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Summe der Theologie
Erster Artikel. Gott kann ohne Zwischenursache den Stoff für die betreffende Form bestimmen.
a) Dementgegen sagt: I. Aristoteles (7 Metaph.): „Eine Wesensform, welche im Stoffe ist, kann nur von einer Wesensform verursacht werden, die gleichermaßen im Stoffe ist; denn jedes Ding bringt ein ihm ähnliches hervor.“ Gott aber ist keine Wesensform im Stoffe. Also kann Gott nicht unmittelbar eine Wesensform, soweit sie im Stoffe ist, hervorbringen. II. Eine von sich aus allgemeine, also auf Vieles gleichmäßig sich erstreckende Ursache, wird nichts hervorbringen, wenn sie nicht von einer anderen Seite her zu etwas Einem bestimmt wird; wie Aristoteles (3. de anima) sagt: „Eine im allgemeinen gehaltene Meinung bewegt nur vermittelst einer besonderen, einer auf etwas Einzelnes und Besonderes gehenden Auffassung.“ Die göttliche Kraft ist aber durchaus allgemein, Also bringt sie eine einzelne besondere Wesensform nur hervor vermittelst einer ihrer Natur nach auf das Besondere gerichteten Ursache. III. Wie das Sein im allgemeinen von der ersten allgemeinen Ursache abhängt, so das einzeln bestimmte Sein von den besonderen in sich bestimmten Ursachen. Dieses bestimmte einzelne Sein wird aber von jeglichem Dinge vermittelst der ihm eigenen Wesensform festgehalten. Also bringt Gott die den Dingen eigenen besonderen Formen nur hervor vermittelst einzelner besonderer Zwischenursachen. Auf der anderen Seite sagt Gen. 2, 7.: „Gott formte den Menschen aus einem Erdenkloß.“
b) Ich antworte, Gott kann unmittelbar den Stoff für die einzelne Form bestimmen. Denn was nur leidendes und bestimmbares Vermögen hat für das Sein, das kann von jener Ursache bestimmt und bethätigt werden, in deren Gewalt dieses. Vermögen ist. Da also der Stoff als reines Vermögen, um zu empfangen, als von Gott geschaffen in der Gewalt Gottes enthalten ist, so kann auch Gott ihn bestimmen und bethätigen für eine beliebige einzelne Wesensform; denn die Wesensform im Stoffe ist nichts Anderes wie das thatsächliche Sein des Stoffes.
c) I. Eine Wirkung ist in doppelter Weise der wirkenden Ursache ähnlich: einmal, insoweit beide dieselbe Wesensform haben; wie der Mensch dem Menschen ähnlich ist, das Feuer dem Feuer; — dann, insoweit die Wesensform der Wirkung in der Kraft der Ursache enthalten ist, wie die aus der Fäulnis vermittelst der Sonnenwärme erzeugten Tiere oder die Pflanzen oder die Mineralien, worauf das Licht der Sonne und der Sterne Einfluß hat, in der wirkenden Kraft dieser Himmelskörper enthalten sind, mit denen sie im Wesen nicht übereinkommen. So also ist die Wirkung insoweit ihrer Ursache ähnlich, als die einzelne verursachende Kraft in die Wirkung hineinreicht. Die Kraft Gottes aber erstreckt sich auf die Wesensform und auf den Stoff. Also ist das Zusammengesetzte, was erzeugt wird, Gott ähnlich, je nachdem es in der göttlichen wirkenden Kraft enthalten ist; sowie es dem Zusammengesetzten, von dem es erzeugt worden, ähnlich ist in der Wesensgattung. Wie also das zeugende Zusammengesetzte, z. B. der Mensch, den Stoff für die einzelne Form bestimmen kann, indem es ein ihm dem Wesen nach ähnliches, z. B. wieder einen Menschen, erzeugt; so kann dies auch Gott. Das kann aber auch nur Gott unter den stofflosen Substanzen und keine andere. Denn der Stoff als reines allgemeines Vermögen für jegliche Wesensform ist in der alleinigen Gewalt der ersten allgemeinen, rein thatsächlichen Ursache enthalten; und nicht in der Gewalt einer erschaffenen, beschränkten stofflosen Substanz. Und deshalb können die Dämonen und die Engel wohl im Bereiche dieser sichtbaren Dinge wirken dadurch, daß sie den bestehenden Samen gebrauchen, ihn nach anderen Stellen schaffen u. s. w.; — nicht aber dadurch, daß sie unmittelbar die Wesensform dem Stoffe einprägen; sie können an und für sich nichts Einzelnes als solches bewirken. II. Dieser Einwurf würde gelten, wenn Gott als allgemeiner Grund mit Naturnotwendigkeit wirkte. Weil Er aber durch Vernunft und freien Willen wirkt, weil Er somit die jedem einzelnen Dinge eigenen Formen kennt und nicht bloß die Wesensformen in ihrer Allgemeinheit; deshalb kann Er in bestimmtester Weise diese oder jene Form einprägen. III. Die Thatsache selber, daß die beschränkten Ursachen miteinander in Beziehung stehen und jede die ihr eigene besondere Wirkung verursacht, ist von Gott. Gott also, der die anderen Ursachen geordnet hat, daß jede eine eigene bestimmte Wirkung habe, kann diese Wirkung auch selber unmittelbar für sich allein hervorbringen.
Edition
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Summa theologiae
Articulus 1
Iª q. 105 a. 1 arg. 1
Ad primum sic proceditur. Videtur quod Deus non possit immediate movere materiam ad formam. Sicut enim probat philosophus in VII Metaphys., formam in hac materia nihil facere potest nisi forma quae est in materia, quia simile facit sibi simile. Sed Deus non est forma in materia. Ergo non potest causare formam in materia.
Iª q. 105 a. 1 arg. 2
Praeterea, si aliquod agens se habeat ad multa, nullum eorum producet, nisi determinetur ad ipsum per aliquid aliud, ut enim in III de anima dicitur, universalis opinio non movet nisi mediante aliqua particulari apprehensione. Sed virtus divina est universalis causa omnium. Ergo non potest producere aliquam particularem formam, nisi mediante aliquo particulari agente.
Iª q. 105 a. 1 arg. 3
Praeterea, sicut esse commune dependet a prima causa universali, ita esse determinatum dependet a determinatis causis particularibus, ut supra habitum est. Sed determinatum esse alicuius rei est per propriam eius formam. Ergo propriae rerum formae non producuntur a Deo, nisi mediantibus causis particularibus.
Iª q. 105 a. 1 s. c.
Sed contra est quod dicitur Gen. II, formavit Deus hominem de limo terrae.
Iª q. 105 a. 1 co.
Respondeo dicendum quod Deus immediate potest movere materiam ad formam. Quia ens in potentia passiva reduci potest in actum, a potentia activa quae eam sub sua potestate continet. Cum igitur materia contineatur sub potestate divina, utpote a Deo producta, potest reduci in actum per divinam potentiam. Et hoc est moveri materiam ad formam, quia forma nihil aliud est quam actus materiae.
Iª q. 105 a. 1 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod effectus aliquis invenitur assimilari causae agenti dupliciter. Uno modo, secundum eandem speciem; ut homo generatur ab homine, et ignis ab igne. Alio modo, secundum virtualem continentiam, prout scilicet forma effectus virtualiter continetur in causa, et sic animalia ex putrefactione generata, et plantae et corpora mineralia assimilantur soli et stellis, quorum virtute generantur. Sic igitur effectus causae agenti similatur secundum totum illud ad quod se extendit virtus agentis. Virtus autem Dei se extendit ad formam et materiam, ut supra habitum est. Unde compositum quod generatur, similatur Deo secundum virtualem continentiam, sicut similatur composito generanti per similitudinem speciei. Unde sicut compositum generans potest movere materiam ad formam generando compositum sibi simile, ita et Deus. Non autem aliqua alia forma non in materia existens, quia materia non continetur in virtute alterius substantiae separatae. Et ideo Daemones et Angeli operantur circa haec visibilia, non quidem imprimendo formas, sed adhibendo corporalia semina.
Iª q. 105 a. 1 ad 2
Ad secundum dicendum quod ratio illa procederet, si Deus ageret, ex necessitate naturae. Sed quia agit per voluntatem et intellectum, qui cognoscit rationes proprias omnium formarum, et non solum universales; inde est quod potest determinate hanc vel illam formam materiae imprimere.
Iª q. 105 a. 1 ad 3
Ad tertium dicendum quod hoc ipsum quod causae secundae ordinantur ad determinatos effectus est illis a Deo. Unde Deus, quia alias causas ordinat ad determinatos effectus, potest etiam determinatos effectus producere per seipsum.