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Œuvres Thomas d'Aquin (1225-1274)

Traduction Masquer
Summe der Theologie

Erster Artikel. Die Leidenschaften in der Begehrkraft sind früher wie die in der Abwehrkraft.

a) Das Gegenteil geht hervor: I. Aus den Gegenständen, gemäß denen die Ordnung in den Leidenschaften sein muß. Denn der Gegenstand der Abwehrkraft ist ein hohes, d. h. mit Schwierigkeiten in seiner Erreichung verknüpftes Gut; also ein mit Rücksicht auf die anderen vorangehendes Gut. Und so scheinen die Leidenschaften in der Abwehrkraft voranzugehen denen in der Begehrkraft. II. Was ein Hindernis entfernt, steht im selben Verhältnisse zum Beweglichen wie das Bewegende; ist also früher als das Bewegliche. Die Abwehrkraft und ihre Leidenschaften sind aber deshalb den sinnlichen Wesen gegeben, damit die Hindernisse für die Begehrkraft und ihre Entfaltung entfernt würden. Also sind sie früher als die in der Begehrkraft. III.Freude und Trauer folgen den Leidenschaften der Abwehrkraft nach, wie Aristoteles sagt (4 Ethic. 5.): „Die Strafe beruhigt den Sturm des Zornes und hat zur Folge Ergötzen anstatt der Trauer.“ Freude und Trauer aber sind in der Begehrkraft. Also folgen die Leidenschaften in der letzteren denen in der Abwehrkraft nach. Auf der anderen Seite haben die Leidenschaften in der Begehrkraft zum Gegenstande das Gute schlechthin; die in der Abwehrkraft das unter Schwierigkeiten zu erreichende Gute. Was aber schlechthin und einfach gut ist, das ist als Gut früher als jenes, was nur innerhalb gewisser Schranken gut ist. Also sind die Leidenschaften in der Begehrkraft früher und gehen voran denen in der Abwehrkraft.

b) Ich antworte, die Leidenschaften in der Begehrkraft erstrecken sich auf mehr Gegenstände wie die in der Abwehrkraft. Denn in den ersteren findet sich etwas, was zur Bewegung Beziehung hat wie das Verlangen; und etwas, was zur Ruhe Beziehung hat wie Freude und Trauer. Die Leidenschaften in der Abwehrkraft aber schließen in sich nur die Beziehung zur Bewegung ein und nicht zur Ruhe. Denn offenbar hat das, worin man ruht, nicht den Charakter des schwer Erreichbaren, also des Gegenstandes der Abwehrkraft. Nun ist aber die Ruhe als das Ende der Bewegung früher in der Absicht, wenn auch später in der Ausführung. Werden also die Leidenschaften in der Begehrkraft verglichen mit jenen in der Abwehrkraft, so gehen, insofern jene Leidenschaften der Begehrkraft, welche auf die Ruhe in etwas Gutem gerichtet sind, betrachtet werden, im Bereiche der Ausführung offenbar voraus die Leidenschaften der Abwehrkraft; wie die Hoffnung vorausgeht der Freude und diese somit begründet nach Röm. 12.: „Kraft der Hoffnung freuen wiruns.“ Die Leidenschaft aber in der Begehrkraft, welche die Ruhe in einem Übel einschließt, nämlich die Trauer, ist die mittlere zwischen zwei Leidenschaften in der Abwehrkraft. Denn sie folgt der Furcht nach, da Trauer dadurch verursacht wird, daß das Übel eintrifft, welches gefürchtet wurde. Und es geht die Trauer voran dem Zorne. Denn infolge der vorhergehenden Trauer erhebt sich jemand zur Rache, was zur Zornesbewegung gehört. Und weil Gleiches mit Gleichem vergelten im Übel als ein Gut aufgefaßt wird, so freut sich der Zornige, sobald er dies erreichthat. Und so ist es offenbar, daß eine jede Leidenschaft der Abwehrkraft mündet in eine Leidenschaft der Begehrkraft, welche auf die Ruhe gerichtet ist, nämlich in die Freude oder in die Trauer. Ist aber von den Leidenschaften in der Begehrkraft die Rede, welche zur Bewegung und nicht zur Ruhe in Beziehung stehen, so sind offenbar die Leidenschaften in der Begehrkraft früher wie die in der Abwehrkraft. Denn die in der letzteren fügen zu den Leidenschaften in der Begehrkraft ähnlich hinzu, wie der Gegenstand der Abwehrkraft hinzufügt zum Gegenstande der Begehrkraft die Schwierigkeiten in der Erreichung des Guten. Denn die Hoffnung fügt zum Verlangen hinzu eine gewisse Anstrengung und eine Erhebung des Geistes, um ein hohes Gut zu erreichen. Und ähnlich fügt die Furcht zum Abscheu oder zu der Flucht hinzu einen gewissen Druck des Geistes wegen der Schwierigkeit, das Übel zu überwinden. So also sind die Leidenschaften in der Abwehrkraft in der Mitte zwischen denen in der Begehrkraft, welche eine Bewegung zum Guten oder zum Bösen hin einschließen und denen in der nämlichen Begehrkraft, welche Ruhe bedeuten im Guten oder im Übel. Die Leidenschaften der Abwehrkraft haben ihren Anfang oder ihr Princip in denen der Begehrkraft, und sie münden auch wieder in Leidenschaften der Begehrkraft.

c) I. Der Einwurf hätte Geltung, wenn zum Wesen des Gegenstandes der Begehrkraft etwas dem Schwierigen, was Gegenstand der Abwehrkraft ist, Entgegengesetztes gehörte. Das ist aber nicht der Fall. Der Gegenstand der Begehrkraft ist das Gute schlechthin, was natürlich früher ist wie das Gute mit Einschränkung; wie das Feuer früher ist als das gewärmte Zimmer. II. Was das Hindernis entfernt, das setzt nicht an und für sich in Bewegung; sondern ist bloß nebenbei das bewegende Element. Wir sprechen aber jetzt von der Rangordnung der Leidenschaften an und für sich betrachtet. Und außerdem entfernt die Abwehrkraft nur das Hindernis für die Ruhe der Begehrkraft in ihrem Gegenstande. Also gehen die Leidenschaften der Abwehrkraft nur jenen in der Begehrkraft vorher, welche auf die Ruhe sich beziehen.

Edition Masquer
Summa theologiae

Articulus 1

Iª-IIae q. 25 a. 1 arg. 1

Ad primum sic proceditur. Videtur quod passiones irascibilis sint priores passionibus concupiscibilis. Ordo enim passionum est secundum ordinem obiectorum. Sed obiectum irascibilis est bonum arduum, quod videtur esse supremum inter alia bona. Ergo passiones irascibilis videntur praeesse passionibus concupiscibilis.

Iª-IIae q. 25 a. 1 arg. 2

Praeterea, movens est prius moto. Sed irascibilis comparatur ad concupiscibilem sicut movens ad motum, ad hoc enim datur animalibus, ut tollantur impedimenta quibus concupiscibilis prohibetur frui suo obiecto, ut supra dictum est; removens autem prohibens habet rationem moventis, ut dicitur in VIII Physic. Ergo passiones irascibilis sunt priores passionibus concupiscibilis.

Iª-IIae q. 25 a. 1 arg. 3

Praeterea, gaudium et tristitia sunt passiones concupiscibilis. Sed gaudium et tristitia consequuntur ad passiones irascibilis, dicit enim philosophus, in IV Ethic., quod punitio quietat impetum irae, delectationem loco tristitiae faciens. Ergo passiones concupiscibilis sunt posteriores passionibus irascibilis.

Iª-IIae q. 25 a. 1 s. c.

Sed contra, passiones concupiscibilis respiciunt bonum absolutum, passiones autem irascibilis respiciunt bonum contractum, scilicet arduum. Cum igitur bonum simpliciter sit prius quam bonum contractum, videtur quod passiones concupiscibilis sint priores passionibus irascibilis.

Iª-IIae q. 25 a. 1 co.

Respondeo dicendum quod passiones concupiscibilis ad plura se habent quam passiones irascibilis. Nam in passionibus concupiscibilis invenitur aliquid pertinens ad motum, sicut desiderium; et aliquid pertinens ad quietem, sicut gaudium et tristitia. Sed in passionibus irascibilis non invenitur aliquid pertinens ad quietem, sed solum pertinens ad motum. Cuius ratio est quia id in quo iam quiescitur, non habet rationem difficilis seu ardui, quod est obiectum irascibilis. Quies autem, cum sit finis motus, est prior in intentione, sed posterior in executione. Si ergo comparentur passiones irascibilis ad passiones concupiscibilis quae significant quietem in bono; manifeste passiones irascibilis praecedunt, ordine executionis, huiusmodi passiones concupiscibilis, sicut spes praecedit gaudium, unde et causat ipsum, secundum illud apostoli, Rom. XII, spe gaudentes. Sed passio concupiscibilis importans quietem in malo, scilicet tristitia, media est inter duas passiones irascibilis. Sequitur enim timorem, cum enim occurrerit malum quod timebatur, causatur tristitia. Praecedit autem motum irae, quia cum ex tristitia praecedente aliquis insurgit in vindictam, hoc pertinet ad motum irae. Et quia rependere vicem malis, apprehenditur ut bonum; cum iratus hoc consecutus fuerit, gaudet. Et sic manifestum est quod omnis passio irascibilis terminatur ad passionem concupiscibilis pertinentem ad quietem, scilicet vel ad gaudium vel ad tristitiam. Sed si comparentur passiones irascibilis ad passiones concupiscibilis quae important motum, sic manifeste passiones concupiscibilis sunt priores, eo quod passiones irascibilis addunt supra passiones concupiscibilis; sicut et obiectum irascibilis addit supra obiectum concupiscibilis arduitatem sive difficultatem. Spes enim supra desiderium addit quendam conatum, et quandam elevationem animi ad consequendum bonum arduum. Et similiter timor addit supra fugam seu abominationem, quandam depressionem animi, propter difficultatem mali. Sic ergo passiones irascibilis mediae sunt inter passiones concupiscibilis quae important motum in bonum vel in malum; et inter passiones concupiscibilis quae important quietem in bono vel in malo. Et sic patet quod passiones irascibilis et principium habent a passionibus concupiscibilis, et in passiones concupiscibilis terminantur.

Iª-IIae q. 25 a. 1 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod illa ratio procederet, si de ratione obiecti concupiscibilis esset aliquid oppositum arduo, sicut de ratione obiecti irascibilis est quod sit arduum. Sed quia obiectum concupiscibilis est bonum absolute, prius naturaliter est quam obiectum irascibilis, sicut commune proprio.

Iª-IIae q. 25 a. 1 ad 2

Ad secundum dicendum quod removens prohibens non est movens per se, sed per accidens. Nunc autem loquimur de ordine passionum per se. Et praeterea irascibilis removet prohibens quietem concupiscibilis in suo obiecto. Unde ex hoc non sequitur nisi quod passiones irascibilis praecedunt passiones concupiscibilis ad quietem pertinentes.

Iª-IIae q. 25 a. 1 ad 3

De quibus etiam tertia ratio procedit.

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