessen aber etwas erkannt wird, das ist um so mehr erkannt. Also werden die Zustände in der Seele durch sich selbst erkannt. Auf der anderen Seite sind diese Zustände Principien, aus denen die Thätigkeit hervorgeht. Aristoteles aber sagt (2. de anima): „Der Natur und dem Erkennen nach früher sind die Thätigkeiten wie die Vermögen.“ Aus dem gleichen Grunde aber sind die Thätigkeiten in der Ordnung der Natur und der Erkenntnis auch früher wie die Zustände; letztere werden also gleich wie die Vermögen vermittelst der Thätigkeit erkannt.
b) Ich antworte, daß ein Zustand oder eine Gewohnheit gewissermaßen in der Mitte steht zwischen dem reinen Vermögen und der vollendeten Thätigkeit. Nichts aber wird, wie bereits gesagt worden, erkannt, außer insoweit es Thatsächlichkeit hat und vom bloßen Werden fern ist. Insofern also der Zustand von der vollkommenen Thätigkeit abfällt, fällt er zugleich davon ab, daß er durch sich selbst thatsächlich erkennbar ist; vielmehr ist es erfordert, daß er vermittelst seiner Thätigkeit erkannt werde. Und dafür ist es gleichgültig, ob jemand wahrnimmt, er habe einen Zustand, durch welchen er die Thätigkeit hervorbringe; oder ob er die Natur und das Wesen des Zustandes aus der Erwägung der entsprechenden Thätigkeit ableiten will. Und zwar ergiebt sich die erstgenannte Kenntnis aus der Gegenwart selber des Zustandes; denn von da her eben, daß er gegenwärtig ist, verursacht der Zustand die Thätigkeit, in welcher er sogleich wahrgenommen wird. Die zweitgenannte Kenntnis vollzieht sich durch sorgsame Untersuchung.
c) I. Wenn auch der Glaube nicht aus äußerlichen Bewegungen erschlossen wird, er wird doch von dem, in welchem er ist, wahrgenommen durch die Thätigkeit des innerlichen Herzens. Denn keiner weiß, daß er Glauben habe, außer insoweit er auffaßt, daß er glaubt. II. Die Zustände sind in uns nicht gegenwärtig als Gegenstände unserer Vernunfterkenntnis; denn der Erkenntnisgegenstand unserer Vernunft in diesem Leben ist das Wesen des stofflichen Dinges. III. „Dessentwegen etwas ist, das muß dies im höheren Grade sein;“ dieser Spruch hat Wahrheit, wenn es sich um Dinge auf derselben Rangstufe handelt, wie etwa um ein und dieselbe Art Ursächlichkeit; wie wenn ich z. B. sage: „Um des Lebens wegen ist die Gesundheit erstrebenswert,“ so folgt, daß das Leben als Zweck noch erstrebenswerter ist. Handelt es sich aber um Dinge verschiedener Rangstufen, so ist der Spruch nicht wahr; wie wenn ich sagen wollte z. B.: „Die Gesundheit ist erstrebenswert wegen der Medizin;“ — daraus folgt nicht, daß die Medizin erstrebenswerter ist; denn die Gesundheit steht auf der Rangstufe der Zweckursachen und die Medizin ist in der Reihe der bewirkenden Ursachen. Wenn also zwei Dinge auf der Rangstufe der Erkenntnisgegenstände sich befänden, so wäre jenes, auf Grund oder wegen dessen das andere erkannt würde, mehr bekannt; wie das z. B. die Principien sind, aus denen etwas gefolgert wird. Die Zustände aber stehen nicht auf der Rangstufe der Erkenntnisgegenstände; und nicht wird etwas erkannt wegen des entsprechenden Zustandes, als ob dieser ein erkannter Gegenstand wäre, sondern es wird etwas erkannt auf Grund oder wegen eines Zustandes, weil dieser oder auch die Form das Vermögen vorbereitet zur Thätigkeit, so daß diese daraus wie aus einer wirkenden Ursache folgt.