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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae

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Summe der Theologie

Dritter Artikel. Es giebt mehrere Unterabteilungen in der Wahrsagerei.

a) Dem steht entgegen: I. In allen Arten des Wahrsagens besteht ein und derselbe maßgebende Grund für die Sünde; nämlich die Beanspruchung der Dämonen für die Kenntnis des Zukünftigen. Also giebt es nicht mehrere Gattungenin der Wahrsagerei. II. Nur ein und derselbe Zweck, nämlich das Zukünftige vorherzuwissen, wohnt allem Wahrsagen stets inne. Also ist da nur immer eine einzige Gattung. III. Ob jemand mit Worten den anderen verkleinert oder mit Zeichen oder mit Schreiben, macht keine Verschiedenheit in der Gattung der betreffenden Sünde. Also machen auch die verschiedenen äußeren Zeichen in der Wahrsagerei keinen Gattungsunterschied. Auf der anderen Seite zählt Isidor (8 Etymol. 9.) die verschiedenen Gattungen der Wahrsagerei auf.

b) Ich antworte, entweder werde beim Wahrsagen der Teufel ausdrücklich angerufen; oder er mischt sich von selbst hinein, um Zukünftiges in der ihm zukömmlichen Weise (I. Kap. 57, Art. 3) vorherzusagen. Ausdrücklich angerufen verkünden die Dämonen in vielfacher Weise das Zukünftige. Sie zeigen sich 1. bisweilen den Augen und den Ohren der Menschen in wunderlichen Erscheinungen; und diese Art Wahrsagerei wich „praestigium“, wunderliche Erscheinung, genannt. Sie künden 2. vorher durch Träume; und das ist das „Traum-Wahrsagen“. Durch Erscheinung oder durch Sprechen von Toten sagen sie 3. vorher; das ist die eigentliche „schwarze Kunst“, wo (Isidor. 8 Etymol. 9.) „vermittelst einzelner Gesänge unter Anwendung von Blut die wiederauferstandenen Toten vorherzusagen scheinen und den gestellten Fragen zu antworten.“ Bisweilen sagen sie 4. vorher durch lebende Menschen, wie bei den von Krämpfen Befallenen oder Besessenen, was „Befragen durch Zauberer“ genannt wird. Durch Zeichen, die in leblosen Dingen erscheinen, sagen 5. die Dämonen vorher; und zwar wenn diese Figuren oder Zeichen in einem irdischen Körper erscheinen, wie in Holz, Eisen, geglätteten Stein, heißt dies „Geomantie“; wenn sie im Wasser erscheinen, „Hydromantie“; wenn sie in der Luft sind, „Aëromantie“; oder im Feuer „Pyromantie“; wenn sie in den Eingeweiden von Tieren erscheinen, welche auf dem Altare der Dämonen geopfert worden, so ist dies ein „Haruspicium“. Das Wahrsagen aber, was ohne ausdrückliche Anrufung des Teufels geschieht, wird in zwei Arten geteilt. Die erste Art ist jene, wo aus der Lage gewisser Dinge die Zukunft erschlossen werden soll. Da ist nun zuerst die Betrachtung und Lage der Gestirne, wonach man bei der Geburt das Horoskop stellt und wonach diese Astronomen auch „genthliaci“ genannt werden. Dann wird der Flug oder die Stimme der Vögel beobachtet oder das Nießen der Menschen oder das Hüpfen einzelner Glieder; das nennt man „Augurium“ oder „Auspicium“, von denen das Erste die Ohren angeht, das Zweite die Augen. Beobachtet man ferner die absichtslos gesprochenen Worte gewisser Menschen, um daraus etwas Zukünftiges zu schließen, so ist dies ein „Omen“. Davon sagt Valerius Maximus (lib. 1. cap. 5.): „Die Beobachtung der Anzeichen (omina) berührt sich mit der Religion; denn man glaubt, was durch zufällige Bewegung geschieht, das sei nicht zufällig, sondern komme von der göttlichen Vorsehung. Diese bewirkte, daß, während die Römer überlegten, ob sie nach einem anderen Orte hin auswandern sollten, ein Hauptmann zufällig zur selben Zeit ausrief: Fahnenträger, hier stelle Deine Fahne hin; hier werden wir am besten bleiben. Diese Stimme galt als Omen, zu bleiben und nicht auszuwandern.“ Werden ferner einzelne Figuren in den Handlinien betrachtet, um daraus wahrzusagen, so ist das „Chiromantie“; und geschieht Ähnliches bei den Tieren, so ist es Spatulamantie“. Die zweite Art des Wahrsagens ohne ausdrückliche Anrufung der Dämonen besteht darin, daß man die Ergebnisse dessen betrachtet, was die Menschen mit Ernst und Absicht thun, um die Zukunft zu wissen. So werden Punkte in gewisser Weise verlängert, was zur „Geomantie“ ehört. Es wird flüssiges Blei in Wasser geworfen und die sich ergebenden Figuren betrachtet; oder beschriebene und unbeschriebene Zettel werden im erborgenen gesammelt und gesehen, welchen der betreffende zieht; oder man nimmt einen größeren und einen kleineren Strohhalm und sieht, wer den einen von beiden zieht. Dahin gehört das Spielen mit Würfeln, das Aufschlagen eines Buches etc. Alles dies nennt man „losen“. Also die erste Art Wahrsagen geschieht durch offenes Befragen und Anrufen der Dämonen; die zweite durch Beobachtung gewisser Bewegungen oder der Lage eines Dinges; die dritte, wenn wir selber etwas thun, damit die Zukunft erkannt werde. Und unter jeder Art sind viele Unterabteilungen.

c) I. Der allgemeine Grund, durch Aberglauben zu sündigen, ist in allen diesen Arten der nämliche; aber nicht der specielle. Denn bei weitem schwerer sündigt, wer direkt den Teufel anruft, als wer etwas thut, was Einmischung des Teufels bloß verdient oder veranlaßt. II. Die Kenntnis der Zukunft ist hier überall der letzte Zweck. Die Art und Weise aber der Erkenntnis des Zukünftigen ist eine verschiedene. III. Bei der Verkleinerung werden die äußeren Zeichen betrachtet als solche, mit denen man ausdrückt, was man weiß. In der Wahrsagerei sind die Zeichen wie Principien des Wissens. Der Unterschied in den Principien aber macht einen Gattungsunterschied auch in den Wissenszweigen.

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Summa theologiae

Articulus 3

IIª-IIae q. 95 a. 3 arg. 1

Ad tertium sic proceditur. Videtur quod non sit determinare plures divinationis species. Ubi enim est una ratio peccandi, non videntur esse plures peccati species. Sed in omni divinatione est una ratio peccandi, quia scilicet utitur aliquis pacto Daemonum ad cognoscendum futura. Ergo divinationis non sunt diversae species.

IIª-IIae q. 95 a. 3 arg. 2

Praeterea, actus humanus speciem sortitur ex fine, ut supra habitum est. Sed omnis divinatio ordinatur ad unum finem, scilicet ad praenuntiationem futurorum. Ergo omnis divinatio est unius speciei.

IIª-IIae q. 95 a. 3 arg. 3

Praeterea, signa non diversificant speciem peccati, sive enim aliquis detrahat verbis, vel scripto vel nutu, est eadem peccati species. Sed divinationes non videntur differre nisi secundum diversa signa ex quibus accipitur praecognitio futurorum. Ergo non sunt diversae divinationis species.

IIª-IIae q. 95 a. 3 s. c.

Sed contra est quod Isidorus, in libro Etymol., enumerat diversas species divinationis.

IIª-IIae q. 95 a. 3 co.

Respondeo dicendum quod, sicut dictum est, omnis divinatio utitur ad praecognitionem futuri eventus aliquo Daemonum consilio et auxilio. Quod quidem vel expresse imploratur, vel praeter petitionem hominis, se occulte Daemon ingerit ad praenuntiandum quaedam futura quae hominibus sunt ignota, eis autem cognita per modos de quibus in primo dictum est. Daemones autem expresse invocati solent futura praenuntiare multipliciter. Quandoque quidem praestigiosis quibusdam apparitionibus se aspectui et auditui hominum ingerentes ad praenuntiandum futura. Et haec species vocatur praestigium, ex eo quod oculi hominum praestringuntur. Quandoque autem per somnia. Et haec vocatur divinatio somniorum. Quandoque vero per mortuorum aliquorum apparitionem vel locutionem. Et haec species vocatur nigromantia, quia, ut Isidorus dicit, in libro Etymol., nigrum Graece mortuus, mantia divinatio nuncupatur, quia quibusdam praecantationibus, adhibito sanguine, videntur resuscitati mortui divinare et ad interrogata respondere. Quandoque vero futura praenuntiant per homines vivos, sicut in arreptitiis patet. Et haec est divinatio per Pythones, et ut Isidorus dicit, Pythones a Python Apolline sunt dicti, qui dicebatur esse auctor divinandi. Quandoque vero futura praenuntiant per aliquas figuras vel signa quae in rebus inanimatis apparent. Quae quidem si appareant in aliquo corpore terrestri, puta in ligno vel ferro aut lapide polito, vocatur geomantia; si autem in aqua, hydromantia; si autem in aere, aeromantia; si autem in igne, pyromantia; si autem in visceribus animalium immolatorum in aris Daemonum, vocatur aruspicium. Divinatio autem quae fit absque expressa Daemonum invocatione, in duo genera dividitur. Quorum primum est cum ad praenoscendum futura aliquid consideramus in dispositionibus aliquarum rerum. Et si quidem aliquis conetur futura praenoscere ex consideratione situs et motus siderum, hoc pertinet ad astrologos; qui et geneatici dicuntur, propter natalium considerationes dierum. Si vero per motus vel voces avium, seu quorumcumque animalium; sive per sternutationes hominum, vel membrorum saltus; hoc pertinet generaliter ad augurium, quod dicitur a garritu avium, sicut auspicium ab inspectione avium, quorum primum pertinet ad aures, secundum ad oculos; in avibus enim huiusmodi praecipue considerari solent. Si vero huiusmodi consideratio fiat circa verba hominum alia intentione dicta, quae quis retorquet ad futurum quod vult praenoscere, hoc vocatur omen. Et sic ut maximus Valerius dicit, ominum observatio aliquo contractu religioni innexa est. Quoniam non fortuito motu, sed divina providentia constare creditur quae fecit, ut, Romanis deliberantibus utrum ad alium locum migrarent, forte eo tempore centurio quidam exclamavit, signifer, statue signum, hic optime manebimus; quam vocem auditam pro omine acceperunt, transeundi consilium omittentes. Si autem considerentur aliquae dispositiones figurarum in aliquibus corporibus visui occurrentes, erit alia divinationis species. Nam ex lineamentis manus consideratis divinatio sumpta chiromantia vocatur, quasi divinatio manus, chiros enim Graece dicitur manus. Divinatio vero ex quibusdam figuris in spatula alicuius animalis apparentibus, spatulimantia vocatur. Ad secundum autem divinationis genus quae est sine expressa Daemonum invocatione, pertinet divinatio quae fit ex consideratione eorum quae eveniunt ex quibusdam quae ab hominibus serio fiunt ad aliquid occultum inquirendum, sive per protractionem punctorum (quod pertinet ad artem geomantiae); sive per considerationem figurarum quae proveniunt ex plumbo liquefacto in aquam proiecto; sive ex quibusdam cedulis, scriptis vel non scriptis, in occulto repositis, dum consideratur quis quam accipiat; vel etiam ex festucis inaequalibus propositis, quis maiorem vel minorem accipiat; vel etiam ex taxillorum proiectione, quis plura puncta proiiciat; vel etiam dum consideratur quid aperienti librum occurrat. Quae omnia sortium nomen habent. Sic igitur patet triplex esse divinationis genus. Quorum primum est per manifestam Daemonum invocationem, quod pertinet ad nigromanticos. Secundum autem est per solam considerationem dispositionis vel motus alterius rei, quod pertinet ad augures. Tertium est dum facimus aliquid ut nobis manifestetur aliquid occultum, quod pertinet ad sortes. Sub quolibet autem horum multa continentur, ut patet ex dictis.

IIª-IIae q. 95 a. 3 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod in omnibus praedictis est eadem ratio generalis peccandi, sed non eadem specialis. Multo enim gravius est Daemones invocare quam aliqua facere quibus dignum sit ut se Daemones ingerant.

IIª-IIae q. 95 a. 3 ad 2

Ad secundum dicendum quod cognitio futurorum vel occultorum est ultimus finis, ex quo sumitur generalis ratio divinationis. Distinguuntur autem diversae species secundum propria obiecta sive materias, prout scilicet in diversis rebus occultorum cognitio consideratur.

IIª-IIae q. 95 a. 3 ad 3

Ad tertium dicendum quod res quas divinantes attendunt considerantur ab eis non sicut signa quibus exprimant quod iam sciunt, sicut accidit in detractione, sed sicut principia cognoscendi. Manifestum est autem quod diversitas principiorum diversificat speciem, etiam in scientiis demonstrativis.

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