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Summa theologiae
Articulus 13
Iª q. 12 a. 13 arg. 1
Ad decimumtertium sic proceditur. Videtur quod per gratiam non habeatur altior cognitio Dei, quam ea quae habetur per naturalem rationem. Dicit enim Dionysius, in libro de mystica theologia, quod ille qui melius unitur Deo in hac vita, unitur ei sicut omnino ignoto, quod etiam de Moyse dicit, qui tamen excellentiam quandam obtinuit in gratiae cognitione. Sed coniungi Deo ignorando de eo quid est, hoc contingit etiam per rationem naturalem. Ergo per gratiam non plenius cognoscitur a nobis Deus, quam per rationem naturalem.
Iª q. 12 a. 13 arg. 2
Praeterea, per rationem naturalem in cognitionem divinorum pervenire non possumus, nisi per phantasmata, sic etiam nec secundum cognitionem gratiae. Dicit enim Dionysius, I cap. de Cael. Hier., quod impossibile est nobis aliter lucere divinum radium, nisi varietate sacrorum velaminum circumvelatum. Ergo per gratiam non plenius cognoscimus Deum, quam per rationem naturalem.
Iª q. 12 a. 13 arg. 3
Praeterea, intellectus noster per gratiam fidei Deo adhaeret. Fides autem non videtur esse cognitio, dicit enim Gregorius, in Homil., quod ea quae non videntur fidem habent, et non agnitionem. Ergo per gratiam non additur nobis aliqua excellentior cognitio de Deo.
Iª q. 12 a. 13 s. c.
Sed contra est quod dicit apostolus, I Cor. II, nobis revelavit Deus per spiritum suum, illa scilicet quae nemo principum huius saeculi novit, idest philosophorum, ut exponit Glossa.
Iª q. 12 a. 13 co.
Respondeo dicendum quod per gratiam perfectior cognitio de Deo habetur a nobis, quam per rationem naturalem. Quod sic patet. Cognitio enim quam per naturalem rationem habemus, duo requirit, scilicet, phantasmata ex sensibilibus accepta, et lumen naturale intelligibile, cuius virtute intelligibiles conceptiones ab eis abstrahimus. Et quantum ad utrumque, iuvatur humana cognitio per revelationem gratiae. Nam et lumen naturale intellectus confortatur per infusionem luminis gratuiti. Et interdum etiam phantasmata in imaginatione hominis formantur divinitus, magis exprimentia res divinas, quam ea quae naturaliter a sensibilibus accipimus; sicut apparet in visionibus prophetalibus. Et interdum etiam aliquae res sensibiles formantur divinitus, aut etiam voces, ad aliquid divinum exprimendum; sicut in Baptismo visus est spiritus sanctus in specie columbae, et vox patris audita est, hic est filius meus dilectus.
Iª q. 12 a. 13 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod, licet per revelationem gratiae in hac vita non cognoscamus de Deo quid est, et sic ei quasi ignoto coniungamur; tamen plenius ipsum cognoscimus, inquantum plures et excellentiores effectus eius nobis demonstrantur; et inquantum ei aliqua attribuimus ex revelatione divina, ad quae ratio naturalis non pertingit, ut Deum esse trinum et unum.
Iª q. 12 a. 13 ad 2
Ad secundum dicendum quod ex phantasmatibus, vel a sensu acceptis secundum naturalem ordinem, vel divinitus in imaginatione formatis, tanto excellentior cognitio intellectualis habetur, quanto lumen intelligibile in homine fortius fuerit. Et sic per revelationem ex phantasmatibus plenior cognitio accipitur, ex infusione divini luminis.
Iª q. 12 a. 13 ad 3
Ad tertium dicendum quod fides cognitio quaedam est, inquantum intellectus determinatur per fidem ad aliquod cognoscibile. Sed haec determinatio ad unum non procedit ex visione credentis, sed a visione eius cui creditur. Et sic, inquantum deest visio, deficit a ratione cognitionis quae est in scientia, nam scientia determinat intellectum ad unum per visionem et intellectum primorum principiorum.
Übersetzung
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Summe der Theologie
Dreizehnter Artikel. Vermittelst der Gnade wird eine höhere Kenntnis Gottes erworben, wie vermittelst der rein natürlichen Vernunft.
a) Gegen diese Behauptung scheint sich Dionysius zu richten, wenn er schreibt: I. „Jener, der da inniger mit Gott verbunden sein will in diesem Leben, muß mit ihm vereinigt sein wie mit etwas Unbekanntem.“ (Lib. I. de myst. theol. cap. 1.) Dasselbe sagt dann dieser Heilige von Moses, der doch eine hervorragende Stufe im Gnadenleben einnahm. Mit Gott aber vereinigt sein als mit einem Sein, dessen Wesen unbekannt ist, dies findet auch vermittelst der natürlichen Vernunft statt. Also verleiht die Gnade keinen höheren Grad der Erkenntnis Gottes. II. Das Mittel für die Gnade und für die Natur, um zur Kenntnis Gottes zu gelangen, ist gleichermaßen ein und dasselbe; denn nur an der Hand von Phantasiebildern ist dies für den beiderseitigen Bereich möglich. Dies bestimmt ebenfalls Dionysius (de cael. Hier. cap. 1.): „In anderer Weise ist es für uns unmöglich, daß uns der Strahl göttlicher Weisheit leuchte, als in der Umhüllung heiliger und mannigfacher Bilder und Figuren.“ Also auch von dieser Seite her kann kein Unterschied begründet werden zwischen Natur und Gnade rücksichtlich der Kenntnis des Göttlichen. III. Unsere Vernunft hängt Gott an durch die Gnade des Glaubens. Der Glaube aber scheint keine Kenntnis zu sein. Denn Gregor der Große sagt (hom. 26. in Evg.): „Was nicht gesehen wird, dem hängt man an vermittelst des Glaubens; nicht aber vermittelst der Anerkennung.“ Die Gnade also fügt zur Kenntnis keinen höheren Grad hinzu. Auf der anderen Seite aber heißt es (1. Kor. 2.): „Uns aber hat es Gott durch seinen Geist geoffenbart,“ nämlich was keiner der Fürsten dieser Zeit, d. h. der Philosophen erkannte.
b) Ich antworte, daß die Gnade eine vollkommenere Kenntnis von Gott uns vermittelt, wie die natürliche Vernunft. Das wird folgendermaßen einleuchtend. Die Kenntnis, welche uns durch die natürllche Vernunft vermittelt wird, erfordert ein Zweifaches: einmal Phantasiebilder, welche von den äußeren Sinnen sich herleiten; und dann das natürliche Licht der reinen Vernunft, durch dessen Kraft wir die reinen, vernünftig erkennbaren Wesenheiten vom Stoffe und dessen einschränkenden Bedingungen loslösen. Und nach beiden Seiten hin steht die Gnade bei. Denn sowohl wird die natürliche Kraft unserer Vernunft, vermittelst deren sie geistig leuchtet, durch das Einfleßen des Gnadenlichtes der Offenbarung gestärkt; — als auch werden bisweilen mit göttlichem Beistande Phantasiebilder in der Einbildungskraft geformt, welche das Göttliche unter sinnlichen Bildern besser darstellen wie dies von seiten jener Phantasiebilder geschieht, welche die bloße Natur formt. Dies sehen wir in den Gesichten und Erscheinungen der Propheten. Und öfter werden sichtbare Dinge oder auch Worte geformt, welche direkt das Göttliche ausdrücken; wie z. B. bei der Taufe des Herrn der heilige Geist in der Form einer Taube gesehen ward und die Stimme des Vaters erscholl: „Das ist mein geliebter Sohn.“ (Matth. 3, 17.) I. Allerdings erkennen wir kraft der Offenbarung der Gnade nicht von Gott, was Er ist, d. h. sein Wesen; und so werden wir mit Gott vereint, wie mit etwas Unbekanntem. Trotzdem erkennen wir Ihn in bei weitem mehr vollendeter Weise, 1. insofern mehrere und hervorragendere Wirkungen uns gezeigt werden, die von Ihm als ihre Ursache ausgehen; — und 2. insofern wir Ihm manches zuschreiben, zu dessen Kenntnis die natürliche Vernunft nicht hinanreicht; wie z. B. daß Er einer sei in drei Personen. II. Aus den Phantasiebildern, mögen sie nun gemäß der natürlichen Ordnung der Dinge von den Sinnen herrühren oder mit dem Beistande Gottes in der Einbildungskraft geformt sein, wird eine um so höhere und glänzendere Kenntnis geschöpft, je stärker im Menschen das wirkende Licht der Vernunft ist. Und da nun die Gnade jenes Licht der Vernunft stärkt, geht kraft der Offenbarung aus diesen Phantasiebildern eine vollendetere Kenntnis hervor. III. Der Glaube ist insoweit wirkliche Kenntnis als die Vernunft durch den Glauben bestimmt wird, etwas Erkennbares zum Gegenstande zu haben. Diese Bestimmung aber zu einer ganz gewissen Kenntnis rührt nicht her vom Schauen des Glaubenden, sondern vom Schauen desjenigen, dem geglaubt wird. Und so ist nach der letzteren Seite hin im Glauben ein Mangel im Vergleiche zu jener Art Kenntnis, welche durch das Wissen vermittelt wird. Denn die Wissenschaft bestimmt den Verstand zu einem ganz gewissen erkennbaren Gegenstande hin auf Grund des Schauens und des Verständnisses der ersten allgemeinen Principien.