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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae

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Summe der Theologie

Erster Artikel. Es giebt eine solche Wundergabe zum Besten der anderen.

a) Dem wird widersprochen: I. Jede Gnade wirkt etwas in jenem, dem sie verliehen wird. Das ist aber bei der Gnade, Wunder zu wirken, nicht der Fall; denn auch die Berührung an einem toten Körper kann Wunder wirken, wie 4. Kön. 13. berichtet wird: „Manche warfen die Leichen in das Grab des Elisäus; und als der betreffende Mensch die Gebeine des Elisäus berührt hatte, lebte er wieder und stand auf seinen Füßen.“ II. Die zum Besten anderer verliehenen Gnaden sind vom heiligen Geiste, nach 1. Kor. 12. Der unreine Geist macht aber ebenfalls Wunder, nach Matth. 24.: „Es werden falsche Christusse, und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder thun.“ III. Die Wunder werden unterschieden in Zeichen und Kräfte und Großthaten. Unzulässigerweise also wird das Wirken von Kräften vielmehr als Gnadengabe betrachtet wie das Wirken von Zeichen oder Großthaten. IV. Die wunderbare Herstellung der Gesundheit geschieht durch göttliche Kraft. Also muß man nicht unterscheiden das Wirken von Kräften und die Gabe, die Gesundheit wieder herzustellen. V. Das Wunderwirken folgt entweder dem Glauben des wirkenden, nach 1. Kor. 13.: „Wenn ich allen Glauben habe, so daß ich Berge versetze,“ oder dem der anderen, um derentwillen Wunder gewirkt werden, nach Matth. 13.: „Und Er that nicht da viele Wunderzeichen wegen ihres Unglaubens.“ Gilt also der Glaube als eine Gnade zum Besten der anderen, so ist es überflüssig, außer dieser Gnade noch eine eigene Wundergabe zu verzeichnen. Auf der anderen Seite steht die Autorität des Apostels. (1. Kor. 12, 9.)

b) Ich antworte, daß der heilige Geist in hinreichender Weise für die Kirche in allem dem sorge, was zum Heile nützlich ist. Wie es aber erfordert ist, daß die Kenntnis des Göttlichen, die jemand von Gott erhalten, den anderen mitgeteilt werde durch die Sprachengabe und die Gabe der Rede, so ist es, damit die Rede glaubwürdig werde, notwendig, daß sie durch Wunder bekräftigt werde, nach Mark. ult.: „Und er bekräftigte ihre Rede durch sie begleitende Wunder.“ Dies geschieht vernunftgemäßerweise. Denn es entspricht der menschlichen Vernunft, daß sie die vernünftig erkennbare Wahrheit durch sinnlich wahrzunehmende Wirkungen erfaßt. Und wie somit zur natürlichen Kenntnis Gottes der Mensch gelangen kann durch die Wahrnehmung der natürlichen Wirkungen Gottes, so wird er durch übernatürliche Wirkungen, also durch Wunder, zur übernatürlichen Kenntnis des zu Glaubenden angeleitet. Demgemäß ist das Wunderwirken eine zum Besten anderer verliehene Gnade.

c) I. Wie die Prophetie sich erstreckt auf alle übernatürliche Wahrheiten, so das Wunderwirken aus alle übernatürliche Thaten. Da nun, die Ursache davon die Allmacht ist, die keiner Kreatur mitgeteilt werden kann; so darf auch das Princip des Wunderwirkens, also die Wundergabe, nie als ein dauernder Zustand in der Seele betrachtet werden. Wie aber der Geist des Propheten von seiten des heiligen Geistes bewegt wird, um etwas zu erkennen; so wird der Geist des Wunderthäters bewegt, etwas zu thun, worauf die wunderbare Wirkung folgt, welche Gott kraft seiner Allmacht vollbringt. So betete Petrus, ehe er die Tabitha aufweckte, (Act. 9.) Als er aber Ananias und Saphira dem Tode übergab, ging kein Gebet seinerseits vorher. Daher sagt Gregor (2. dial. 30.): „Die Heiligen thun bisweilen Wunder auf Grund ihrer Macht, bisweilen auf Grund des Gebetes.“ In beiden Fällen aber ist die Allmacht Gottes an erster Stelle einwirkend und bedient sich wie geeigneter Werkzeuge manchmal der Worte eines Menschen, manchmal seiner inneren Bewegung oder einer äußeren Thätigkeit oder der körperlichen Berührung an toten Gebeinen. Darum folgt auf den Machtspruch Josua: „Sonne, bewege dich nicht gen Gabaon,“ unmittelbar: „Nicht war weder vorher noch nachher ein so langer Tag, da der Herr folgte der Stimme eines Menschen.“ II. Der Herr spricht dann von den Wundern, welche zur Zeit des Antichrist geschehen werden. Darüber sagt der Apostel (2. Thess. 2.): „Die Ankunft des Antichrist wird sein gemäß der Wirksamkeit Satans in aller Kraft und in Zeichen und Wunderwerken der Lüge.“ Und Augustin (20. de civ. Dei 19.) schreibt: „Man zweifelt, ob sie deshalb Lügenwunder genannt sind, weil er die Sinne der sterblichen durch Phantasiegebilde täuschen wird, daß er nämlich scheine zu thun, was er thatsächlich nicht thut; oder ob sie deshalb als lügenhaft bezeichnet werden, weil sie, obgleich wahr, zur Lüge hinziehen werden jene, die daran glauben.“ „Wahr“ nennt sie Augustin, weil die betreffenden Dinge selbst wahr sein werden, wie die Magier des Pharao wahre Frösche und wahre Schlangen machten; nicht aber weil es wahre Wunder seien, denn sie geschehen vermittelst natürlicher Ursachen. (Vgl. 1., Kap. 114, Art. 4.) Die Wundergabe aber als Gnade des heiligen Geistes hat zur Grundlage die göttliche Kraft und zum Zwecke das Heil der Menschen. III. Zweierlei muß man bei Wundern unterscheiden: 1. Das, was geschieht, dies ist etwas die natürliche Fähigkeit übersteigendes; und danach werden die Wunder „Kräfte“ genannt; — 2. das, weshalb die Wunder geschehen; nämlich um etwas übernatürliches zu offenbaren; und danach heißen sie gemeinhin „Zeichen“; sind sie aber sehr groß „Großthaten“ oder „staunenswerte Wunderwerke“. IV. Die Gnade des Heilens wird eigens genannt, weil sie außer der allen Wundern eigenen Wohlthat, zur Kenntnis von Übernatürlichem zu führen, noch eine eigene einschließen: nämlich den Körper zu heilen. V. Das Wunderwirken wird dem Glauben zugeschrieben aus zwei Gründen: 1. weil sein Zweck ist, den Glauben zu kräftigen; — 2. weil es von der Allmacht Gottes ausgeht, der Grundlage nämlich des Glaubens. Und trotzdem wie außer der Glaubensgnade noch notwendig ist die Gabe der Rede, um im Glauben zu unterrichten, so auch das Wirken von Wundern, um den Glauben zu kräftigen.

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Summa theologiae

Articulus 1

IIª-IIae, q. 178 a. 1 arg. 1

Ad primum sic proceditur. Videtur quod nulla gratia gratis data ordinetur ad miracula facienda. Omnis enim gratia ponit aliquid in eo cui datur. Sed operatio miraculorum non ponit aliquid in anima hominis cui datur, quia etiam ad tactum corporis mortui miracula fiunt; sicut legitur IV Reg. XIII, quod quidam proiecerunt cadaver in sepulcro Elisei, quod cum tetigisset ossa Elisei, revixit homo et stetit super pedes suos. Ergo operatio miraculorum non pertinet ad gratiam gratis datam.

IIª-IIae, q. 178 a. 1 arg. 2

Praeterea, gratiae gratis datae sunt a spiritu sancto, secundum illud I ad Cor. XII, divisiones gratiarum sunt, idem autem spiritus. Sed operatio miraculorum fit etiam a spiritu immundo, secundum illud Matth. XXIV, surgent pseudochristi et pseudoprophetae, et dabunt signa et prodigia magna. Ergo videtur quod operatio miraculorum non pertineat ad gratiam gratis datam.

IIª-IIae, q. 178 a. 1 arg. 3

Praeterea, miracula distinguuntur per signa et prodigia sive portenta, et per virtutes. Inconvenienter ergo ponitur operatio virtutum potius gratia gratis data quam operatio prodigiorum sive signorum.

IIª-IIae, q. 178 a. 1 arg. 4

Praeterea, miraculosa reparatio sanitatis per divinam virtutem fit. Ergo non debet distingui gratia sanitatum ab operatione virtutum.

IIª-IIae, q. 178 a. 1 arg. 5

Praeterea, operatio miraculorum consequitur fidem, vel facientis, secundum illud I ad Cor. XIII, si habuero omnem fidem, ita ut montes transferam; sive etiam aliorum, propter quos miracula fiunt, unde dicitur Matth. XIII, et non fecit ibi virtutes multas, propter incredulitatem illorum. Si ergo fides ponitur gratia gratis data, superfluum est praeter hoc ponere aliam gratiam gratis datam operationem signorum.

IIª-IIae, q. 178 a. 1 s. c.

Sed contra est quod apostolus, I ad Cor. XII, inter alias gratias gratis datas, dicit, alii datur gratia sanitatum, alii operatio virtutum.

IIª-IIae, q. 178 a. 1 co.

Respondeo dicendum quod, sicut supra dictum est, spiritus sanctus sufficienter providet Ecclesiae in his quae sunt utilia ad salutem, ad quod ordinantur gratiae gratis datae. Sicut autem oportet quod notitia quam quis divinitus accipit, in notitiam aliorum deducatur per donum linguarum et per gratiam sermonis; ita necesse est quod sermo prolatus confirmetur, ad hoc quod credibilis fiat. Hoc autem fit per operationem miraculorum, secundum illud Marci ult., et sermonem confirmante sequentibus signis. Et hoc rationabiliter. Naturale enim est homini ut veritatem intelligibilem per sensibiles effectus deprehendat. Unde sicut ductu naturalis rationis homo pervenire potest in aliquam Dei notitiam per effectus naturales, ita per aliquos supernaturales effectus, qui miracula dicuntur, in aliquam supernaturalem cognitionem credendorum homo adducitur. Et ideo operatio miraculorum pertinet ad gratiam gratis datam.

IIª-IIae, q. 178 a. 1 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod, sicut prophetia se extendit ad omnia quae supernaturaliter cognosci possunt, ita operatio virtutum se extendit ad omnia quae supernaturaliter fieri possunt. Quorum quidem causa est divina omnipotentia, quae nulli creaturae communicari potest. Et ideo impossibile est quod principium operandi miracula sit aliqua qualitas habitualiter manens in anima. Sed tamen hoc potest contingere, quod sicut mens prophetae movetur ex inspiratione divina ad aliquid supernaturaliter cognoscendum, ita etiam mens miracula facientis moveatur ad faciendum aliquid ad quod sequitur effectus miraculi, quod Deus sua virtute facit. Quod quandoque quidem fit praecedente oratione, sicut cum Petrus Tabitham mortuam suscitavit, ut habetur Act. IX, quandoque etiam non praecedente manifesta oratione, sed Deo ad nutum hominis operante, sicut Petrus Ananiam et Saphiram mentientes morti increpando tradidit, ut dicitur Act. V. Unde Gregorius dicit, in II Dialog., quod sancti aliquando ex potestate, aliquando exhibent miracula ex postulatione. Utrolibet tamen modo Deus principaliter operatur, qui utitur instrumentaliter vel interiori motu hominis, vel eius locutione, vel etiam aliquo exteriori, actu, seu etiam aliquo contactu corporali corporis, etiam mortui. Unde Iosue X, cum Iosue dixisset, quasi ex potestate, sol, contra Gabaon non movearis, subditur postea, non fuit antea et post tam longa dies, obediente Deo voci hominis.

IIª-IIae, q. 178 a. 1 ad 2

Ad secundum dicendum quod ibi loquitur dominus de miraculis quae fienda sunt tempore Antichristi, de quibus apostolus dicit, II ad Thessal. II, quod adventus Antichristi erit secundum operationem Satanae, in omni virtute et signis et prodigiis mendacibus. Et sicut Augustinus dicit, XX de Civ. Dei, ambigi solet utrum propterea dicta sint signa et prodigia mendacii quoniam mortales sensus per phantasmata decepturus est, ut quod non facit, facere videatur, an quia illa, etiam si erunt vera prodigia, ad mendacium pertrahent. Vera autem dicuntur, quia ipsae res verae erunt, sicut magi Pharaonis fecerunt veras ranas et veros serpentes. Non autem habebunt veram rationem miraculi, quia fient virtute naturalium causarum, sicut in prima parte dictum est. Sed operatio miraculorum quae attribuitur gratiae gratis datae, fit virtute divina, ad hominum utilitatem.

IIª-IIae, q. 178 a. 1 ad 3

Ad tertium dicendum quod in miraculis duo possunt attendi. Unum quidem est id quod fit, quod quidem est aliquid excedens facultatem naturae. Et secundum hoc, miracula dicuntur virtutes. Aliud est id propter quod miracula fiunt, scilicet ad manifestandum aliquid supernaturale. Et secundum hoc, communiter dicuntur signa, propter excellentiam autem, dicuntur portenta vel prodigia, quasi procul aliquid ostendentia.

IIª-IIae, q. 178 a. 1 ad 4

Ad quartum dicendum quod gratia sanitatum commemoratur seorsum, quia per eam confertur homini aliquod beneficium, scilicet corporalis sanitatis, praeter beneficium commune quod exhibetur in omnibus miraculis, ut scilicet homines adducantur in Dei notitiam.

IIª-IIae, q. 178 a. 1 ad 5

Ad quintum dicendum quod operatio miraculorum attribuitur fidei propter duo. Primo quidem, quia ordinatur ad fidei confirmationem. Secundo, quia procedit ex Dei omnipotentia, cui fides innititur. Et tamen, sicut praeter gratiam fidei necessaria est gratia sermonis ad fidei instructionem, ita etiam necessaria est operatio miraculorum ad fidei confirmationem.

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