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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae

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Summe der Theologie

Zwölfter Artikel. Dem göttlichen Willen kommen fünf Zeichen zu.

a) Es scheinen ganz mit Unrecht fünf verschiedene Zeichen angenommen zu werden rücksichtlich des göttlichen Willens; nämlich: Verbot, Gebot, Rat, Wirksamkeit, Erlaubnis. Denn: I. Dasselbe was Gott gebietet oder anrät, das wirkt Er auch zuweilen in uns; und ganz dasselbe, was Er verbietet, das erlaubt Er zuweilen. AIso ist das keine Einteilung, als ob dies einander entgegenstehende und untereinander sich unterscheidende Zeichen wären. II. Gott wirkt nichts außer wollend (Sap. 11.), also aus Wohlgefallen. Der Wille des Zeichens aber soll unterschieden sein vom eigentlichen Willen, dem Wohlgefallen. Also darf die Wirksamkeit kein Zeichen genannt werden. III. Wirksamkeit und Erlaubnis erstreckt sich gemeinhin auf alle Kreaturen; denn in allen wirkt Gott etwas und in allen erlaubt Er etwas. Gebot, Verbot, Rat aber, erstrecken sich nur auf die vernünftigen Kreaturen. Also scheint dies keine angemessene Einteilung zu sein; da die Dinge, welche dadurch umfaßt werden, nicht zu einer einheitlichen Seinsordnung gehören. IV. Das Übel geschieht in mehrfacherer Weise wie das Gute. Denn das Übel wird durch jeglichen Mangel hergestellt; das Gute, aber immer nur durch die allseitige Vollendung. Unzulässig ist es also, rücksichtlich des Übels nur ein Zeichen anzunehmen: das Verbot; rücksichtlich des Guten
aber zwei: das Gebot und den Rat.

b) Ich antworte, ein solches Zeichen des göttlichen Willens werde jenes genannt, wodurch wir auszudrücken pflegen, daß wir etwas wollen. Es kann aber jemand ausdrücken, er wolle etwas, entweder durch sch selbst oder durch einen anderen. Durch sich selber drückt er aus, wenn er etwas für sich und unmittelbar oder mittelbar ünd nebensächlich unter Beziehung auf rein äußerliche Umstände thut. Unmittelbar geschieht dies; wenn er für sich etwas thut; — und mit Rücksicht darauf wird als Zeichen gesetzt: die Wirksamkeit. Mittelbar und nebensächlich; wenn er etwas nicht hindert, obgleich er es hindern könnte; wie derjenige, der eine Säule fortnimmt, mittelbar die Ursache ist, daß der daraufliegende Stein herabfällt. Denn obgleich der Stein aus sich heraus, vermöge seiner Natur fällt, hat jener, der die Säule fortbewegt doch das Hindernis entfernt, welches dem Falle des Steines sich entgegenstellte; — und mit Rücksicht darauf wird als Zeichen gesetzt: die Erlaubnis. Durch einen anderen aber erklärt jemand, daß er etwas wolle; insofern er einem Anderen befiehlt, etwas zu thun oder verbietet; oder etwas zu thun anrät. Und weil wir nun durch diese fünf Zeichen ausdrücken, daß wir innerlich etwas wollen, so werden diese fünf Zeichen manchmal mit dem Namen des göttlichen Willens bezeichnet. Daß nun das Gebot, der Rat und das Verbot „göttlicher Wille“ genannt wird, geht hervor aus Matth. 6, 10.: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden.“ Daß aber auch die Erlaubnis und die Wirksamkeit „Gottes Wille“ genannt wird, ist klar aus Augustin (Enchir. cap. 95.): „Nichts geschieht als das, was der Allmächtige geschehen lassen will entweder dadurch, daß er es erlaubt und zuläßt, daß es geschieht; oder daß Er es selbst wirkt.“ Es kann aber auch so gesagt werden: Erlaubnis und Wirksamkeit beziehen sich auf die Gegenwart; erstere auf das Übel, letztere auf das Gute. Auf die Zukunft bezieht sich das Verbot rücksichtlich des Übels; das Gebot rücksichtlich des Guten. Rücksichtlich des überfließenden Guten gilt der Rat.

c) I. Nichts hindert es, mit Rücksicht auf ein und dasselbe Subjekt nach verschiedenen Seiten hin auszudrücken, man wolle etwas; wie ja viele Namen gefunden werden, welche ein und dasselbe nach verschiedenen Seiten und unter verschiedenen Beziehungen bezeichnen. Deshalb kann ein und dasselbe Subjekt dem Erlauben, Wirken, Verbieten etc. nach verschiedenen Seiten hin unterliegen. II. Es kann figürlich von Gott ausgesagt werden, daß Er das wolle, was Er nicht mit seinem Willen im eigentlichen Sinne betrachtet will. Und ebenso kann figürlich von Ihm ausgesagt werden, daß Er wolle, was Er mit seinem Willen im eigentlichen Sinne betrachtet will. Deshalb kann von ganz demselben der eigentliche Wille gelten, das innere Wohlgefallen nämlich — und der Wille des Zeichens; nur die Auffassung ist dabei verschieden. Die letztere ist nach unserer Seins- und Anschauungsweise, nämlich nach der Weise, unseren Willen zu bezeichnen, genommen; die erstere gemäß der Seinsweise Gottes, wo der Wille reines Sein ist und kein Zeichen. Die Wirksamkeit ist nun immer eins mit dem Wohlgefallen, nicht aber das Gebot oder der Rat; sowohl weil die Wirksamkeit auf die Gegenwart geht, Rat und Gebot aber auf die Zukunft, als auch weil die Wirksamkeit an sich die Wirkung des Willens ist, Rat und Gebot aber durch die Wirksamkeit eines anderen vollzogen wird. III. Die vernünftige Kreatur ist Herrin über ihr Wirken; deshalb gelten von ihr besondere Zeichen. IV. Alles Übel der Schuld kommt darin überein, daß es entfernt vom göttlichen Willen; und deshalb ist da nur ein Zeichen: das Verbot. Rücksichtlich des Guten aber giebt es Verschiedenheiten. Denn es sind Dinge vorhanden, ohne welche wir zur Anschauung Gottes nicht gelangen können; — und dafür ist das Gebot. Andere Dinge aber sind vorhanden, die in mehr vollkommenr Weise dazu führen; — und dafür ist der Rat. Oder auch kann gesagt weden, der Rat richte sich sowohl auf die Erreichung größerer Güter wie auf das Vermeiden kleiner Übel.

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Summa theologiae

Articulus 12

Iª q. 19 a. 12 arg. 1

Ad duodecimum sic proceditur. Videtur quod inconvenienter circa divinam voluntatem ponantur quinque signa, scilicet, prohibitio, praeceptum, consilium, operatio et permissio. Nam eadem quae nobis praecipit Deus vel consulit, in nobis quandoque operatur, et eadem quae prohibet, quandoque permittit. Ergo non debent ex opposito dividi.

Iª q. 19 a. 12 arg. 2

Praeterea, nihil Deus operatur, nisi volens, ut dicitur Sap. XI. Sed voluntas signi distinguitur a voluntate beneplaciti. Ergo operatio sub voluntate signi comprehendi non debet.

Iª q. 19 a. 12 arg. 3

Praeterea, operatio et permissio communiter ad omnes creaturas pertinent, quia in omnibus Deus operatur, et in omnibus aliquid fieri permittit. Sed praeceptum, consilium et prohibitio pertinent ad solam rationalem creaturam. Ergo non veniunt convenienter in unam divisionem, cum non sint unius ordinis.

Iª q. 19 a. 12 arg. 4

Praeterea, malum pluribus modis contingit quam bonum, quia bonum contingit uno modo, sed malum omnifariam, ut patet per philosophum in II Ethic., et per Dionysium in IV cap. de Div. Nom. Inconvenienter igitur respectu mali assignatur unum signum tantum, scilicet prohibitio; respectu vero boni, duo signa, scilicet consilium et praeceptum.

Iª q. 19 a. 12 co.

Respondeo dicendum quod huiusmodi signa voluntatis dicuntur ea, quibus consuevimus demonstrare nos aliquid velle. Potest autem aliquis declarare se velle aliquid, vel per seipsum, vel per alium. Per seipsum quidem, inquantum facit aliquid, vel directe, vel indirecte et per accidens. Directe quidem, cum per se aliquid operatur, et quantum ad hoc, dicitur esse signum operatio. Indirecte autem, inquantum non impedit operationem, nam removens prohibens dicitur movens per accidens, ut dicitur in VIII Physic. Et quantum ad hoc, dicitur signum permissio. Per alium autem declarat se aliquid velle, inquantum ordinat alium ad aliquid faciendum; vel necessaria inductione, quod fit praecipiendo quod quis vult, et prohibendo contrarium; vel aliqua persuasoria inductione, quod pertinet ad consilium. Quia igitur his modis declaratur aliquem velle aliquid, propter hoc ista quinque nominantur interdum nomine voluntatis divinae, tanquam signa voluntatis. Quod enim praeceptum, consilium et prohibitio dicantur Dei voluntas, patet per id quod dicitur Matth. VI fiat voluntas tua, sicut in caelo et in terra. Quod autem permissio vel operatio dicantur Dei voluntas patet per Augustinum, qui dicit in Enchirid., nihil fit, nisi omnipotens fieri velit, vel sinendo ut fiat, vel faciendo. Vel potest dici quod permissio et operatio referuntur ad praesens permissio quidem ad malum, operatio vero ad bonum. Ad futurum vero, prohibitio, respectu mali; respectu vero boni necessarii, praeceptum; respectu vero superabundantis boni, consilium.

Iª q. 19 a. 12 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod nihil prohibet, circa eandem rem, aliquem diversimode declarare se aliquid velle, sicut inveniuntur multa nomina idem significantia. Unde nihil prohibet idem subiacere praecepto et consilio et operationi, et prohibitioni vel permissioni.

Iª q. 19 a. 12 ad 2

Ad secundum dicendum quod, sicut Deus potest significari metaphorice velle id quod non vult voluntate proprie accepta, ita potest metaphorice significari velle id quod proprie vult. Unde nihil prohibet de eodem esse voluntatem beneplaciti, et voluntatem signi. Sed operatio semper est eadem cum voluntate beneplaciti, non autem praeceptum vel consilium, tum quia haec est de praesenti, illud de futuro; tum quia haec per se est effectus voluntatis, illud autem per alium, ut dictum est.

Iª q. 19 a. 12 ad 3

Ad tertium dicendum quod creatura rationalis est domina sui actus, et ideo circa ipsam specialia quaedam signa divinae voluntatis assignantur, inquantum rationalem creaturam Deus ordinat ad agendum voluntarie et per se. Sed aliae creaturae non agunt nisi motae ex operatione divina, et ideo circa alias non habent locum nisi operatio et permissio.

Iª q. 19 a. 12 ad 4

Ad quartum dicendum quod omne malum culpae, licet multipliciter contingat, tamen in hoc convenit, quod discordat a voluntate divina et ideo unum signum respectu malorum assignatur, scilicet prohibitio. Sed diversimode bona se habent ad bonitatem divinam. Quia quaedam sunt, sine quibus fruitionem divinae bonitatis consequi non possumus, et respectu horum est praeceptum. Quaedam vero sunt, quibus perfectius consequimur, et respectu horum est consilium. Vel dicendum quod consilium est non solum de melioribus bonis assequendis, sed etiam de minoribus malis vitandis.

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