Traduction
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Summe der Theologie
Siebenter Artikel. Der Engel und die menschliche Seele gehören nicht ein und derselben Natur oder Gattung an.
a) Das Gegenteil scheint wahr. Denn: I. Jegliches Ding hat kraft seiner Natur Beziehung zu einem ihm eigenen Zwecke; und kraft derselben Natur hat es die Hinneigung zu diesem Zwecke. Ein und denselben Zweck aber hat der Engel und der Mensch; nämlich die ewige Seligkeit. Also gehören sie auch ein und derselben Natur an. II. Was an letzter entscheidender Stelle die eine Gattung von der anderen unterscheidet, das ist das höchste und edelste im betreffenden Dinge; denn es vollendet die Natur der Gattung. Im Engel und im Menschen aber giebt es nichts Höheres und Edleres wie das Vernünftigsein. Also ist in beiden die Vernünftigkeit das Unterscheidende und Vollendende der Gattung; und somit sind beide ein und derselben Gattung zugehörig. III. Höchstens weil die Seele mit dem Körper vereinigt ist, scheint sie vom Engel unterschieden zu sein. Der Körper aber gehört nicht zum Wesen der menschlichen Seele. Also. Auf der anderen Seite sind jene Wesen der Gattung und Natur nach voneinander unterschieden, die eine verschiedene Thätigkeit entwickeln. Kraft ihrer Natur aber ist die Thätigkeit der Seele unterschieden von der des Engels; wie Dionysius sagt (7. de div. nom.): „Der Engelverstand versteht in einfacher Weise; er sammelt nicht vom Sichtbaren her die Verbindung, welche Gott in das Wesen und in die Natur der Dinge gelegt hat.“
b) Ich antworte, daß Origenes annahm, die menschlichen Seelen und die reinen Geister seien einer Gattung und Natur; und nur gelegentlich, nämlich wegen der Verschiedenheit in ihren entsprechenden Willensentscheidungen (vgl. Kap. 47, Art. 2) sei die Verschiedenheit zwischen den verschiedenen Seinsstufen entstanden. Doch das kann nicht sein. Denn in den körperlosen Substanzen kann keine Verschiedenheit der Zahl nach sein, ohne daß die ganze Gattung zugleich verschieden wäre und die Seinsstufe der Natur. Sie sind ja nur reine Wesensformen und haben keinen Stoff in sich. Die Wesensform aber macht immer einen Unterschied in der Gattung; wie die Wesensform „Pfianze“ den Gattungsunterschied herstellt zwischen Stein und Pflanze. Es könnte gar nicht verstanden werden, wenn die weiße Farbe getrennt als Form für sich bestände, wie es dann nicht ein einziges Weißes geben müßte; denn nur deshalb ist die eine weiße Farbe jetzt von der anderen unterschieden und bleibt doch ihrer Natur nach immer weiße Farbe, weil durch dieselbe dies weiß ist z. B. die Wand und auch jenes z. B. das Tuch. Verschiedenheit in der Gattung aber hat immer im Gefolge die Verschiedenheit in der natürlichen Seinsstufe; wie in den verschiedenen Gattungen von Farben die eine vollkommener ist wie die andere. Und das hat deshalb statt, weil die Gattungen, welche eine Art teilen, einander entgegengesetzt sind wie „Vollkommenes“ und „Unvollkommenes“; z. B. wie „Tier“ als das Unvollkommene, der Vernunft Ermangelnde, gegenübersteht innerhalb derselben Art „sinnbegabt“ dem „Menschen“ als dem Vollkommenen, eine Vernunft Besitzenden. Ganz dasselbe würde folgen, wenn diese geistigen Substanzen zusammengesetzt wären aus Stoff und Form. Denn soll der Stoff der einen sich vom Stoffe der anderen unterscheiden, so ist es notwendig, daß entweder die Wesensform den einen Stoff vom anderen trenne und daß sonach der Unterschied auf der Verschiedenheit der Beziehung des Stoffes zu verschiedenen Wesensformen beruhe; — und so folgt wieder von neuem die Verschiedenheit im Wesen und demgemäß die Ungleichheit in der natürlichen Seinsstufe. Oder der Stoff ist das Princip für die Trennung des einen Stofflichen vom anderen und somit ebenfalls für den Unterschied der Wesensformen. Denn man kann nicht sagen, dieser Stoff sei von jenem nur gemäß dem verschiedenen Umfange verschieden; da ein Umfang in den unkörperlichen Substanzen sich nicht findet, wie dies die menschliche und der Engel sind. Es kann also nur wieder ein Unterschied in den Wesensformen, d. h. in der Gattung zwischen Mensch und Engel in Betracht kommen. In welcher Weise aber alle menschlichen Seelen zu einer einzigen Gattung gehören, das wird allsogleich erklärt werden.
c) I. Jener Einwurf würde stichhaltig sein, wenn die ewige Seligkeit nicht der letzte und übernatürliche Zweck wäre, sondern der nächste und natürliche. Für den übernatürlichen Zweck hat die Kreatur nämlich nicht kraft ihrer Natur die Mittel, ihn zu erreichen; kann also weder denselben positiv erkennen noch sich positiv zu selbem hinneigen. II. Der die Gattung vollendende Unterschied ist das edelste und höchste Sein im Dinge, weil er am meisten bestimmt und bis ins Einzelne hinein bethätigt; und in derselben Weise steht das Thätigsein höher wie das Leiden und Empfangen. So aber ist die Vernünftigkeit nicht das edelste und höchste in den vernünftigen Geschöpfen. Denn dieselbe ist im höchsten Grade an sich unbestimmt und läßt die verschiedensten Stufen im Sein zu; gerade so wie die sinnliche Wahrnehmung viele Grade zuläßt, sowohl insofern es den Gegenstand betrifft wie auch das Wahrnehmen selber. Wie also nicht alles sinnlich Wahrnehmbare zu ein und derselben Gattung gehört, so auch bildet nicht alles Vernünftige eine einzige Gattung oder Natur. III. Die Seele hat es aus ihrer Natur, daß sie mit dem Körper vereinigt werden kann; so daß nicht eigentlich die Seele die Stufe der Gattung einnimmt, sondern das Zusammengesetzte. Und dieser Umstand selber, daß die Seele wie auch immer des Körpers bedarf zu ihrer Thätigkeit, zeigt an, daß sie eine tiefere Stelle einnimmt in der Natur wie der Engel.
Edition
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Summa theologiae
Articulus 7
Iª q. 75 a. 7 arg. 1
Ad septimum sic proceditur. Videtur quod anima et Angelus sint unius speciei. Unumquodque enim ordinatur ad proprium finem per naturam suae speciei, per quam habet inclinationem ad finem. Sed idem est finis animae et Angeli, scilicet beatitudo aeterna. Ergo sunt unius speciei.
Iª q. 75 a. 7 arg. 2
Praeterea, ultima differentia specifica est nobilissima, quia complet rationem speciei. Sed nihil est nobilius in Angelo et anima quam intellectuale esse. Ergo conveniunt anima et Angelus in ultima differentia specifica. Ergo sunt unius speciei.
Iª q. 75 a. 7 arg. 3
Praeterea, anima ab Angelo differre non videtur nisi per hoc, quod est corpori unita. Corpus autem, cum sit extra essentiam animae, non videtur ad eius speciem pertinere. Ergo anima et Angelus sunt unius speciei.
Iª q. 75 a. 7 s. c.
Sed contra, quorum sunt diversae operationes naturales, ipsa differunt specie. Sed animae et Angeli sunt diversae operationes naturales, quia ut dicit Dionysius, VII cap. de Div. Nom., mentes angelicae simplices et beatos intellectus habent, non de visibilibus congregantes divinam cognitionem; cuius contrarium postmodum de anima dicit. Anima igitur et Angelus non sunt unius speciei.
Iª q. 75 a. 7 co.
Respondeo dicendum quod Origenes posuit omnes animas humanas et Angelos esse unius speciei. Et hoc ideo, quia posuit diversitatem gradus in huiusmodi substantiis inventam, accidentalem, utpote ex libero arbitrio provenientem, ut supra dictum est. Quod non potest esse, quia in substantiis incorporeis non potest esse diversitas secundum numerum absque diversitate secundum speciem, et absque naturali inaequalitate. Quia si non sint compositae ex materia et forma, sed sint formae subsistentes, manifestum est quod necesse erit in eis esse diversitatem in specie. Non enim potest intelligi quod aliqua forma separata sit nisi una unius speciei, sicut si esset albedo separata, non posset esse nisi una tantum; haec enim albedo non differt ab illa nisi per hoc, quod est huius vel illius. Diversitas autem secundum speciem semper habet diversitatem naturalem concomitantem, sicut in speciebus colorum unus est perfectior altero, et similiter in aliis. Et hoc ideo, quia differentiae dividentes genus sunt contrariae; contraria autem se habent secundum perfectum et imperfectum, quia principium contrarietatis est privatio et habitus ut dicitur in X Metaphys. Idem etiam sequeretur, si huiusmodi substantiae essent compositae ex materia et forma. Si enim materia huius distinguitur a materia illius, necesse est quod vel forma sit principium distinctionis materiae, ut scilicet materiae sint diversae propter habitudinem ad diversas formas, et tunc sequitur adhuc diversitas secundum speciem et inaequalitas naturalis. Vel materia erit principium distinctionis formarum; nec poterit dici materia haec alia ab illa, nisi secundum divisionem quantitativam, quae non habet locum in substantiis incorporeis, cuiusmodi sunt Angelus et anima. Unde non potest esse quod Angelus et anima sint unius speciei. Quomodo autem sint plures animae unius speciei infra ostendetur.
Iª q. 75 a. 7 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod ratio illa procedit de fine proximo et naturali. Beatitudo autem aeterna est finis ultimus et supernaturalis.
Iª q. 75 a. 7 ad 2
Ad secundum dicendum quod differentia specifica ultima est nobilissima, inquantum est maxime determinata, per modum quo actus est nobilior potentia. Sic autem intellectuale non est nobilissimum, quia est indeterminatum et commune ad multos intellectualitatis gradus, sicut sensibile ad multos gradus in esse sensibili. Unde sicut non omnia sensibilia sunt unius speciei, ita nec omnia intellectualia.
Iª q. 75 a. 7 ad 3
Ad tertium dicendum quod corpus non est de essentia animae, sed anima ex natura suae essentiae habet quod sit corpori unibilis. Unde nec proprie anima est in specie; sed compositum. Et hoc ipsum quod anima quodammodo indiget corpore ad suam operationem, ostendit quod anima tenet inferiorem gradum intellectualitatis quam Angelus, qui corpori non unitur.