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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae

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Summe der Theologie

Vierter Artikel. Mit Recht wird die Hervorbringung des Lichtes als am ersten Tage geschehen erzählt.

a) Dem steht gegenüber: I. Das Licht ist eine Eigenschaft. Jegliche Eigenschaft setzt als ihrer Natur nach zu einem Sein hinzutretend etwas Anderes als Erstes und Vorhergehendes voraus, hat also mehr die Natur des Letzten wie des Ersten. Also am ersten Tage durfte das Licht nicht hervorgebracht sein. II. Das Licht scheidet den Tag von der Nacht. Das aber geschieht durch die Sonne, die erst am vierten Tage gemacht worden. Also durfte vorher nicht das Licht gemacht sein. III. Tag und Nacht wechselt miteinander ab wegen der Kreisbewegung des leuchtenden Körpers. Diese Kreisbewegung ist aber eigen dem Firmamente, welches am zweiten Tage gemacht worden. Also durfte nicht am ersten Tage das Licht hervorgebracht sein, das den Tag von der Nacht scheidet. IV. Vom geistigen Lichte kann zudem das Wort der Genesis nicht verstanden werden. Denn dieses Licht schied das Licht von der Finsternis. Im Anfange aber waren noch keine geistigen Finsternisse; denn auch die Dämonen waren im Anfange gut. Auf der anderen Seite mußte dasjenige, ohne was der Tag nicht sein kann, am ersten Tage gemacht werden. Ohne Licht aber kann kein Tag sein. Also mußte das Licht am ersten Tage geschaffen sein.

b) Ich antworte, über die Hervorbringung des Lichtes bestehe eine doppelte Meinung. Augustin (11. de Civ. Dei c. 9.) meint, Moses durfte nicht die Erschaffung der geistigen Kreatur übergehen. Unter dem „Himmel“ also versteht Augustin die formlose geistige Kreatur; unter der „Erde“ den formlosen Stoff. Und da die geistige Kreatur vorzüglicher war, mußte sie eher ihre vollendende Form erhalten. Sie erhielt nun diese dadurch, daß ihr geistiges Licht wurde, um dem „Worte“ anzuhängen. Die übrigen aber halten dafür, die Erschaffung der Geistnatur sei von Moses übergangen worden. So sagt Basilius (I. in Hexaëm.), daß Moses seine Erzählung vom „Anfange“ begann, soweit es die Zeit als das Maß des Sichtbaren betrifft; die geistige Natur sei vorher geschaffen worden. Chrysostomus meint (hom. 2. in Gen.), Moses hätte die Erschaffung der reinen Geister übergangen, um dem rohen Volke, zu dem er unmittelbar sprach, keine Gelegenheit für Götzendienst zu geben; denn die Juden hätten ohne Zweifel körperlose Substanzen für Götter gehalten. Es war jedoch notwendig, daß die Einförmigkeit der Finsternisse zu allererst entfernt würde durch die Hervorbringung des Lichtes; und zwar aus zwei Gründen: 1. Das Licht ist die wirksame Eigenschaft des ersten und vornehmsten Körpers; gemäß dem Lichte also ward zuerst die Welt geformt. 2. Das Licht ist allen, den höchsten wie den niedrigsten Körpern, gemeinsam. Wie wir aber im Erkennen ausgehen vom Allgemeineren, so auch im Wirken. Denn eher wird etwas z. B. ein thatsächlich Lebendiges, bevor es tierisch wirksame Kräfte erhält; und früher hat etwas tierische Kräfte, bevor es als Mensch thätig sein kann. Als die Form also des ersten Körpers und als die gemeinsamere Form ward das Licht am ersten Tage hervorgebracht. Basilius fügt dazu einen dritten Grund; weil nämlich im Lichte alles offenbar wird. Und endlich kann ein Tag nicht sein ohne Licht. Also mußte das Licht am ersten Tage geschaffen werden.

c) I. Jene, welche meinen, die Formlosigkeit des Stoffes wäre der Formierung der Zeit nach vorausgegangen, müssen hier annehmen, zuerst sei der Stoff unter allgemeinen substantialen Formen geschaffen; und dann erst sei er gemäß einzelnen zufälligen Verhältnissen und Eigenschaften gebildet und geformt worden und unter diesen sei die erste das Licht gewesen. II. Manche sagen, jenes Licht sei eine lichte Wolke gewesen, die nachher, als die Sonne geworden war, sich wieder auflöste. Doch das geht nicht. Denn die Schrift erzählt die Gründung der Natur, wie diese nachher gedauert hat. Deshalb sagen andere, jene lichte Wolke bestehe noch und sei jetzt mit der Sonne verbunden, so daß sie von dieser nicht mehr unterschieden werden könne. Aber danach wäre die besagte Wolke jetzt überflüssig und Überflüssiges giebt es nicht in den Werken Gottes. Wieder andere sagen deshalb, aus dieser leuchtenden Wolke sei die Sonne formiert worden. Doch das ist auch nicht möglich, wenn angenommen werden soll, die Sonne sei nicht von der Natur der Erdenelemente; sie sei ihrer Natur nach unvergänglich, sei also weder nach und nach entstanden noch könne sie von ihrer eigenen Natur aus vergehen; somit könne ihr Stoff niemals unter einer anderen Form sein. Somit muß man mit Dionysius (4. de div. nom.) sagen, daß jenes Licht das Sonnenlicht wohl war, jedoch noch formlos. Die Substanz der Sonne war wohl bereits und hatte im allgemeinen erleuchtende Kraft. Nachher aber, am vierten Tage, ist ihr eine besondere und bestimmte Kraft gegeben worden, um besondere und im Bereiche der Natur bestimmte Wirkungen hervorzubringen. Demgemäß also ist das Licht von der Finsternis geschieden worden in drei Beziehungen: 1. Mit Rücksicht auf den Grund des Lichts. Denn in der Sonnensubstanz bestand die Ursache des Lichts; in der Dichtigkeit der Erde aber die Ursache der Finsternisse. 2. Mit Rücksicht auf den Ort. Denn in einer Erdhälfte war Licht, in der anderen Finsternis. 3. Mit Rücksicht auf die Zeit. Denn in derselben Erdhälfte war gemäß einem Teil der Zeit Licht, gemäß einem anderen Teil Finsternis. Und deshalb heißt es: „Er nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht.“ III. Basilius (l. c.) nimmt an, Licht und Finsternis sei damals vorhanden gewesen durch das Ausstrahlen von Licht und durch das Einziehen desselben; nicht also auf Grund der Bewegung. Dagegen wirft jedoch Augustin ein, für einen solchen Wechsel im Ausstrahlen und Zurückziehen von Licht hätte gar kein Grund bestanden; da weder Tiere noch Pflanzen gewesen wären, die das Licht hätten brauchen können. Zudem könnte ein solches Aussenden und Zurücknehmen von Lichtstrahlen nur kraft eines Wunders sich vollziehen, nicht auf Grund der Natur des Lichts. In der ersten Begründung der Natur aber muß man nicht nach Wundern suchen, sondern nach dem, was in der Natur der Dinge begründet ist. (2. sup. Gen. ad litt. c. 1.) Deshalb muß man so antworten. Es giebt eine doppelte Bewegung am Himmel. Einmal besteht eine Bewegung, welche dem ganzen Himmel gemeinsam ist; sie macht Tag und Nacht; diese scheint am ersten Tage eingerichtet worden zu sein. Dann ist eine andere Bewegung vorhanden, in welcher ein Unterschied besteht gemäß den verschiedenen Körpern; nach dieser Verschiedenartigkeit vollzieht sich die Verschiedenheit der Tage voneinander, der Monate und der Jahre. Und deshalb ist am ersten Tage nur vom Unterschiede zwischen Tag und Nacht die Rede, der da gemäß der allgemeinen Bewegung besteht. Am vierten Tage aber wird von der Verschiedenheit der Tage und der Zeiten und der Jahre gesprochen; welche Verschiedenheit hergestellt wird durch die den einzelnen Himmelskörpern je eigentümliche Bewegung. IV. Augustin versteht unter dem Lichte die Vollendung der Geister durch die Gnade, mit der sie geschaffen worden; nicht durch die Herrlichkeit. Durch dieses Licht also ward geschieden das Licht von den Finsternissen, d. h. von der noch formlosen stofflichen Kreatur. Ist aber die ganze Kreatur zugleich vollendet worden, so wurde die Scheidung gemacht mit Rücksicht auf die geistigen Finsternisse; nicht welche damals waren, weil der Teufel nicht als böse geschaffen worden ist, sondern welche Gott als zukünftige voraussah.

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Summa theologiae

Articulus 4

Iª q. 67 a. 4 arg. 1

Ad quartum sic proceditur. Videtur quod inconvenienter lucis productio in prima die ponatur. Est enim lux qualitas quaedam, ut dictum est. Qualitas autem, cum sit accidens, non habet rationem primi, sed magis rationem postremi. Non ergo prima die debet poni productio lucis.

Iª q. 67 a. 4 arg. 2

Praeterea, per lucem distinguitur nox a die. Hoc autem fit per solem, qui ponitur factus die quarta. Ergo non debuit poni productio lucis prima die.

Iª q. 67 a. 4 arg. 3

Praeterea, nox et dies fit per circularem motum corporis lucidi. Sed circularis motus est proprius firmamenti, quod legitur factum die secunda. Ergo non debuit poni in prima die productio lucis distinguentis noctem et diem.

Iª q. 67 a. 4 arg. 4

Si dicatur quod intelligitur de luce spirituali, contra, lux quae legitur facta prima die, facit distinctionem a tenebris. Sed non erant in principio spirituales tenebrae, quia etiam Daemones fuerunt a principio boni, ut supra dictum est. Non ergo prima die debuit poni productio lucis.

Iª q. 67 a. 4 s. c.

Sed contra, id sine quo non potest esse dies, oportuit fieri in prima die. Sed sine luce non potest esse dies. Ergo oportuit lucem fieri prima die.

Iª q. 67 a. 4 co.

Respondeo dicendum quod de productione lucis est duplex opinio. Augustino enim videtur quod non fuerit conveniens Moysen praetermisisse spiritualis creaturae productionem. Et ideo dicit quod, cum dicitur, in principio creavit Deus caelum et terram, per caelum intelligitur spiritualis natura adhuc informis, per terram autem intelligitur materia informis corporalis creaturae. Et quia natura spiritualis dignior est quam corporalis, fuit prius formanda. Formatio igitur spiritualis naturae significatur in productione lucis, ut intelligatur de luce spirituali formatio enim naturae spiritualis est per hoc quod illuminatur ut adhaereat verbo Dei. Aliis autem videtur quod sit praetermissa a Moyse productio spiritualis creaturae. Sed huius rationem diversimode assignant. Basilius enim dicit quod Moyses principium narrationis suae fecit a principio quod ad tempus pertinet sensibilium rerum; sed spiritualis natura, idest angelica, praetermittitur, quia fuit ante creata. Chrysostomus autem assignat aliam rationem. Quia Moyses loquebatur rudi populo, qui nihil nisi corporalia poterat capere; quem etiam ab idololatria revocare volebat. Assumpsissent autem idololatriae occasionem, si propositae fuissent eis aliquae substantiae supra omnes corporeas creaturas, eas enim reputassent deos, cum etiam proni essent ad hoc quod solem et lunam et stellas colerent tanquam deos; quod eis inhibetur Deut. IV. Praemissa autem fuerat Gen. I, circa creaturam corporalem multiplex informitas, una quidem in hoc quod dicebatur, terra erat inanis et vacua; alia vero in hoc quod dicebatur, tenebrae erant super faciem abyssi. Necessarium autem fuit ut informitas tenebrarum primo removeretur per lucis productionem, propter duo. Primo quidem, quia lux, ut dictum est, est qualitas primi corporis, unde secundum eam primo fuit mundus formandus. Secundo, propter communitatem lucis, communicant enim in ea inferiora corpora cum superioribus. Sicut autem in cognitione proceditur a communioribus, ita etiam in operatione, nam prius generatur vivum quam animal, et animal quam homo, ut dicitur in libro de Gener. Animal. Sic ergo oportuit ordinem divinae sapientiae manifestari, ut primo inter opera distinctionis produceretur lux, tanquam primi corporis forma, et tanquam communior. Basilius autem ponit tertiam rationem, quia per lucem omnia alia manifestantur. Potest et quarta ratio addi, quae in obiiciendo est tacta, quia dies non potest esse sine luce; unde oportuit in prima die fieri lucem.

Iª q. 67 a. 4 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod, secundum opinionem quae ponit informitatem materiae duratione praecedere formationem, oportet dicere quod materia a principio fuerit creata sub formis substantialibus; postmodum vero fuerit formata secundum aliquas conditiones accidentales, inter quas primum locum obtinet lux.

Iª q. 67 a. 4 ad 2

Ad secundum dicendum quod quidam dicunt lucem illam fuisse quandam nubem lucidam, quae postmodum, facto sole, in materiam praeiacentem rediit. Sed istud non est conveniens. Quia Scriptura in principio Genesis commemorat institutionem naturae, quae postmodum perseverat, unde non debet dici quod aliquid tunc factum fuerit, quod postmodum esse desierit. Et ideo alii dicunt quod illa nubes lucida adhuc remanet, et est coniuncta soli, ut ab eo discerni non possit. Sed secundum hoc, illa nubes superflua remaneret, nihil autem est vanum in operibus Dei. Et ideo alii dicunt quod ex illa nube formatum est corpus solis. Sed hoc etiam dici non potest, si ponatur corpus solis non esse de natura quatuor elementorum, sed esse incorruptibile per naturam quia secundum hoc, materia eius non potest esse sub alia forma. Et ideo est dicendum, ut Dionysius dicit IV cap. de Div. Nom., quod illa lux fuit lux solis, sed adhuc informis, quantum ad hoc, quod iam erat substantia solis, et habebat virtutem illuminativam in communi; sed postmodum data est ei specialis et determinata virtus ad particulares effectus. Et secundum hoc, in productione huius lucis distincta est lux a tenebris, quantum ad tria. Primo quidem, quantum ad causam, secundum quod in substantia solis erat causa luminis, in opacitate autem terrae causa tenebrarum. Secundo, quantum ad locum, quia in uno hemisphaerio erat lumen, in alio tenebrae. Tertio, quantum ad tempus, quia in eodem hemisphaerio secundum unam partem temporis erat lumen, secundum aliam tenebrae. Et hoc est quod dicitur, lucem vocavit diem, et tenebras noctem.

Iª q. 67 a. 4 ad 3

Ad tertium dicendum quod Basilius dicit lucem et tenebras tunc fuisse per emissionem et contractionem luminis, et non per motum. Sed contra hoc obiicit Augustinus quod nulla ratio esset huius vicissitudinis emittendi et retrahendi luminis; cum homines et animalia non essent, quorum usibus hoc deserviret. Et praeterea hoc non habet natura corporis lucidi, ut retrahat lumen in sui praesentia, sed miraculose potest hoc fieri, in prima autem institutione naturae non quaeritur miraculum, sed quid natura rerum habeat, ut Augustinus dicit. Et ideo dicendum est quod duplex est motus in caelo. Unus communis toti caelo, qui facit diem et noctem, et iste videtur institutus primo die. Alius autem est, qui diversificatur per diversa corpora; secundum quos motus fit diversitas dierum ad invicem, et mensium et annorum. Et ideo in prima die fit mentio de sola distinctione noctis et diei, quae fit per motum communem. In quarta autem die fit mentio de diversitate dierum et temporum et annorum, cum dicitur, ut sint in tempora et dies et annos; quae quidem diversitas fit per motus proprios.

Iª q. 67 a. 4 ad 4

Ad quartum dicendum quod, secundum Augustinum, informitas non praecedit formationem duratione. Unde oportet dicere quod per lucis productionem intelligatur formatio spiritualis creaturae non quae est per gloriam perfecta, cum qua creata non fuit; sed quae est per gratiam perfecta, cum qua creata fuit, ut dictum est. Per hanc ergo lucem facta est divisio a tenebris, idest ab informitate alterius creaturae non formatae. Vel, si tota creatura simul formata fuit, facta est distinctio a tenebris spiritualibus, non quae tunc essent (quia Diabolus non fuit creatus malus); sed quas Deus futuras praevidit.

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